Fast ein Teilnehmerrekord

Fast ein Teilnehmerrekord

Ein lockerer Trainingslauf-Sieg beim Insellauf

Zum 38. Int. Wilhelmsburger Insellauf gab es einen regelrechten Frühlingsausbruch: Temperaturen bis über 20 Grad und reichlich Sonne lockten zahlreiche Nachmelder an – nach Zieleinläufen wurde es der zweitgrößte Insellauf überhaupt. Mit entzerrtem Zeitplan und größeren Räumlichkeiten soll die Traditionsveranstaltung – sie ist einer der ältesten Volksläufe Hamburgs – auch für die Zukunft gut gerüstet sein.
Als Favorit über die Halbmarathondistanz wurde Jan-Simon Hamann (hamburg running) erwartet, Deutscher Marathonmeister 2012 und schnell genug den Streckenrekord von Mourad Bekakcha (1:10:02, 2016) angreifen zu können. Hamann ging mit Bekakcha ein „Fernduell“ ein, welcher zeitgleich bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Hannover lief. Die Bedingungen waren günstig, der Wind war für Wilhelmsburger Verhältnisse eher schwach. Allerdings gab Hamann vor dem Start zu Protokoll, doch nicht voll durchstarten zu wollen – er wolle „nur“ einen harten Trainingslauf in 1:15 oder 1:16 und später am Tag noch eine weitere Trainingseinheit absolvieren, als Teil seines Trainingsplans für den Gelsenkirchen-Marathon Ende Mai. Nach diversen Verletzungen seit seinem Deutschen Meistertitel 2012 lässt er es „lockerer“ angehen (was natürlich eine relative Sichtweise der Dinge ist).
Der Startschuss zum Halbmarathon – gegeben durch Insellauf-Urgestein Reiner Sengstake – um 9:30 Uhr war der erste des Tages. Bei noch einigermaßen frischem Wetter gingen über 600 Teilnehmer auf die Strecke, angeführt vom ortskundigen Inselpolizisten auf dem Führungsfahrrad. Äberraschend entwickelte sich statt eines Sololaufs von Hamann, erst einmal ein enges Rennen: Nach halber Distanz lagen Hamann und sein Verfolger Miguel Abellan-Ossenbach praktisch gleichauf. Eine Dreiergruppe folgte mit nur wenig Abstand. Aber ab Kilometer 12 fing Hamann an, sich recht mühelos und mit locker aussehendem Schritt ganz langsam nach vorne abzusetzen – und bekam dafür Anfeuerung von alle Seiten: Erst von vereinzelten Zuschauergruppen am Deich, dann von dem bei Kilometer 8/15 und km 7/16 entgegenkommenden Feld und dann beim Einholen der 10 km Läufer, durch deren Feld er vom Führungsfahrrad sicher durchgelotst wurde. Immer größer wurde sein Vorsprung und wuchs zum Schluss auf 11⁄2 Minuten an. 1:16:33, Zeitplan erfüllt und sicher den ersten Platz erlaufen – Streckenrekord und Fernduell bleiben bzw. gingen an Bekakcha (der in Hannover in 1:12:08 Deutscher Vizemeister der M40 wurde). Auf den zweiten Platz kämpfte sich Dominic Daubenberger (FC St. Pauli Triathlon) vor, der zur Halbzeit noch auf Platz 4 gelegen hatte. Schnellste Frau: Claudia Willamowksi (Laufwerk Hamburg) in 1:29:26 vor Martina Dannheimer (asics Frontrunner), die sich über ihre 1:29:58 ganz besonders freute („Endlich unter 1:30!“).
Bei den 10er und 5er gab es je ein hochklassiges Ziellinienduell: Julian Fritzenschaft, Triathlet von den Triabolos Hamburg e.V., lag mit 33:09 gerade einmal eine Sekunde (!) vor dem 800 und 1500 m Bahnspezialisten Andreas Lange von der LG Braunschweig, der einen Start bei der Leichtathletik- Europameisterschaft im Hinterkopf hat.
Vom sportlichen Leistungsbereich ungefähr vergleichbar, die beiden schnellsten 5 km Läufer: Hailezgi Meresie aus Eritrea (Fit4Run) lief in 16:05 zwei Sekunden (!) vor Million Tekle (ebenfalls Eritrea, hamburg running) über die Ziellinie.
Und zur Siegerehrung um 13:00 war der Frühling schon in einen Frühsommer übergegangen – mit Picknickatmosphäre vor der Siegertribüne. Keine Selbstverständlichkeit: der Gewinner des Insellaufs vor 30 Jahren – damals noch über 20 km (aber bereits damals mit kunstvoll gestalteter Medaille mit Eisenbahnmotiv) – Detlev Matzen erinnerte sich an 1988: „zwei Grad und eisiger Wind!“