Zu wenig Frösche für Familie Adebar

Gisela Bertram stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg und Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder machte bereits vor zwei Jahren auf die bedrohliche Situation der Wilhelmsburger Störche aufmerksam Foto: au

Zu wenig Frösche für Familie Adebar.

Storchenpopulation weiterhin bedroht.

Bereits vor zwei Jahren hat der BUND Hamburg Alarm geschlagen: Die Störche auf der Elbinsel sind bedroht, da sie nicht genügend Nahrung, zum Beispiel Frösche, finden. Geändert habe sich an der Situation wenig, teilte der BUND vergangene Woche mit. Das mache sich besonders im Frühjahr deutlich, wenn die Frösche auf Wanderung gehen. Mussten Autofahrer vor rund 20 Jahren auf dem Einlagedeich noch besonders vorsichtig fahren ob der liebestollen Frösche, sind diese Zeiten vorbei, wie der BUND dieses Jahr zur Laichzeit erneut beobachten konnte. Zum Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai machte der BUND nun deshalb erneut auf den dramatischen Schwund der Amphibien in Wilhelmsburg und die Bedrohung für weitere Arten wie die Störche aufmerksam und fordert den Hamburger Senat auf, alles zu tun, den dramatischen Rückgang der Arten aufzuhalten. „Am Beispiel Amphibien wird deutlich, wie wichtig der Schutz von Biodiversität ist: Zum einen sind sie Nahrungsgrundlage für Störche und Ringelnattern, zum anderen fressen Frösche und Kröten Mückenlarven, was auch uns Menschen zugutekommt. Stirbt eine Art, sterben weitere Arten aus und das ganze Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht“, beklagt Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg und Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder. Zwar habe man in diesem Jahr auf den Stiftungsflächen acht Laichballen gefunden – vor zwei Jahren waren es lediglich vier – aber zum Überleben der Störche wird das auf Dauer nicht reichen. „Gerade Amphibien wie Grasfrosch, Moorfrosch und Erdkröte sollten in der Wilhelmsburger Landschaft weit verbreitet sein – stattdessen werden sie immer weniger und stehen auf der Roten Liste“, so der BUND.
Eine Ursache für den massiven Rückgang sieht Gisela Bertram in der zunehmenden Versiegelung von Landschaften. Durch den Bau von Gebäuden, Gewerbegebieten und Straßen werden Lebensräume von zahlreichen Arten zerschnitten und langfristig zerstört. Bertram dazu: „Wir müssten alles daran setzen, die Natur, die es noch gibt, in Ruhe zu lassen. Gerade in hoch verdichteten Städten wie Hamburg ist diese besonders wertvoll für zahlreiche Arten. Aber stattdessen baut Hamburg sogar neue Autobahnen wie die A26-Ost.“
An bestehenden Straßen, wie etwa dem Waldweg in Hamburg-Volksdorf, fordert der BUND Querungshilfen für Amphibien und andere Kleintiere. Solche Maßnahmen seien wichtig, damit Kröten und Frösche zwischen ihren Teillebensräumen ungefährdet hin und her wechseln können. Auch müssten Gewässer als Laichhabitate und für die Entwicklung der Larven genügend Wasser führen. Es sei nicht ausreichend, Ersatzgewässer zu bauen, nachdem andere Gewässer durch Eingriffe in die Natur zerstört wurden. Diese Ersatzgewässer wie etwa am Kreetsander Hauptdeich fallen oft trocken und seien somit nicht für Amphibien geeignet.
Ein weiterer Grund für den Amphibienschwund sieht Gisela Bertram in der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Die Frage, welche Abstände beim Spritzmitteleinsatz von den Be- und Entwässerungsgräben einzuhalten sind, sei in Hamburg bislang nicht abschließend geklärt.
„Bei vielen Maßnahmen ist der Hamburger Senat gefordert! So brauchen wir gesetzlich geregelte Abstände, innerhalb derer keine Spritzmittel eingesetzt werden dürfen. Dann haben auch die Landwirte eine klare Orientierung. Auch der Flächenschwund muss ein Ende haben. Der Hamburger Senat muss alles daran setzen, bestehende Naturflächen zu erhalten“, so Bertram.
Dass man den Abwärtstrend auch wieder umkehren könne, zeige sich am Beispiel Neuwiedenthal. Dort hätten sich seit dem Einstau eines Grabens deutliche lokale Verbesserungen für den Lebensraum der Amphibien gezeigt. „Das hat gut geklappt, wir konnten dort rund 1.000 Laichballen zählen. Wir können es hinkriegen, wenn alle an einem Strang ziehen, auch in Wilhelmsburg. Das dauert zwar seine Zeit, ein paar Jahre, aber es lohnt sich“, ist sich Bertram sicher.