Nach Jahren des Nichstuns rückt der Burgberg in den Fokus

pm -Besucher bewegen sich direkt über den Resten des ehemaligen Burgwalls der gänzlich frei von Bewuchs ist und beschädigen voraussichtlich seit Jahrzehnten wertvolle historische Substanz

Nach Jahren des Nichstuns rückt der Burgberg in den Fokus.

Zugang herstellen, gut informieren, Bestand sichern.

Die Fraktionen von SPD und Grünen in der Bezirksversammlung, die mit ihrer Koalition dort die Mehrheit stellen, haben schnell, schneller als sonst, reagiert. Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass der Neue RUF über die misslichen Zustände am Burgberg Rönneburg berichtete. Eine Gruppe Rönneburger Bürger um Günter Bosien hatte sich des Themas angenommen, die Versäumnisse der Vergangenheit aufgegriffen und publik gemacht und der Hoffnung Ausdruck verliehen, die Verwaltung möge endlich Nägel mit Köpfen machen. Für diese Idee konnten die Rönneburger den Landesarchäologen Rainer-Maria Weiss begeistern, der gleichzeitig Direktor des Archäologischen Museums Hamburg mit Sitz in Harburg ist. Bereits am Freitag vergangener Woche stand der Antrag von Rot-Grün und die Koalition hatte – was in dieser Konstellation eher unüblich ist – die CDU mit ins Boot geholt, die das Thema durch Martin Hoschützky in den Regionalausschuss getragen hatte. Nun ist es ein parteiübergreifender Antrag geworden und auch alle anderen Parteien sind eingeladen, sich einzuklinken, so Bosien. Der Antrag hat den Titel „Rönneburger Burgberg: Zugang herstellen, gut informieren, Bestand sichern.“
Er schildert zunächst den Sachverhalt:
„Der Burgberg im Stadtteil Rönneburg ist mit seinem dichten Baumbestand eine wichtige Parkanlage zur Naherholung im Quartier. Darüber hinaus ist der Burgberg durch die Reste der namensgebenden Rönneburg für den Bezirk ein Ort von erheblichem historischem Interesse, da insbesondere der Ringwall der Hauptburg für die Verhältnisse einer frühmittelalterlichen Anlage noch vergleichsweise gut erhalten und auch für den Laien als solcher noch unmittelbar zu erkennen ist. Der Burgberg ist ein das Landschaftsbild prägendes Bodendenkmal, dessen Erhalt für den Bezirk bzw. Stadtteil von großer Bedeutung ist.
Zustand und Zugang zur Burg befinden sich indes in teilweise desolatem Zustand:
1. Von der Straße „Am Burgberg“ führen zwei Treppenanlagen durch die ehemalige Vorburg hinauf zur Hauptburg. Die Stufen dieser Treppen bestehen aus Holzbalken. Diese Treppen sind marode, einige Stufen bereits komplett zerfallen, die Holzbalken verrottet und Geländer entweder nicht (mehr) vorhanden oder massiv beschädigt. Aus Sicherheitsgründen sind diese Treppen bereits seit Jahren erkennbar provisorisch abgesperrt.
2. Drei untereinander angebrachte Holztafeln informieren Besucherinnen und Besucher über die geologische und historische Bedeutung des Burgbergs und der Burg. Diese Tafeln wurden allerdings in der falschen Reihenfolge montiert und der fortlaufende Text ist so nicht lesbar.
3. Die abgesperrten Treppenanlagen und ungepflegten Wege führen dazu, dass sich Besucherinnen und Besucher ‚ihre Wege selber schaffen‘, was an mehreren Stellen zu deutlichen Schäden bzw. Materialverlust am Hang geführt hat.
4. Besucherinnen und Besucher auf der Kuppe des Burgbergs bewegen sich darüber hinaus direkt auf den Resten des ehemaligen Burgwalls. Da dieser gänzlich frei von Bewuchs ist stellt sich die Frage, inwieweit die verbliebenen Reste der historischen Anlage, deren Bedeutung und Funktion noch nicht abschließend untersucht wurden, durch diesen permanenten leichten Abrieb geschädigt werden.“
Die Bezirksverwaltung wird daher gebeten, so Klaus Fehling, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, „unter ausdrücklichem Verweis auf den diesbezüglichen Antrag der CDU-Fraktion vom Februar 2018 aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen, mit welchen Kosten und in welchem Zeitrahmen eine Sanierung Wege und Treppenanlagen erfolgen kann.“ Hierüber soll im Regionalausschuss Harburg zeitnah Bericht erstattet werden. Weiter heißt es: „Die Wege und Treppenanlagen sollen saniert werden. Da der desolate Zustand von Ort schon lange anhält und augenscheinlich zunehmend Schäden an den Hängen des Burgberges auftreten, sei diese Sanierung prioritär zu behandeln. Die Informationstafeln sollen in der dann korrekten Reihenfolge montiert, zuvor aber gereinigt und gegen Verwitterung geschützt werden. Ferner sollten die im Laufe der Jahre entfernten Bänke und Abfallbehälter auf der Bergkuppe und die Bank am unteren Beginn der Treppenanlage erneuert werden. Außerdem müsse geprüft werden, „inwieweit die alte Quelle am Fuß des Berges zwischen den Treppenanlagen wieder fließend gemacht werden kann.“
Nicht zuletzt wird die Bezirksverwaltung ersucht zu prüfen, „inwieweit eine langfristige Bestandsgefährdung des Ringwalls der Hauptburg durch Spaziergänge unmittelbar auf dem ungeschützten Wallresten besteht und ob hier bauliche Maßnahmen erforderlich sind, die dem Schutz des Denkmals dienen, ohne den Zugang zum Burgberg einzuschränken. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, über die Ergebnisse der Prüfung im Regionalausschuss Harburg, sowie im Kulturausschuss zu berichten. Schließlich sollen je ein Vertreter des Archäologischen Museums Hamburg in den Regionalausschuss Harburg sowie in den Kulturausschuss eingeladen werden, „um zur archäologischen und historischen Bedeutung des Burgberges und den gegebenenfalls erforderlichen Maßnahmen zur fachgerechten Sicherung des Bodendenkmals Burgberg sowie möglicher Grabungen zu berichten.“