Die Köhlbrandbrücke wird Bundesstraße

Die Köhlbrandbrücke ist seit dem 1. Februar der nördliche Startpunkt der B3 die in Deutschland auf einer Gesamtlänge von rund 760 Kilometer bis an die Schweizer Grenze in Weil-Otterbach führt Foto: ein

Die Köhlbrandbrücke wird Bundesstraße.

Neue Querung erst 2034 fertig.

Die Köhlbrandbrücke wurde zum 1. Februar 2021 zur Bundesstraße aufgewertet. Fortan ist sie der nördliche Startpunkt der B3, die in Deutschland auf einer Gesamtlänge von rund 760 Kilometer bis an die Schweizer Grenze in Weil-Otterbach führt. Dort leitet sie als Hauptstraße 3 und 7 nach Basel weiter. Mit der Aufstufung wird zudem die rechtliche Voraussetzung dafür geschaffen, dass der Bund sich an den Baukosten für eine neue Köhlbrandquerung beteiligen kann (der Neue RUF berichtete). „Als Verbindung zwischen westlichem und östlichem Hafen ist die Köhlbrandquerung unverzichtbar. Ihre Aufstufung zur Bundesstraße ist ein wichtiges Signal, dass der Bund die übergeordnete, nationale Bedeutung dieser Verkehrstrasse anerkennt und sich damit an der erforderlichen Erneuerung beteiligen kann. Die Köhlbrandbrücke ist in die Jahre gekommen und muss in absehbarer Zeit zwingend ersetzt werden. Die Planungen für den Neubau laufen daher bereits auf Hochtouren. Wir freuen uns darauf, dieses Jahrhundertprojekt partnerschaftlich mit dem Bund umzusetzen“, so Michael Westhagemann (parteilos), Senator für Wirtschaft und Innovation.
Die Köhlbrandbrücke wurde 1974 eingeweiht und verbindet Wilhelmsburg mit der Bundesautobahn 7. Mit einer Gesamtlänge von über 3600 Metern und einer lichten Höhe von 53 Metern ist sie eine der bekanntesten Schrägseilbrücken Deutschlands und ein beliebtes Hamburger Wahrzeichen. Zugleich ist die Köhlbrandbrücke eine der wichtigsten Verkehrsachsen über die Süderelbe: Über sie wird ein erheblicher Anteil des hafenbezogenen Fern- und Wirtschaftsverkehrs abgewickelt. Zudem verbindet sie die westlichen und östlichen Teile des Hafens miteinander.
Das Ende der Lebensdauer der gegenwärtigen Köhlbrandbrücke wird derzeit für das Jahr 2030 prognostiziert. Allerdings: Die neue Querung soll erst vier Jahre später, also 2034, fertiggestellt werden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese, kritisierte diesen Plan, denn je älter die Brücke werde, umso höher würden die Kosten für die Instandhaltung in den kommenden Jahren ausfallen. Schon jetzt lägen die Erhaltungskosten bei 1,5 bis zwei Millionen Euro pro Jahr. Bereits zu Anfang des Jahres hatte sich Christoph Ploß, Landesvorsitzender der Hamburger CDU und Bundestagsabgeordneter, zu dem Thema geäußert: „Die Zeit drängt! Wenn die Planungen vom rot-grünen Senat weiter verschlafen werden, droht unserer Stadt am Ende dieses Jahrzehnts ein Verkehrsinfarkt, die Hamburger Hafenwirtschaft würde massiv leiden und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs würde geschwächt werden. Wir werden daher als Hamburger CDU Druck machen, dass der Planungsprozess endlich startet.“
Hamburg hat bereits eine Machbarkeitsstudie zur Planung einer neuen Köhlbrandquerung beauftragt. Wurde bis vor Kurzem noch über zwei mögliche Varianten – Ersatzbau einer Brücke sowie den Neubau eines Tunnels – diskutiert, hat Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation, laut verschiedenen Medienberichten nach in einer Ausschusssitzung in der Bürgerschaft vergangene Woche öffentlich verlauten lassen, dass nur noch die Tunnelvariante untersucht werde. Diese sei zwar mit derzeit veranschlagten 3,2 Milliarden Euro wesentlich teurer, halte aber länger und der Verkehr sei nicht der Witterung ausgesetzt. Auch seien unter anderem die Betriebskosten geringer.
Der NABU Hamburg unterstützt grundsätzlich die Festlegung von Wirtschaftssenator Westhagemann für eine Bohrtunnellösung am Köhlbrand, vor allem aus nautischen Gründen, fordert aber auch auf den Verzicht der A26-Ost. „Nach der Fertigstellung des Tunnels kann eines der weltweit modernsten, hochgradig automatisierten und emissionsarmen Containerterminals unabhängig von der Höhe der Schiffe angefahren werden. Allerdings sind die Kosten für die Köhlbrandquerung deutlich gestiegen, welche nur etwa zur Hälfte vom Bund übernommen werden sollen. Noch vor wenigen Jahren wurde eine neue Querung des Köhlbrands mit einer Milliarde Euro angegeben, jetzt sind es bereits weit über drei. Rechnet man die Kosten, für die nur wenige Kilometer südlich geplante A26 Ost von knapp zwei Milliarden Euro dazu, landet man Stand heute bei rund fünf Milliarden Euro. Mit Blick auf die offiziell deutlich gesunkene Umschlagserwartung im Hamburger Hafen einerseits und die aus der Corona-Pandemie zu erwartenden Haushaltsbeschränkungen andererseits ist das obszön viel Geld für ein Verkehrsinfrastrukturprojekt. Dessen Bedeutung muss heute im Zusammenhang mit anderen Ausbauvorhaben anders bewertet werden, als zur Zeit der Planung. Wegen des mangelnden Bedarfs im Hafen, der politisch gewollten Verkehrswende sowie den Chancen der Digitalisierung bei der Verkehrsvermeidung und Steuerung wäre es ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortungsvoll, jetzt auf die A26 Ost ganz zu verzichten“, kommentiert Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, die Entscheidung.