Atombunker im Bahnhof Harburg-Rathaus zum Mahnmal machen

pm -Ordnung muss auch hier unten sein: Der Bumkerwart hat sein eigenes Büro.

Atombunker im Bahnhof Harburg-Rathaus zum Mahnmal machen.

Die Linke: Foto-Dauerausstellung und Begehung ermöglichen.

Der Weg zu den Räumen, von denen hier die Rede sein soll, beginnt hinter einer unscheinbaren blauen Stahltür im S-Bahnhof Harburg-Rathaus, an der täglich Tausende vorbeihasten, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Weshalb auch. Kein Hinweisschild, nichts macht darauf aufmerksam. Das könnte sich nun ändern. Dahinter führen etwa 40-50 Stufen ziemlich steil nach unten, in Räume, in denen man sich freiwillig keine Sekunde länger als unbedingt notwendig aufhalten möchte, es sei denn, man hält sich aus beruflichen Gründen dort auf. Ist es auf den Stufen noch etwas schummerig, so wird es, in den Katakomben unter dem Bahnhof angekommen, nach und nach heller – die Neon-Beleuchtung funktioniert, alle anderen Aggregate stehen auf Null. Ob sie alle noch im Falle eines Falles betriebstüchtig wären? Dort unten, das ist der so genannte ABC-Schutzbunker, angelegt in den Zeiten des Kalten Krieges, als 1983 die S-Bahn-Station Harburg-Rathaus gebaut wurde. Die gesamte Station ließ sich hermetisch abriegeln und sollte im „Ernstfall“, also bei einem Atomschlag oder bei Angriffen mit biologischen oder chemischen Waffen, rund 5000 Menschen Schutz bieten. Der Bahnsteig selbst ist auch ein Teil der Anlage, die auch u.a. Schlaf- und Waschräume umfasst und beeindruckende 5300 Quadratmeter groß ist. Schleusen, Dekontaminationsanlagen, ein ABC-Schutzraum, Strahlenschutzsteine und Lagerräume für „Dornröschen“(!!)-Wandbetten und Stühlen fehlen ebenso wenig wie ein Stromgenerator und eine Wasseranlage nebst Wasch- und Duschmöglichkeiten sowie Spül-Klosetts, jeweils für nebeneinander, die Intimsphäre jeweils durch einen Kunststoffvorhang getrennt.
Bis zu drei S-Bahnzüge hätten in die Anlage noch einfahren sollen. Dann hätten dicke Betonteile den Bahnsteig verschlossen.
„Glücklicherweise musste der Bunker nie benutzt werden, Filter, Strom und Nahrung hätten ohnehin nur für zwei Wochen gereicht“, weiß Jörn Lohmann, Vorsitzender der Fraktion Die Linke in der Bezirksversammlung. Er führt weiter aus: „US-Präsident Trump und dann auch Russlands Präsident Putin haben gegenwärtig den INF-Mittelstrecken-Atomraketenvertrag gekündigt. Damit droht ein neues Wettrüsten von Atomraketen an beiden Seiten der europäischen Grenze – wie Anfang der 80er-Jahre zu heißen Zeiten des Kalten Krieges.“ Dann das Anliegen seiner Partei: „Um den Menschen heute in Erinnerung zu bringen, wie dicht wir schon einmal vor einer atomaren Katastrophe standen“, – Lohmann erinnert an die Aufrüstung mit SS 20 beziehungsweise Pershing-Raketen in den frühen 80er-Jahren – „sollte in der Station Harburg-Rathaus auf den Atombunker, von dessen Existenz viele Menschen gar nichts wissen, aufmerksam gemacht werden, als Warnung davor, zu welcher Bedrohung das Wettrüsten werden kann.“
Aus diesem Grund solle die Bezirksverwaltung, so wünscht es sich die Linke, die Harburger Geschichtswerkstatt konsultieren und sie gegebenenfalls beauftragen, im Tunnel der S-Bahn-Station Harburg-Rathaus als Mahnmal eine Foto-Dauerausstellung vom Atombunker Hamburg-Harburg mit erläuternden Texten zur Situation im Kalten Krieg anzubringen. Jeweils am Jahrestag des ersten Atombombenabwurfs am 6. August soll darüber eine geführte öffentliche Begehung des Atombunkers in Harburg angeboten werden.