Fotografien, Projektionen, Installationen

© Katharina Sieverding

Fotografien, Projektionen, Installationen.

Katharina Sieverding stellt bei Falckenberg aus.

Die Deichtorhallen Hamburg zeigen ab 7. November auf vier Stockwerken der Sammlung Falckenberg (Wilstorfer Straße) die bisher größte Einzelausstellung der Künstlerin Katharina Sieverding. Rund 120 Arbeiten spannen einen Bogen durch alle Werkphasen der Künstlerin: Von den frühen großformatigen Fotografie-Montagen der 1960er-Jahre über die bildgewaltigen Selbstporträt-Serien und filmischen Werke der 1970er bis 1990er-Jahre bis hin zu gegenwärtigen Produktionen. Diese umfassen auch neue, bisher ungezeigte Arbeiten wie den dokumentarischen Film „Metroboards“ über Sieverdings Kunst im öffentlichen Raum sowie das Werk „Gefechtspause“, das sich mit dem Lockdown während der Corona-Krise beschäftigt. Die Ausstellung „Fotografien, Projektionen, Installationen“ legt einen besonderen Fokus auf die ungebrochen hohe Aktualität früherer Werke und das Interesse der Künstlerin, installative Zugänge zum Medium Fotografie zu schaffen. Die Ausstellung ist bis zum 4. April zu sehen.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten gehört Katharina Sieverding (geb. 1944 in Prag) zu den Pionieren, die früh die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten von Fotografie erkannt haben und das Medium fortwährend inhaltlich und formal erweitern. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stehen Transformations- und Präsentationsvorgänge, Fragen nach Identität, Gender und Race. Bekannt geworden ist Sieverding durch die Konsequenz, mit der sie filmisch und fotografisch ihr zum Teil extrem vergrößertes und auf vielfältige Weise manipuliertes Porträt seit den 1960er-Jahren einsetzt. Ab den 1970er-Jahren erarbeitet sie großformatige Montagen zu den gesellschaftlichen Fragen der Zeit, sei es zur atomaren Bedrohung durch den Kalten Krieg, zur RAF, zu weltpolitischen Krisen und zwischenmenschlichen Beziehungen, zur Verarbeitung des Nationalsozialismus und zur aktuellen Corona-Krise. Dabei hinterfragt sie die beschleunigten Bildprozesse der Gegenwart kritisch im Sinne einer Verantwortung auch sich selbst gegenüber.
Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählen die 1978 entstandene Fotoarbeit „Schlachtfeld Deutschland“, ein Statement zur RAF-Zeit, und 1993 die Berliner Plakataktion „Deutschland wird deutscher“, mit der Sieverding auf die rechtsradikalen Übergriffe nach dem Mauerfall reagierte. Kurz zuvor realisierte die Künstlerin im Reichstagsgebäude die Gedenkstätte für die verfolgten Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik.
Sieverding erhielt bereits 1967 den Ernst-Poensgen-Preis in Düsseldorf, hinzu kamen zahlreiche weitere Auszeichnungen und Stipendien, darunter der Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1975), der Förderpreis des BDI (1979), das Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium (1980-1982), der Deutsche Kritikerpreis (1994), der Lovis Corinth-Preis (1996), der Kaiserring der Stadt Goslar (2004) und der Käthe-Kollwitz-Preis (2017).
Die Ausstellung wird Samstag, 7. November, von 12 bis 17 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist obligatorisch. Die Ausstellung ist jeden Sonntag von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Keine vorherige Ticketbuchung notwendig.