Falsch und gefährlich

pm - Sina Mählmann erläutert die Handelswege der gefälschten Produkte

Falsch und gefährlich

Arcaden: Ausstelllung über Produktpiraterie

Die Produkte stehen – in Glasvitrinen – fein säuberlich nebeneinander. Ein Unterschied ist kaum auszumachen. Und trotzdem: Er könnte kaum größer sein. Denn das eine Produkt ist das Original und das andere die Fälschung. Manchmal ist sie plump und auf den allerersten Blick zu erkennen, manchmal aber auch dermaßen raffiniert, dass man sie lediglich mit Kennerblick und Fachwissen erkennen kann. Die Fälschungen haben eines gemeinsam: Sie gaukeln dem Verbraucher etwas vor was sie nicht halten können. Das kann manchmal richtig gefährlich werden.
Der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) der jetzt eine Ausstellung zu diesem Thema in den Harburg Arcaden zeigt, weist beispielsweise in einer Broschüre darauf hin, dass angeblich echte Potenzmittel durchaus tödliche Nebenwirkungen haben können. Sina Mählmann die für eine Hamburger Event-Agentur diese Ausstellung betreut, greift ein paar Beispiele heraus: Euro-Paletten, Motoröl, Dübel, Sportschuhe, Uhren, Kaffeekannen und Felgen, eigentlich so gut wie alles, was der Markt hergibt. Während die Bretter der angeblichen Euro-Palette mit zu wenigen Nägeln befestigt sind und daher brechen können, weiß niemand genau, ob der Inhalt einer Motoröl-Flasche auch mit den Angaben auf dem Etikett übereinstimmt. Der Inhalt könnte eine minderwertige Was-auch-immer-Flüssigkeit sein. Gleiches gilt für Tabletten, die oft in irgendwelchen asiatischen Giftküchen unter unvorstellbaren hygienischen Bedingungen zusammengepanscht wurden. Stichwort Asien: Die meisten Fälschungen – über 50 Prozent – kommen aus Asien, namentlich aus China, weiß Sina Mählmann. Dort würden beispielsweise in manchen Produktionsstätten tagsüber Originale produziert und in der Nacht die Fälschungen – alles unter einem Dach. „Die Fälschungen sind das Krebsgeschwür der Globalisierung,“ sagt sie. Gerade im Internet und sogar auch auf Messen sei nichts unmöglich. Nicht zuletzt seien die Fälscher an Dreistigkeit nicht zu überbieten, denn sie benutzen zum Teil – eine gute Tarnung – teils die gleichen Lieferwege wie sie für die Originalprodukte genutzt werden. Falsch beschriftete Container seien ein weiteres Problem. Allein Deutschland entstünde auf diese Weise alljährlich ein Schaden von 50 Millionen Dollar.
Gefälschte Waren dienen der Verbrauchertäuschung, sind schlecht fürs Portemonnaie und vernichten Arbeitsplätz weiß der APM. Besonders Modeartikel und High-end-Produkte für den persönlichen Bedarf sind betroffen – der Zoll entdeckt, trotz europaweit verschärfter Gegenmaßnahmen, nur einen Bruchteil. Denn die Fälscher die in internationalen Netzwerken operieren sind skrupellos, die Gewinnspannen immens (weil die Produktionskosten niedrig sind) und die Strafen gering.
Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Juli zu sehen. Führungen (auch für Schulklassen) können unter der Telefonnummer 3038300 vereinbart werden.