Kontroverse um Harburg-Verzicht im THHH-Logo

Seeräuber Hamburg!?
Kontroverse um Harburg-Verzicht im THHH-Logo

Dierk Eisenschmidt: Wir Harburger leben hier gern und sind stolz auf unsere zahlreichen landschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Errungenschaften! Foto: pm

(pm) Harburg. „Mit Erstaunen hörte ich vor ein paar Tagen im Bus, den Schwarzenberg hinauf, die Ansage „Nächster Halt: Technische Universität Hamburg“. Auf meine Nachfrage sagte mir der Busfahrer, das sei die neue Bezeichnung für die Technische Universität Hamburg-Harburg“, hat der verwunderte RUF-Leser Dierk Eisenschmidt, stellv. Bezirkshandwerksmeister, festgestellt. Auch ein weiterer RUF-Leser, Jürgen F. Bollmann, ehemals Propst des Kirchenkreises Harburg, reibt sich verwundert die Augen: „Die Geschichte der TUHH ist eng mit der Entwicklung Harburgs verbunden. Beide haben in den letzten Jahrzehnten viel Gutes voneinander gehabt. Es gibt nur noch wenige Institutionen, die den Namen Harburgs über seine Grenze hinaus bekannt halten können… Das Image eines Stadtteils hängt wesentlich von seinen ihn tragenden Institutionen ab. Harburger können deshalb nicht zulassen, dass ein wichtiger Pfeiler durch eine überflüssige Namensänderung weggerissen wird, zumal es für die TUHH bisher kein Nachteil war, Harburg in ihrem Namen zu führen.“
Warum die Aufregung? Die Technische Universität (TUHH) hat auf Beschluss ihres Präsidiums bereits im März vergangenen Jahres auf die Bezeichnung „Harburg“ in ihrem Logo verzichtet, in ihrer offziellen Bezeichnung allerdings schon 2012. „Dieser Änderung gingen viele Gespräche mit Harburger Bezirkspolitikern, der Behörde BWFG, Bürgerschaftsabgeordneten und Wirtschaftsvertretern vo­raus. Der Tenor war einhellig positiv für die weitere, dauerhafte und festgeschriebene Änderung des Namens“, sagt Rüdiger Bendlin, Sprecher der TUHH.
Den Stein ins Rollen hatte ein offener Brief von Rita Dobbe gebracht, die einen solchen Verzicht als Verrat an den Menschen empfindet, die die Aufbauarbeit an der Technischen Universität in Harburg geleistet haben.
Der Verzicht auf Harburg sei bisher niemandem – zumindest nicht negativ – aufgefallen, hat indessen Bendlin festgestellt und fährt fort: „Der Hintergrund für die Veränderung ist, dass im internationalen und nationalen Maßstab die TUHH als Hamburgs TU assoziiert wird, nicht aber zwangsläufig mit Hamburg-Harburg als Bezeichnung des Bezirks. Wir selbst verstehen uns als Teil des Bezirks. Die TUHH ist ohne ihren Bezirk Harburg nicht mehr denkbar, umgekehrt profitiert der Bezirk seit fast 40 Jahren von der TUHH. Von der anfänglichen totalen Ablehnung, einschließlich Bürgerinitiativen, ist die TUHH heute nicht nur akzeptiert, sondern eben auch lokaler Akteur bei vielen positiven Aktivitäten und Entwicklungen. Die Harburger sind zu recht stolz auf ihre TUHH. Und wir sind es auch. Dennoch gehört Harburg zu Hamburg und die TUHH ist Hamburgs TU.“ Die Umbenennung sei nicht eine Um- oder Abkehr – das zeigt ja die lokale Präsenz in den vergangenen Jahrzehnten – sondern eine stärkere Anbindung des Bezirks an Hamburg. Bendlin weiter: „Dass man daran gut tut, zeigen alle Studien über Hamburg als Standort. Selbstverständlich vergessen wir nicht unsere feste Verwurzelung im Süden Hamburgs und werden auch weiterhin dem Bezirk Harburg im Wachstum treu bleiben. Unsere wissenschaftliche Ausrichtung ist international und in diesem Maßstab ist Hamburg der Wissenschaftsstandort.“
Eisenschmidt erinnert daran, dass vor 40 Jahren „unter damals schwierigen Voraussetzungen die Technische Uni zu Hamburg-Harburg (TUHH) gegründet. Das Gesetz über die Errichtung der TUHH legt ganz klar diesen Namen fest. In einer aktuellen Mitarbeiterbefragung der TUHH sprach sich eine große Mehrheit für die Beibehaltung des Namens aus.“ Er fährt fort: „Die Hamburger nördlich der Elbe sollten endlich erkennen, dass der „Sprung über die Elbe“ nicht bedeutet, sich hier nur das einzuverleiben, was ihnen gefällt und Harburg ansonsten als problematischen Stadtteil zu behandeln. Meine verstorbene Großtante nannte die Hamburger, die sich 1937 Harburg einverleibten, gern „Seeräuber“. Ich wollte das immer nicht wahrhaben, aber die Zweifel, ob sie nicht doch richtig lag, werden immer größer!“
Bollmann mag sich auch nicht vorstellen, welche Wirkung etwa eine Namensänderung des UKE in „Universitätsklinik Hamburg“ hätte.

TUHH steht im Mittelpunkt einer Kontroverse um ihren offziellen Namen
Foto: pm

Dierk Eisenschmidt: Wir Harburger leben hier gern und sind stolz auf unsere zahlreichen landschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Errungenschaften!
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Die TUHH steht im Mittelpunkt einer Kontroverse um ihren offziellen Namen
Foto: pm