„Lassen wir uns nicht verrückt machen!“

pm -André Trepoll: „Eine Baustellenkoordination findet in Hamburg nicht statt!Ò

„Lassen wir uns nicht verrückt machen!“.

„Politik trifft Grünkohl“ beim CDU-Ortsverband Harburg-Süd.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Er hätte es bedauert aber es hätte sein müssen: Hätte sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel kurzfristig zum Grünkohlessen des CDU-Ortsverbandes Harburg-Süd am Dienstag angemeldet, der Ortsverband-Chef Rainer Bliefernicht hätte ihr wegen Überfüllung absagen müssen. So weit war es nicht gekommen, denn die Kanzlerin war in Berlin anderwärtig beschäftigt. Statt dessen begrüßte der Marmstorfer CDU-Vorsitzende bei „Politik trifft Grünkohl“ die zahlreich erschienene lokale Prominenz aus CDU, Vereinen und Verbänden, aktive, passive und verdiente Mitglieder im Restaurant „Rönneburger Park“ und erläuterte ihnen, traditionell deftig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, die Lage der Nation und der Welt aus Seiner Sicht. Bis auf den letzten Platz war der Saal gefüllt und der Gast des Abends, der CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll, dessen politische Heimat die CDU-Süderelbe ist, musste ebenso wie alle anderen Anwesenden zunächst mit dem Duft von Grünkohl, Kasseler, Kohlwurst und Schweinebacke vorlieb nehmen, ehe er in die Bütt steigen durfte. Bliefernicht erwähnte die SPD nur kurz – es sind nur wenige Woche seit die GroKo in Harburg geplatzt ist – man habe durchaus erfolgreich zusammengearbeitet, so der Gastgeber rückblickend. Im Visier hatte Bliefernicht diesmal die Grünen. „Lassen wir uns von ihnen nicht verrückt machen,“ beschwor er sein Auditorium, denn es handele sich zumeist um wilde Gerüchte und unbelegte Behauptungen und nicht selten auch um Unsinn. Beispiel: Um das Herbstlaub zu entsorgen solle man laut Umweltbehöre (in grüner Hand) für 1 Euro ausgerechnet Säcke aus….Plastik kaufen, wo man doch allseits bemüht sei, Plastik das sich in den Meeren breit mache und neuerdings selbst im Darm nachgewiesen wurde, zu vermeiden. Das entbehre jeder Logik.
Er wolle auch kein verstecktes Plädoyer für die Autoindustrie halten, betonte Bliefernicht, doch das Schindluder das mit Messwerten getrieben werde, spotte jeder Beschreibung. Das alles sei längst nicht so gefährlich wie dargestellt. Im Übrigen stecke eine große Verlogenheit dahinter, wenn vormittags schadstoffarmes Fahren gepredigt werde und am herbstlichen Abend im Kamin Holz verfeuert oder eine Fahrt im SUV zum Sportverein angetreten werde. Und dann der Heilsbringer Elektroauto. Ob der nicht mit Strom aus fossiler Energie fahre, so seine rhetorische Frage. Tempo 30 sei unter Umweltaspekten sinnlos und auch die Absicht des Senats, den Wirtschaftsstandort Hamburg in eine fahrradfreundliche Stadt zu verwaneln, geißelte er als Gift für die Wirtschaft aufs Schärfste. Schließlich die Staus und Baustellen in Harburg – ein Kapitel für sich! Er vermisse Visionen für die Zukunft des Verkehrs in Hamburg. Zwar solle die A26 bis 2023 immerhin bis nach Neu Wulmstorf gebaut werden, doch der letzte Abschnitt auf Hamburger Gebiet sei noch Zukunftsmusik.
„Es gibt viele Themen, lieber André“, sagte er mit Blick auf Trepoll, verbunden mit dem Wunsch, seine Partei möge sich länderübergreifend um die Umsetzungen von Visionen zu kümmern, weil „die SED-Nachfolgepartei Die Linke, die Grünen und die SPD“ (erste und letzte Erwähnung) sich nicht kümmern würden – auch nicht in der Baupolitik, wo das Stichwort neuerdings „Verdichtung“ laute, verbunden mit schleichendem Abnehmen der Lebensqualität.
Trepoll befasste sich zunächst mit 18 Jahren Angela Merkel, deren Erfolge man nun nicht ausblenden solle, bevor er feststellte, dass Harburg nicht eine so gute Entwicklung genommen habe wie man es sich gewünscht hätte. Bei den Bezirks- und Europawahlen am 26. Mai 2019 bestünde die Möglichkeit, wieder die politische Mitte, der Platz der CDU, zu stärken. Es gelte vor allen Dingen, Wähler die zur AfD abgewandert seien, zurück zu gewinnen. Sorge bereite im im politischen Alltag die Überemotionalisierung, gar Verteufelung von Themen, durch das linke Spektrum, wie beispielsweise die Globalisierung. Trepoll räumte ein, dass vieles in der Affäre um den ehemaligen Cgef des Verfassungsschutzes schief gelaufen sei, so weit hätte es gar nicht kommen dürfen, sagte er. Statt dessen müsse sich die Regierungskoalition in Berlin zukünftig wieder mit Themen der politischen Mitte, mit den Problemen und Fragen der Menschen beschäftigen, statt mit sich selbst – eine Voraussetzung dafür, dass auch die CDU wieder als Volkspartei wahrgenommen werde. Nicht zuletzt müsse Hamburg wieder die sicherste Stadt Deutschlands werden, forderte der Fraktionsvorsitzende. Dazu gehöre auch, dass in Hamburg als Folge der Krawalle beim G20-Gipfel nicht lediglich die Polizeibeamten nun durchnummeriert werden.
Unter dem Strich funktioniere grüne Politik in einer Stadt wie Hamburg nicht – wie man am Kraftwerk in Moorburg sehen könne oder am stellenweisen Dieselfahrverbot, letzteres eine Maßnahme, die nur den Messtationen „helfe,“ nicht aber den Menschen, die nun lange Umwege fahren müssen. Die Folge: Noch mehr Luftverpestung und noch längere Staus. Nicht zuletzt nannte Trepoll die sinkenden Umschlagszahlen des Hafens – ein Alarmsignal!
Die Reden waren geredet, der Applaus war verhallt – die dampfenden Fleich- und Kohlschüsseln konnten endlich die Runde machen.