Auch nach einem Jahr Pandemie wird hier noch gesungen!

Auch nach einem Jahr Pandemie wird hier noch gesungen!.

Aktion #Balkonsingen in Wilhelmsburg.

Dienstagabend, kurz vor 19 Uhr, in der Straße Auf der Höhe. Es ist bereits dunkel, überall flackern kleine und große Laternen. Auf der Straße, auf dem Gehweg und in den Gärten stehen Menschen, natürlich coronakonform mit viel Abstand. Um Punkt 19 Uhr gibt Heinz Wernicke den Ton an, die anderen Anwesenden fallen nach und nach in die Melodie mit ein und singen gemeinsam „Der Mond ist aufgegangen“. Nach dem Lied wird noch für einige Zeit in die Hände geklatscht.
Genau das passiert seit dem 19. März letzten Jahres in der Straße Auf der Höhe jeden Abend. Doch warum? – Im März 2020 hatte die Evangelische Kirche zu Beginn der Corona-Pandemie unter dem Stichwort #Balkonsingen dazu eingeladen, von Balkonen, aus Fenstern oder vom Vorgarten aus gemeinsam zu singen. „Wir singen unter anderem gegen die Vereinsamung und klatschen für die Pflegekräfte“, erklärt Katharina Seiler, die die Aktion in ihrer Nachbarschaft initiiert hat. Während andere das Singen und das Klatschen bereits nach einiger Zeit wieder beendet haben, denken Katharina Seiler und ihre Nachbarn gar nicht ans Aufhören. „Das ist mittlerweile ein Ritual. Wir haben schon überlegt, aufzuhören oder die Uhrzeit zu ändern, aber das haben wir schnell verworfen“, so Seiler. Zwischen drei und 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich allabendlich, bei Sonnenschein, Regen, Sturm, Schnee. Einige kommen nicht wieder, neue kommen hinzu. Manchmal hängen die „Balkonsinger“ noch ein Lied dran, bei milden Temperaturen auch gerne mal das eine oder andere Gespräch. War die Gemeinschaft unter den Nachbarn schon vor der Pandemie gut, so „hat das gemeinsame Singen die Nachbarschaft noch mal zusammengeschweißt“, freut sich Katharina Seiler. Für Magdalene Baus und Heinz Wernicke ein liebgewonnener Brauch, aber auch gerade in der Pandemie ein wichtiger Punkt im Alltag. „Das gemeinsame Singen gibt dem Tag eine Struktur in Corona-Zeiten, das war und ist total wichtig“, sind sich beide einig. Nur ein einziges Mal ist das Singen ausgefallen – wegen einer Hochzeitsfeier im Sommer.
Solange die Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen noch andauern, soll auch gesungen werden. Wer gerne mitsingen möchte, ist herzlich eingeladen: Jeden Abend um 19 Uhr in der Straße Auf der Höhe, ungefähr auf Höhe der Hausnummer 25. Ansonsten einfach immer dem Gesang folgen!