„Wird Hochwasserschutz an den Deichabschnitten sehr im Auge haben“

mk -Das Sperrwerk Estemündung (SEM) sei mit zwei Sperrwerkslinien (s.g. Stemmtorpaaren) ausgestattet. Der Hochwasserschutz wird grundsätzlich durch das Schließen einer dieser Linien gewährleistet erklärt HPA

„Wird Hochwasserschutz an den Deichabschnitten sehr im Auge haben“.

Bürgervertretung brachte Mängel zur Sprache.

Nach der „Beinahe-Katastrophe“ mit dem Binnenhochwasser in der Alten Süderelbe zählten Mitglieder der Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz noch einige weitere „Mängel“ auf, die sie bei ihren Kontrollgängen seit längerer Zeit bemerkt hätten. Laut des Sprechers der Bürgervertretung, Manfred Hoffmann, seien ihnen folgende ernsthafte Probleme aufgefallen: Die äußeren Flutschutztore des Este-Sperrwerks wären nicht richtig geschlossen. Im Deichvorland [Auwald] seien nach Hochwasserschutz-Arbeiten eine größere Anzahl an kurzen und längeren Baumstämmen liegengeblieben. Die konnten bei diesem Hochwasser zumeist an den Deich geschwemmt werden und hätten hier die Deichdecke beschädigt.
Es wurde Mitte Dezember der Neuenfelder Hauptdeich gemäht. Kurz vor Weihnachten wären die Arbeiter immer noch mit Restarbeiten beschäftigt. Die Deichdecke wäre bereits im November, also deutlich vor Beginn der Arbeiten, stark aufgeweicht. Es gibt an mehreren Stellen, auf der Straßenseite und der Elbseite des Deiches, noch ganz erhebliche Beschädigungen der Deichdecke.
Die Bürgervertretung und die Jäger haben ausführlich und problembezogen besprochen, dass der Nutria durchaus eine Gefahr für den Hochwasserschutz sei. Es würden Fotos vorliegen, die zeigen, dass die Biberratte Nutria natürlich auch am Hauptdeich anzutreffen sei, was einer Bekämpfung bedürfe.
Aufgrund der Häufung der „Missstände“ habe die Bürgervertretung den Kontakt mit der zuständigen Hamburg Port Authority (HPA) gesucht, mit dem Ergebnis, dass HPA hat sich ernsthaft mit den Einschätzungen und Bewertungen der Bürgervertretung befasste und Antworten auf die Problempunkte gegeben hat, so Hoffmann. Hier die Antworten von HPA:
Das Sperrwerk Estemündung (SEM) sei mit zwei Sperrwerkslinien (s.g. Stemmtorpaaren) ausgestattet. Der Hochwasserschutz wird grundsätzlich durch das Schließen einer dieser Linien gewährleistet. Die zweite Sperrwerkslinie fungiere als Redundanz, wobei beide Linien ein gleiches Schutzniveau darstellen. Am SEM wird der Hochwasserschutz in der Regel bevorzugt durch das Schließen der inneren „Este-Linie“ sichergestellt. Die äußere „Elbe-Linie“ diene dann als Sicherheit und wird vorbeugend auch in eine Schließposition gefahren. Ob dieses vorsorgliche Schließen der „Elbe-Linie“ dann vollständig erfolge oder ein Spalt verbleibe, sei für das Schutzniveau nicht relevant. Unter Umständen könne ein Spalt durchaus gewollt sein, beispielsweise zum Einstellen einer Wassertreppe. Selbst beim genannten Spalt würde beim Versagen der „Este-Linie“ die „Elbe-Linie“ schlagartig durch den Wasserdruck geschlossen werden, erklärte HPA.
Der Tide-Auwald vor dem Cranzer und Neuenfelder Hauptdeich sei laut HPA ein vorrangig geschützter Lebensraum. Er unterliege dem Naturschutz und habe zusätzlich für den Hochwasserschutz eine wellendämpfende Wirkung. Die Entnahme umgestürzter Bäume müsse daher immer auch aus der Sicht des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes abgewogen werden. Dies geschehe in der Praxis mehrfach jährlich.
HPA nehme den Hinweis der Bürgervertretung ernst und wird nach aktueller Treibsel-Räumung die Situation noch einmal in Augenschein nehmen und erneut bewerten. Grundsätzlich wird aber auch zukünftig nicht komplett verhindert werden können, dass Baumstämme aus dem Auwald an den Deich geschwemmt werden.
Der geschilderte Sachverhalt der Deichmahd sei HPA bekannt. Diese habe im September ihre Unterhaltungsarbeiten an der Grasnarbe beendet. Im Oktober hat die Umweltbehörde ein zusätzliches Budget zur Verfügung gestellt, sodass eine spätere letzte Mahd erfolgen konnte. Leider wären die Deiche zu diesem Zeitpunkt durch langanhaltenden Regen stark aufgeweicht, sodass es stellenweise zu Schäden an der Grasnarbe kam. Diese wurden an die Deichverteidigung gemeldet und werden im Einzelfall besonders in Augenschein genommen, um ggf. frühzeitig reagieren zu können. Sobald es die Witterung zulasse, werden die Schäden beseitigt, versichert HPA.
Zum Thema Nutria habe die HPA bereits mehrfach Stellung genommen. Im Bereich Neuenfelde seien sowohl Binnen- als auch Außendeichs vermehrt Nutria anzutreffen. Der Deichabschnitt wird daher laufend – insbesondere auf Schäden durch Nutria – in Augenschein genommen. Schäden am Deich durch Nutria wurden bisher nicht festgestellt. Eine globale Handlungsanweisung der Umweltbehörde bezüglich Bejagung, Fangprämie etc. gebe es aktuell nicht, erklärte HPA.
Hoffmann zeigte sich mit den Antworten von HPA zufrieden. Er fügte aber mahnend hinzu: „HPA ist sich ihrer Zuständigkeit für den Hochwasserschutz sehr wohl bewusst. Dennoch, die Bürgervertretung wird den Hochwasserschutz an den Deichabschnitten weiterhin sehr im Auge haben. Und sie weiß um die Wachsamkeit der Bürgerinnen und Bürger, der Freiwilligen Feuerwehren und der Wasserverbände vor Ort – und das zusammen ist eine verlässliche Größe, um Gefahren für den Hochwasserschutz frühzeitig zu erkennen und darauf adäquat zu reagieren.“