Kleine Anschaffung, große Wirkung

Kleine Anschaffung, große Wirkung

Mobile Alu-Rampen fürs Reiherstiegviertel

Bereits eine kleine Stufe kann für Rollstuhlfahrer ein großes Hindernis sein, eine Teilhabe am alltäglichen öffentlichen Leben ist dadurch oft stark eingeschränkt. Auch im Reiherstiegviertel gibt es viele Barrieren, die nicht nur für Rollstuhlfahrer unüberwindbar sind. Auch andere mobilitätseingeschränkte Personen wie auch Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten, Sinnesbehinderungen oder altersbedingten Handicaps sind dadurch betroffen. So sind die meisten Geschäfte, Restaurants oder Arztpraxen nur über Treppen zu erreichen. Die öffentlichen Gehwege baulich anzugleichen ist nicht möglich, da die Eingänge der aus der Jahrhundertwende stammenden Bebauung unterschiedlich hoch sind. Zwar wurden die Gehwege im Zuge der Umgestaltung der Veringstraße erhöht, aber immer noch sind die Ladenlokale zumeist nur über ein bis zwei Stufen zu erreichen.
Doch es muss nicht immer gleich der große Umbau sein, auch kleine, kostengünstige Maßnahmen können hier schon Abhilfe schaffen. So hat die Wilhelmsburger SPD vor Kurzem einen Antrag für ein innovatives Modellprojekt unter dem Motto „Mehr Barrierefreiheit im Reiherstiegviertel“ in die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte eingebracht. Die Idee: Durch eine mobile Alu-Rampe soll mobilitätseingeschränkten Personen der Zugang zu Geschäften mit maximal zwei Treppenstufen ermöglicht werden. „So können die Betreiber von Cafés, Restaurants, Friseurläden oder Arztpraxen ganz unkompliziert und kostenschlank den Zugang zu ihren Räumen ermöglichen, ohne aufwendige Baumaßnahmen oder behördlichen Aufwand. Mit ihr lassen sich ein bis zwei Treppenstufen überwinden. Die Anschaffungskosten für die Alu-Rampen liegen im unteren dreistelligen Euro Bereich“, erklärt Initiatorin Kesbana Klein, SPD-Bezirksabgeordnete. Finanziert werden soll das Modellprojekt dann aus einem eigens dafür geschaffenen Fond. „Um möglichst viele in Frage kommende Gebäudezugänge zu Ladenlokalen und Arztpraxen mit Rampen auszustatten, werden die Betreiber in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion gezielt angesprochen und über die Vorteile einer mobilen Rampe informiert. Als Anreiz werden möglichst viele Rampen über den Fond „Mehr Barrierefreiheit im Reiherstieg“ angeschafft und kostenlos von interessierten Betreibern über einen Zeitraum von mehreren Monaten getestet“, so Klein weiter.
Die Erfahrungen der Teilnehmer und der Nutzer sollen dann nach der Testphase evaluiert und anonymisiert veröffentlicht werden. Teilnehmer, die nach der Testphase ihre Rampe behalten möchten, sollen sie für eine geringe Schutzgebühr übernehmen können.
Am 4. Mai – am Tag der Inklusion – hat Kesbana Klein mit Schülerinnen und Schülern der Schule An der Burgweide bereits eine Bestandsaufnahme der in Frage kommenden Geschäfte im Reiherstiegviertel gemacht. Dabei haben drei Gruppen alle Ladengeschäfte im Reiherstiegviertel aufgelistet mit der Erfassung der Anzahl der Stufen im Eingang.
Das Modellprojekt orientiert sich an bereits bestehenden Projekten zum Beispiel aus Berlin, wo die Alu-Rampen bereits erfolgreich eingesetzt werden. Und in Köln bauen derzeit Schülerinnen und Schüler kleine Rampen aus Legosteinen, um vielerorts Barrierefreiheit zu ermöglichen.