Artgerechtes Futter und Nistmöglichkeiten gegen ätzenden Taubendreck

Eine junge Taube hat es sich auf einem Balkon gemütlich gemacht. Viele Bewohner aus Kirchdorf-Süd haben vor den Tauben kapituliert und nutzen ihre Balkone schon nicht mehr. Foto: K. Klein

Artgerechtes Futter und Nistmöglichkeiten gegen ätzenden Taubendreck.

Bezirksversammlung beteiligt sich mit 15.000 Euro.

Ätzender Taubendreck macht viele Balkone in Kirchdorf-Süd unbenutzbar und gefährdet die Gesundheit. Artgerechtes Futter und Nistmöglichkeiten sollen die Tauben von den Balkonen der Großwohnsiedlung in den neuen Taubenschlag auf dem Dach locken. Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beteiligt sich am Taubenhaus mit bezirklichen Sondermitteln in Höhe von 15.000 Euro aus dem SPD-Programm „Lebenswerter Bezirk“.
In der Großwohnanlage Kirchdorf-Süd hat jede Wohnung einen Balkon. Diese Balkone werden ungefragt von Untermietern besetzt: Verwilderte Haustauben. Sie hinterlassen jede Menge ätzenden gesundheitsgefährdenden Kot und brüten hier bis zu zehn Mal im Jahr. Das verursacht Gestank und dauerndes Gegurre vor dem Schlafzimmerfenster ab 5 Uhr Uhr morgens im Sommer. Die Menschen in Kirchdorf-Süd könnten endlos von vergeblichen Vertreibungsversuchen berichten. Viele haben aufgegeben und nutzen den Balkon nicht mehr. Nur ein teures professionell angebrachtes Taubennetz am Balkon hält die Untermieter wirksam fern. Das verlagert das Problem aber nur auf die noch ungeschützten Balkone, Balkonsimse, Fensterbänke, Außenanlagen und Spielplätze. Die Taubenpopulation und deren eklige Hinterlassenschaft reduzieren sich dadurch nicht.
Dank der Bemühungen des Vereins „Hamburger Stadttauben e.V.“ etabliert sich auch in Hamburg gerade das tierschutzgerechte und wirkungsvolle Konzept Taubenschläge zur langfristig wirksamen Reduzierung der Taubenpopulation und deren Hinterlassenschaften. In 60 Städten Deutschlands wird es längst umgesetzt, wie zum Beispiel in Augsburg, Regensburg und Aachen. Dort wurden schon in den Neunzigern Taubenschläge errichtet, in denen man die Vögel füttert und auf Gipseiern brüten lässt. Der Kot bleibt im Taubenhaus auf dem Dach, wo er regelmäßig entsorgt wird und der Nachwuchs ist unter Kontrolle. Artgerechtes Körnerfutter sorgt für gesunde Tauben, die keine Krankheiten übertragen können. An der Südwestseite des Hauptbahnhofgebäudes, in der ehemaligen Lokführerwohnung im Mäuseturm, entstand vor drei Jahren der erste öffentliche Taubenschlag in Hamburg. Nach dem Taubenschlag am Hauptbahnhof sind inzwischen zwei weitere auf dem Dach der Centrum-Moschee in St. Georg und in der Süderstraße beim Tierheim entstanden. Die SAGA hat im Sommer 2018 den ersten SAGA-Taubenschlag auf dem Dach eines Hochhauses im Mümmelmannsberg eröffnet. Der Taubenschlag kostete rund 12.000 Euro. Die Kosten des geringfügig beschäftigten Taubenschlagbetreuers übernimmt hier die SAGA.
Ein Taubenschlag auf einem Dach in Kirchdorf-Süd kann die erste richtig wirkungsvolle Methode für die Reduzierung der umfangreichen Taubenpopulation und deren Kot sein. „Der viele Taubendreck ist nicht nur an öffentlichen Gebäuden und Plätzen, sondern auch in Großwohnsiedlungen ein wachsendes Problem. Experten versprechen sich von dem tierschutzgerechten und wirkungsvollen Konzept der Taubenschläge auch gute Ergebnisse in Großwohnsiedlungen. Das ist noch viel zu wenig bekannt. Deshalb ist es richtig und wichtig, mit einer Anschubfinanzierung in Großwohnsiedlungen wie Kirchdorf-Süd mit dem erfolgversprechenden Konzept zu starten“, erklärt Kesbana Klein, Wilhelmsburger SPD-Bezirksabgeordnete, die diesen Antrag initiiert hat.
Aber nicht nur in Kirchdorf-Süd machen die Tauben und ihre Hinterlassenschaften Probleme. Auch in Wilhelmsburg sind Tauben ein großes Problem, unter anderem in der Bahnhofspassage. Bereits seit Jahren kämpft beispielsweise Egon Martens, Mitglied und früherer Sprecher der Projektgruppe Stadtteilpflege Wilhelmsburg, dafür, dass Schilder auf dem Berta-Kröger-Platz angebracht werden, die darauf hinweisen, dass das Füttern von Tauben verboten ist. Denn so niedlich das Füttern für einige auch sein mag, die Folgen sind unkalkulierbar. Durch das ständige Nahrungsangebot vergrößere sich die Taubenpopulation stetig, informiert ein Merkblatt der Stadt Hamburg. Und es ist verboten: Wer verwilderte Tauben füttern, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bis zu 5.000 Euro geahndet werden kann. Der unermüdliche Einsatz Martens hat nun auch endlich die Politik auf den Plan gerufen: In der vergangenen Bezirksversammlung hat die Grünen-Fraktion einen entsprechenden Antrag eingebracht, in der die Verwaltung gebeten wird zu prüfen, ob ein Taubenschlag auch im Bereich der Bahnhofspassage errichtet werden kann und an geeigneter Stelle Hinweisschilder aufzustellen, die auf das Taubenfütterungsverbot hinweisen.