S31: Vorerst keine Langzüge! Dauerhafter Betrieb ausgeschlossen

Die S31 im Harburger Bahnhof: Langzüge bleiben Zukunftsmusik Foto: pm

S31: Vorerst keine Langzüge! Dauerhafter Betrieb ausgeschlossen.

Zu aufwendig: S-Bahnreisende werden auf 2025 vertröstet.

Bereits seit Dezember 2019 sollten in den Hauptverkehrszeiten auf der S3 zwischen Neugraben und Elbgaustraße regelhaft Langzüge (S-Bahnzüge mit neun Wagen) zum Einsatz kommen. Aus betrieblichen Gründen ist das nicht mit jedem Zug geschehen. Die Folge: volle Züge der S31, die in der Regel mit Vollzügen (sechs Wagen) unterwegs ist. Abhilfe, so war man sich in der Harburger Bezirksversammlung einig, „könnte hier der Einsatz von Langzügen auf der S31 schaffen.“ Insgesamt würden sich im Regelfall die Kapazitäten um 20 Prozent erhöhen. Dies ist angesichts der gegenwärtigen Zustände sinnvoll. Der Einsatz von Langzügen setzt allerdings Wendemöglichkeiten im Bereich des Bahnhofs Altona voraus. Nach ersten Einschätzungen aus dem Bezirk Harburg erschien der Aufwand dafür überschaubar. Auch würde der zeitliche Vorlauf wesentlich kürzer sein als der für die Maßnahmen (unter anderem neues Stellwerk, zusätzliche Stromversorgung), um die neue Linie S32 in Betrieb zu nehmen. Schließlich: Der Hamburger Senat hat bereits zehn zusätzliche S-Bahnzüge für einen S32-Einsatz in Auftrag gegeben. Diese Züge hätten also zunächst als Verlängerung der S31-Züge zum Einsatz kommen können. Einen entsprechenden Antrag reichte die Harburger SPD im November vergangenen Jahres ein, von dem letztendlich auch die Wilhelmsburger S-Bahnreisenden profitieren würden. Die Harburger hofften daraufhin, dass die Voraussetzungen (unter anderem Bereitstellung der Züge) einer Verlängerung der S31-Züge möglichst rasch geschaffen würden. Abgeordnete in der Bezirksversammlung und aus der Bürgerschaft, Senatoren, Staatsräte und Referenten der zuständigen Verkehrsbetriebe machten sich für diese Maßnahmen stark, berichteten vor Ort und gaben sich zuversichtlich.
Jetzt die ernüchternde Antwort der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) auf den Antrag aus der SPD-Fraktion: „Letztlich ausschlaggebend gegen eine Umsetzung des Vorschlages ist, dass die Infrastruktur des Linienweges der S31 einen planmäßigen beziehungsweise dauerhaften Langzugbetrieb aus zwei Gründen nicht zulässt: Zum einen stellt der Einsatz von Langzügen (also drei Fahrzeugeinheiten) auf der Linie S31, zusätzlich zum weiter aufwachsenden Langzugbetrieb auf der Linie S3, eine höhere und bis dato nicht sicher erfüllbare Anforderungen an die Energieversorgung entlang der Gesamtstrecke, insbesondere auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Harburg. Und: „Der Vorschlag des Einsatzes von Langzügen auf allen Fahrten der S31 würde neun zusätzliche Fahrzeuge zuzüglich einer Reserve von einem weiteren Fahrzeug bedeuten. Grundsätzlich verfügt die S-Bahn zum derzeitigen Zeitpunkt aufgrund des Zulaufs neuer Fahrzeuge über zusätzliche Fahrzeugreserven. Diese Fahrzeugreserven werden jedoch kurz- bis mittelfristig zur Bewältigung von Instandhaltungsspitzen und weiteren geplanten betrieblichen Maßnahmen benötigt. Durch die intensivierten Leistungsausweitungen in den letzten Jahren im Zuge der Angebotsoffensiven hat sich die Laufleistung je Fahrzeug bereits jetzt erhöht: Ursache sind längere Betriebszeiten der Linien S2 und S11, die Ausweitung der S31 ab/bis Neugraben und die Bereitstellung des Grundangebots nahezu komplett mit Vollzügen. All dies erhöht den Instandhaltungsaufwand beziehungsweise den Reservebedarf und damit den gesamten Fahrzeugbedarf stärker.“
Einleitend heißt es in dem Schreiben aus der Behörde, dass sie die Bestrebungen der Harburger Bezirksversammlung zum Kapazitätsausbau entlang der Harburger S-Bahn zwar „begrüßt“, diese gleichwohl aber bereits seit Jahren verfolge: In diesem Zusammenhang weist sie auf die Ausweitung des Langzugeinsatzes auf der S3 seit Dezember 2018 und die Ausweitung der Betriebszeiten der Linie S31 seit Dezember 2020 hin. Hierfür sei der Fahrzeugbestand (zehn Fahrzeuge), der für die künftige Linie S32 vorgesehen ist, bereits frühzeitig beschafft worden. Weiter lauten die tröstenden Worte: „Allein die Ausweitung der Betriebszeiten der S31, die tagsüber zusammen einen 5-Minuten-Takt bis Neugraben bedeuteten, stellen einen jährlichen Mehraufwand von knapp 7 Millionen Euro dar. Zur Betriebsstabilisierung – eine der häufigsten Ursachen sind betriebsfremde Personen im Gleis – wurden und werden entlang der Strecke Zäune errichtet.“
Für eine grundsätzliche Ausweitung des Verkehrsangebotes auch in der Hauptverkehrszeit verfolge die BVM, so ist es abschließend zu lesen, „zusammen mit der S-Bahn Hamburg GmbH bereits schon längere Zeit aktiv die Streckenertüchtigung der Harburger S-Bahn: nur dadurch könne ein Betrieb einer weiteren Linie im 10-Minuten-Takt realisiert werden und eine deutliche Kapazitätssteigerung und Attraktivierung (Wortwahl der BVM – die Red.) erreicht werden.“ Erläuternd folgte dann: „Hierfür ist ein umfassender Ausbau der Leit- und Sicherungstechnik sowie auch der Stromversorgung notwendig, da die Streckenbelastung, Zugfolge und Energiebedarf deutlich zunehmen werden. Diese Maßnahmen erfordern einen erheblichen Planungsvorlauf, Genehmigungsverfahren und Bauumfang, der unter anderem auch die Errichtung zusätzlicher beziehungsweise neuer Stellwerke, Stromversorgungseinrichtungen (Gleichrichterwerke/Grundstückssuche)) sowie Weichenverbindungen und Signale erfordert. Als avisiertes und realistisches, aber ehrgeiziges Ziel und vorbehaltlich einer durchgängigen Finanzierung ist eine Inbetriebnahme bis Ende 2025 vorgesehen.“
Zum anderen stelle ein Langzugbetrieb auf der Linie S31 besondere Anforderungen an die Infrastruktur im Bahnhof Altona, die derzeit nicht erfüllt werden können.