Über 20.000 Stimmen für den „Wilden Wald“.
NABU Hamburg übergibt Petition.
Der NABU Hamburg hat eine Petition zur Rettung des sogenannten „Wilden Waldes“ in Wilhelmsburg an Bürgermeister Peter Tschentscher gerichtet, an der sich über 20.000 Menschen beteiligt haben (20.430 Unterschriften Stand 18.01., 11 Uhr). Diese Stimmen hat der NABU vergangenen Donnerstag symbolisch an den Hamburger Senat übergeben. Acht Hektar Wald sollen für das Spreehafenviertel abgeholzt werden. Der seit der Sturmflut 1962 aufgewachsene Wald biete im dicht besiedelten Reiherstieg-Viertel einen unersetzbaren Rückzugsort für Mensch und Natur. Bereits seit Jahren kämpfen verschiedene Umweltgruppen für den Erhalt des „Wilden Waldes“ am Ernst-August-Kanal (der Neue RUF berichtete). „Die rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass bis 2025 in jedem Bezirk mindestens eine neue Waldfläche entstehen soll, findet dafür aber nirgendwo geeignete Flächen. In Wilhelmsburg sollen jetzt gleich acht Hektar gerodet werden. Das ist vollkommen absurd und hat wenig mit umsichtiger und nachhaltiger Stadtentwicklungspolitik zu tun. In Zeiten einer Klima- und Naturkrise mit rasantem Verlust von Lebensräumen und Arten ist es generell unverantwortlich und unzeitgemäß, Wälder als Kohlenstoffsenken und vielfältige Lebensräume zugunsten von Wohnungsbau- oder Infrastrukturvorhaben in Anspruch zu nehmen“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. Zudem drohe auch an anderer Stelle der Verlust wertvoller Waldbereiche, wie allein sieben weitere Hektar durch den Ausbau der A1, insgesamt fast 15 Fußballfelder.
Im Sinne des Klimaschutzes sei das Vorhaben nach Meinung des NABU am Ernst-August-Kanal gleich doppelt schädlich: Während die vielen Bäume für die Kompensation von CO2 wegfallen, ist der Bau von Wohnungen durch die im Beton gebundene sogenannte „graue Energie“ gleichzeitig sehr CO2-intensiv. Graue Energie, die für den Bau, die Herstellung und den Transport aufgewendet wurde und wird, sei gegenwärtig noch nicht in die Klimabilanz der Hansestadt eingerechnet.
Der NABU appelliert mit der Unterstützung der vielen Unterschriften daher an den Hamburger Senat, die unzeitgemäße Planung zu stoppen. Dagegen sollte die Erarbeitung eines neuen Konzepts für den Wilden Wald angestoßen werden: Als Schutzwald für das Lokalklima, als Luftfilter oder als Natur-Erlebnisort, an dem Menschen natürliche Waldentwicklung hautnah erleben können.
„In einem stark verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg braucht es natürliche Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Das Waldstück ist die letzte naturnahe Fläche im Wilhelmsburger Norden. Ein natürlich aufgewachsener Wald ist zudem – ganz anders als eine Parkanlage oder Straßenbegleitgrün – ein wichtiger Lernort für Kinder, die in einem stark überformten und verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg sonst kaum Möglichkeiten haben, mit Natur in Berührung zu kommen. Auch den nächsten Generationen in Wilhelmsburg muss es noch möglich sein, einen natürlichen Wald in der Nähe kennenzulernen“, sagt Frederik Schawaller aus dem Leitungsteam der ehrenamtlichen NABU-Gruppe Süd.