„Man muss das Beste daraus machen“

mk

„Man muss das Beste daraus machen“

Resy Grah feierte ihren 100. Geburtstag

Seit rund 29 Jahren wohnt Resy Grah in der Seniorenresidenz Neugraben. Nun feierte die rüstige Seniorin am 27. Februar ihren 100. Geburtstag. Grund genug für den Regionalbeauftragten für Süderelbe, Achim Gerdts, Resy Grah zur Feier des Tages einen Besuch abzustatten. Mit im Gepäck hatte Gerdts ein Glückwunschschreiben des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte im Vorfeld des Geburtstages schon schriftlich gratuliert.
Wie wurde sie auf die Seniorenresidenz Neugraben aufmerksam? Sie habe eine NDR-Sendung gesehen, in der tanzende Seniorenpaare gezeigt wurden. Das habe ihr so gut gefallen, dass sie beim NDR nach der Adresse der Einrichtung fragte. Der gab die Anschrift heraus. Da Grah unbedingt ein Seniorenheim mit Schwimmbad wollte, zog sie in die Seniorenresidenz Neugraben ein. Ihr gefalle der Service und die Atmosphäre des Hauses sehr gut, betonte Grah. Bis vor Kurzem recherchierte und schrieb sie für das hausinterne Blatt „Unser Zuhause“. Am liebsten über Reisen, so Grah, die vier Fremdsprachen beherrscht. Aber auch über Veranstaltungen im Seniorenheim verfasste Resy Grah Artikel. Aber nun machen die Augen nicht mehr mit. Sie könne das Geschriebene nicht mehr erkennen. Auch Fernsehen gucken ist nicht mehr drin. Man muss das Beste daraus machen, sagt Resy Grah. Diese hatte mit anderen Bewohnern der Seniorenresidenz vor Jahren auch eine Kegelgruppe ins Leben gerufen. Aber auch dieses Unterfangen ließ sich in den Jahren nicht mehr mit dem hohen Alter vereinbaren, weiß Resy Grah zu berichten.
Das Geburtstagskind erblickte das Licht der Welt in Güstrow. Ihr Vater war Beamter und SPD-Mitglied. Letzteres rief nach 1933 die Nazis auf den Plan. Der Vater wich mit der Familie nach Stralsund aus. Hier erlebte Resy Grah, die nach dem Abitur auf mehreren Sprachenschulen, unter anderem Englisch und Spanisch gelernt hatte, mit ihrem Vater das Kriegsende. Aber das Leid setzte sich fort: Ihre Mutter starb mit Mitte fünfzig. Die sowjetischen Besatzer und die deutschen Kommunisten verfolgten ihren Vater wegen seiner SPD-Gesinnung. Zudem war er Präsident einer Versicherungsgesellschaft. Auf den Posten waren auch die Kommunisten scharf. Ihr Vater habe eines Abends einen Anruf bekommen, dass er sich rasch aus dem Staub machen sollte, da er am nächsten Tag verhaftet werden würde. Ihr Vater flüchtete in die amerikanische Zone in Berlin. Sie selbst hätte legal aus der DDR ausreisen können, erzählt Resy Grah. Da sie aus mehreren Gründen kein Studium absolvierte, konnte sie später bei der Commerzbank dank ihrer Fremdensprachen- und umfassenden Volkswirtschaftkenntnisse beruflich Fuß fassen, so Resy Grah. Diese wurde für ihr ehrenamtliches Engagement im Hamburger Rathaus vom damaligen Bürgermeister Ole von Beust mit einer Urkunde geehrt. Aus den unterschiedlichsten Gründen habe sie in ihrem Leben 14 Mal umziehen müssen – nun sei Schluss!, betont Resy Grah. Hat sie noch Wünsche? Sie will nicht bettlägerig werden. Wenn das Ende nahe, möchte sie ruhig einschlafen, sagt Resy Grah gefasst.