77 Jahre zusammen

Am 3. September 1948 gaben sich Marga und Gerhard Hafkus im mecklenburgischen Güstrow das Ja-Wort Foto: ein

77 Jahre zusammen.

Marga und Gerhard Hafkus feiern am 3. September ihren 75. Hochzeitstag.

„Wenn es eines Tages so weit ist, dann möchte ich mich abends mit meiner Frau ins Bett legen, ihre Hand nehmen und am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen. Ohne sie möchte ich nicht leben.“ Während Gerhard Hafkus dies sagt, nimmt er zärtlich die Hand seiner Frau, was sie mit einem strahlenden Lächeln beantwortet.
1946 haben sich die beiden im mecklenburgischen Güstrow beim Tanzen kennen gelernt. Da war er 18 und sie 16 Jahre alt. „Mein Vater hat gesagt: ‚Der ist in Ordnung. Den kannst du ruhig nehmen. Der ist ein handfester Kerl, der auch mal mit anpacken kann“, erinnert sich Marga Hafkus. Die Zustimmung des Vaters war wichtig für das junge Paar. Als die beiden zwei Jahre später heiraten wollten, brauchten sie die Zustimmung ihrer Eltern, weil Marga zu dem Zeitpunkt noch nicht volljährig war. Mit Sohn Wolfgang war das junge Glück komplett.
Doch dann zogen Wolken auf: Gerhard Hafkus arbeitete als Lokführer, konnte sich aber nicht so recht mit dem sozialistischen Regime anfreunden, wollte kein Parteimitglied werden und sich auch den Mund nicht verbieten lassen. Als es politisch in der neuen DDR immer ungemütlicher wurde, zog die Familie nach Hamburg.
Die erste – und für acht lange Jahre auch einzige – Station war eine kleine Gartenlaube. „In diesen Jahren habe ich oft geweint“, erzählt die alte Dame. Ihr Elternhaus in Güstrow war ein großes schönes Haus, und jetzt musste sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen Wolfgang und Andreas in diesem Minihaus wohnen. Im Garten gab es ein Plumpsklo und „im Winter ging mein Mann morgens mit einer Schaufel voll Glut aus dem Ofen zum Wasserhahn, um die Leitung aufzutauen“, erinnert sich Marga Hafkus. Und auch Gerhard musste eine Weile die Zähne zusammen beißen: Seine Ausbildung als Lokführer in der DDR wurde in der neuen Heimat nicht anerkannt. „Ich musste noch mal ganz von vorne anfangen“, erzählt der inzwischen 95-jährige Gerhard Hafkus.
Als die Familie 1959 eine Wohnung des Eisenbahnbauvereins in der Wasmerstraße beziehen konnte, fühlte es sich an wie ein Lottogewinn. Da störte es auch nicht, dass der Neubau noch nicht ganz fertig war und die Bewohner in den ersten Wochen ihre Wohnungen in Ermangelung von Treppen nur über lose Bretter erreichen konnten.
1962 komplettierte Tochter Sigrid die Familie. Fast zeitgleich mit der Geburt des kleinen Mädchens entschieden die Eheleute Hafkus, die alten Eltern von Marga aufzunehmen und später auch zu pflegen. Sieben Personen in einer 65 Quadratmeter großen Wohnung. Keine Waschmaschine. Über Langeweile musste Marga Hafkus nie nachdenken. Um Geld zu sparen und auch um der Enge in der Wohnung zu entfliehen, hatten die Hafkus‘ auch noch einen Schrebergarten. Auf diese Weise hatte die Familie immer genügend Obst und Gemüse.
Mittlerweile sind Marga und Gerhard Hafkus 92 und 95 Jahre alt. Zu den Kindern kamen Enkel und Urenkel. Mehr als 30 Jahre haben die beiden leidenschaftlich gern bei Hädrich getanzt. Das klappt inzwischen nicht mehr, aber die Feier zu ihrer Kronjuwelenhochzeit am 3. September wollen sich die Eheleute nicht nehmen lassen. „Früher haben wir immer im Lokal gefeiert, aber ich glaube, diesmal lassen wir uns was kommen“, plant Gerhard Hafkus.
Auf die Frage an die beiden, ob sie den anderen noch einmal heiraten würden, strahlen beide verschmitzt. „Selbstverständlich“, sagt Marga Hafkus. „Er ist meine große Liebe, immer noch, und ich wünsche mir, dass wir noch eine ganze Weile zusammen bleiben dürfen.“