„Die U4 ist nicht in ein paar Jahren gemacht!“

v.l.n.r.: BV-Spitzenkandidat Fred Rebensdorf Erster Bürgermeister Peter Tschentscher Bürgerschaftsabgeordneter Michael Weinreich und BV-Spitzenkandidatin Kesbana Klein beim Gespräch im Wilhelmsburger Bürgerhaus. Foto: au

„Die U4 ist nicht in ein paar Jahren gemacht!“.

Bürgermeister Tschentscher im Bürgerhaus.

Hoher Besuch am vergangenen Dienstagabend im Wilhelmsburger Bürgerhaus: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) war der Einladung der Wilhelmsburger Genossen nachgekommen und stellte sich nicht nur den Fragen von Kesbana Klein und Fred Rebensdorf, beides Spitzenkandidaten für die kommende Bezirksversammlungswahl am 26. Mai, sondern kam auch mit den rund 60 Wilhelmsburgerinnen und Wilhelmsburgern ins Gespräch. „Mir ist es wichtig, in die Stadtteile zu fahren und mit den Menschen vor Ort zu reden. Aus dem Rathaus heraus sehen viele Thema anders aus“, so Tschentscher. Schnell wurde klar: Den Anwesenden lagen zahlreiche unterschiedliche Themen am Herzen. Unterstützung für die Wilhelmsburger Tafel, das vergessene Georgswerder, der Neubau der Stadtteilschule Wilhelmsburg am Perlstieg, der sich extrem verzögert, kaputte Radwege auf der Elbinsel versus Veloroutenneubau, der Abriss des kleinen „Nachtigallenwäldchens“ im Rahmen des geplanten Spreehafenviertels, bezahlbare Mieten. Zwei Themen kristallisierten sich besonders heraus: der Verkehr auf den Elbinseln und das Wilhelmsburger Kundenzentrum.
Wie man den Verkehr und den geplanten Wohnungsneubau mit rund 5.200 Wohnungen neu denken könne, wollte beispielsweise Kesbana Klein wissen. „Ich habe Angst, dass der Verkehr zusammenbricht. Kann man die U4 nicht mitdenken“, so Klein und bezog sich damit auf die Forderung aus dem Stadtteil, die U4 bis nach Wilhelmsburg zu verlängern (der Neue RUF berichtete). Mitdenken könne man die U4, äußerte sich Tschentscher vorsichtig, doch er machte im gleichen Atemzug klar, dass zeitnah nicht mit der Verlängerung zu rechnen sei. „Die U4 ist nicht in ein paar Jahren gemacht“, so Tschentscher. So müsse außerdem zuerst die U5 weitergebaut werden. „Wir müssen eins nach dem anderen machen“, erklärte Tschentscher weiter. Die Lösungen seien deshalb die Stärkung zum Beispiel der S-Bahnen mit längeren Zügen und höherer Frequentierung, was bereits seit Dezember praktiziert werde. Die Fähre 73 würde ebenfalls zur Entlastung der Verkehrssituation in Wilhelmsburg beitragen, wenn sie denn auch Wochenende fahren würde, findet Fred Rebensdorf und gab Tschentscher mit auf den Weg, sich dafür einzusetzen.
Ein Thema, dass anscheinend vielen Wilhelmsburgern auf dem Herzen liegt und an diesem Abend diskutert wurde, ist das Wilhelmsburger Kundenzentrum. Seit einer Neustrukturierung ist das Kundenzentrum nur noch an zwei Tagen in der Woche im ehemaligen Rathaus für wenige Stunden geöffnet und mit einem mobilen Team besetzt. Termine sind online nicht mehr zu erhalten, so muss man auf gut Glück zu den Öffnungszeiten vorbeischauen oder gleich in andere Stadtteile fahren. „Ich bitte Sie ganz intensiv, sich mit Bezirksamtsleiter Falko Droßmann zusammenzusetzen und sich dafür einzusetzen, dass das Kundenzentrum wieder vier Tage in der Woche geöffnet wird“, hielt Jürgen Geißler ein flammendes Plädoyer für das Kundenzentrum und erntete viel Applaus. Eine dringende Bitte, die so beim Hamburgs Erstem Bürgermeister anscheinend nicht ankam. Der erklärte den Anwesenden erneut, wie es zu der Neustrukturierung kam und dies ein Kompromiss für die Wilhelmsburger sei, der in Zusammenarbeit mit dem SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Michael Weinreich erarbeitet wurde, da sonst das Kundenzentrum ganz geschlossen worden wäre (der Neue RUF berichtete). So entlasteten etwa große Kundenzentren, die von morgens bis abends geöffnet seien, das System. Zumindest für die älteren Menschen sei das aber keine Lösung, befand eine Zuhörerin, die nach eigenen Aussagen mit älteren Menschen in weit entfernte Kundenzentren fahren müsse.