Corona-Virus zeigt Labilität von Harburgs Kulturszene

priv. -Heimo Rademaker: Es stehen Existenzen auf dem Spiel

Corona-Virus zeigt Labilität von Harburgs Kulturszene.

Schon 200 Absagen und gut 300.000 Schaden.

Die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus treffen viele, „die Harburger Kulturszene aber besonders hart“, so Heimo Rademaker, Sprecher der Initiative SuedKultur. Museen, Theater, Volkshochschule und Bücherhallen haben bis auf Weiteres geschlossen. Viele sind fest gefördert oder gar in kommunaler Hand, manche zumindest mit öffentlichen Geldern unterstützt. Aber der Großteil der Harburger Clubs und Kulturorte bieten Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Theater oder Vorträge aus privatem Engagement und Risiko.
Rademaker: „Sie trifft es jetzt ungewöhnlich hart.“ Denn dass der Bezirk Harburg Hilfe geben kann, bezweifeln sie. Als Zusammenschluss in der Initiative SuedKultur sind gut 50 Kulturinstitutionen im Bezirk Harburg vereint, die sich seit 12 Jahren gegenseitig unterstützen und für eine bessere Wahrnehmung der Kultur im Süden der Stadt sorgen. SuedKultur kritisiert aber auch seit Jahren, wie Rademaker erinnert, „dass zum Beispiel in der Verteilung der Stadtteilkulturmittel des Senats an den Bezirk Harburg eine schwere Unterfinanzierung besteht.“ Rund 300.000 Euro weniger als der Durchschnitt aller Hamburger Bezirke fehlten jährlich. Nun, da Hilfe dringend geboten wäre, um abgesagte Auftritte und Einnahmen sowie die Bedienung von Verbindlichkeiten in der größten Härte abzufedern, werde dieser Missstand überdeutlich.
Der Sprecher von SurdKulktur weiter: „In einer Blitzumfrage vom Freitag zeigt sich schon jetzt: rund 200 Veranstaltungen sind alleine im März betroffen, mit rund 20.000 erwarteten Besuchern und einem direkten finanziellen Ausfall von konservativ geschätzten 300.000 Euro! Und noch haben nicht alle Kulturorte Rückmeldung gegeben. Hinzu kommt das private Vermietungsgeschäft, das die Kulturangebote, aber eben auch Miete, Personal und Gastronomie mit finanzieren.
Heimo Rademaker, selbst privater Betreiber von „Marias Ballroom“: Es stehen Existenzen auf dem Spiel! Es braucht dringend und vor Ort Hilfestellung für die Clubs und Kulturschaffenden. Die Kulturbehörde hat großzügige Unterstützung angesagt. Aber was kommt davon und für wen in Harburg an? Unsere Erfahrungen waren schon guten Zeiten nicht gut. Jetzt könnte es bedeuten, dass mancher Laden nicht nur vorübergehend schließt.“
Diese „Läden“ aber machen einen Großteil des Harburger Kulturangebots aus: Sei es „Marias Ballroom“, das „Stellwerk“, das Kulturcafé „Komm du“, die „Fischhalle“, der Speicher am Kaufhauskanal, das „Old Dubliner“, die „Stumpfe Ecke“, der Verein ContraZt e.V., die „Inselklause“, aber auch die Musikgemeinde Harburg, die gerade Konzerte mit den Hamburger Symphonikern absagen musste.
„Wir wollen keine Extra-Wurst in Harburg. Denn bei vielen Kulturschaffenden in Hamburg geht es gerade ans Eingemachte. Aber Harburg ist besonders hart getroffen und hat sich seit Jahren zu wenig um Sicherungsmechanismen gekümmert und kümmern können. Von was auch?“, so Heimo Rademaker.