Als Arzt ein halbes Jahrhundert in Harburg: Dr. Gotthard von Klinggräff

Asklepios -An seinem Arbeitsplatz: Dr. Gotthard von Klinggräff mit Sonographiegerät

Als Arzt ein halbes Jahrhundert in
Harburg: Dr. Gotthard von Klinggräff.

Mehr als 100.000 Patienten im Asklepios Klinikum Harburg behandelt.

Ende der 1960er Jahre hielt der Ultraschall als diagnostisches Verfahren Einzug in die Medizin, heute ist das bildgebende Verfahren dort nicht mehr weg zu denken. Am Ausbau der Ultraschalldiagnostik maßgeblich beteiligt war Dr. Gotthard von Klinggräff – am Harburger Krankenhaus und weit darüber hinaus. Der renommierte Experte blickt auf 50 Jahre Berufsleben zurück – Rekord.
„‘Du stellst dich da hin und bleibst dort, bis jemand dir sagt, dass du gehen kannst`- das ist ein typischer Spruch, den in meiner Heimat Mecklenburg jeder kennt,“ so Dr. Gotthard von Klinggräff auf die Frage nach seiner jahrzehntelangen Treue zu Harburg. Und so verfuhr der Mediziner mit Leib und Seele dann auch: Der Sonographie-Spezialist, der im Oktober 1970 seine Tätigkeit als Assistenzarzt in der 2. Medizinischen Abteilung aufnahm, blickt auf eine ereignisreiche Berufspraxis zurück.
Unter dem überregional anerkannten Internisten und Universitätsprofessor Hans Hornbostel begann er seine Harburger Karriere. Bei Hornbostel, als Mitherausgeber von Standardwerken der Inneren Medizin den meisten Medizinstudenten bekannt, erhielt er seine medizinische Grundausbildung und übernahm nur wenige Jahre später die Position des Oberarztes, wurde schließlich Leitender Oberarzt. Er erlebte den Wandel des ehemals städtischen Allgemeinen Krankenhaus Harburg über Jahrzehnte mit: Ob vom Umbau der alten Kasernen zu modernen Gebäudekomplexen, oder der Einführung neuer Fachabteilungen und modernster Technologien, bis zum Übergang vom städtischen zum teilprivatisierten Krankenhaus.

Von Harburg hinaus in die Welt.

Von Klinggräff etablierte auch außerhalb des Harburger Krankenhauses die Sonographie als Untersuchungsmethode, wurde schnell zum anerkannten Experten in der ärztlichen Weiterbildung: Er war Mitbegründer des Arbeitskreises Sonographie Hamburger Internisten, der Kolloquien zur Weiterbildung anbietet. Vergangenen November fand das 74. Kolloquium statt, welches von Klinggräff zum letzten Mal organisierte. Insgesamt leitete der mittlerweile 79jährige mehr als 100 Kurse zur Sonographie-Weiterbildung in ganz Deutschland: Vor allem nach der Wende war im Osten großer Bedarf. Von Klinggräff war lange Jahre im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) und erhielt die Ehrenmedaille der Gesellschaft. Beteiligt ist er an verschiedenen Sonographielehrbüchern.
Wissen und Expertise trug er auch in die Welt: Als Erster führte er den Ultraschall in Venezuela ein und förderte dort die Integration der modernen Technik. Ärzte vor Ort konnten – mit von Klinggräffs Unterstützung – nebenwirkungsfreie Organuntersuchungen durchführen, um schnellere und genauere Diagnosen zu stellen. Auch nach Brasilien, Japan und Polen wurde er zu Kursen und Vorträgen eingeladen

Statt Ruhestand: Durchstart in der Radiologie.

Eigentlich hätte von Klinggräff bereits 2005 in den Ruhestand gehen können. Stattdessen entschied er sich für einen Abteilungswechsel: Seitdem ist er ein essentieller Bestandteil der Klinik für Radiologie im Asklepios Klinikum Harburg. „Ich wollte den Kontakt zur Medizin nicht verlieren. Daher ging ich in die Radiologie statt in den Ruhestand. Es fühlte sich all die Jahre nicht nach Arbeit an. Ich bin dortgeblieben, weil es mir Freude machte – es ist Leidenschaft und Hobby,“ so von Klinggräff über seinen späten „Einstieg“ in die Radiologie. In den letzten Jahren ist er nicht mehr in der Patientenversorgung tätig, sondern als Ausbilder und Tutor. Sein Einsatz kommt an: „Vor allem die jungen Kollegen, Studierenden und Hospitanten haben enorm profitiert von Dr. von Klinggräffs umfassendem Wissen – viele niedergelassene Kollegen haben ihn bei schwierigen sonographischen Fragestellungen konsultiert. Ich freue mich, dass wir den „Rentner“ so lange für uns gewinnen konnten. Jetzt gönne ich ihm seinen Ruhestand von Herzen,“ so Prof. Walter Gross-Fengels, Chefarzt der Abteilung über seinen Jubilar. Auf den Ruhestand freut sich der 79-Jährige jetzt auch: Seine neugewonnene Zeit wird er vor allem mit Lesen, Golf spielen und mit seiner Frau Birgit in Hamburg und auf seiner geliebten Insel Föhr verbringen.