Wenn die Prinzessin sich über einen Öko-Kürbis freut

Foto: pm -Was den Märchen-Prinzessinnen so alles passieren kann.

Wenn die Prinzessin sich
über einen Öko-Kürbis freut.

Viel Applaus für die Sandra Keck – Show.

Sandra Keck muss man – zumal wenn sie vor Plattsnackern auftritt, wie am vergangenen Sonnabend auf Finkenwerder geschehen – nicht lange vorstellen. Für die Heimatvereinigung als Gastgeber verzichtete ihr 1. Vorsitzender Helmut Vick darauf, und Sandra Keck selbst ebenfalls. Sie kokettierte vielmehr mit ihrem Namen, „deklinierte“ ihn anhand der verrücktesten Begrifflichkeiten und Adjektive der deutschen Sprache durch, was schon für die ersten Lachsalven in der beinahe ausverkauften Aula der Stadtteilschule sorgte, um schließlich auf diesem Umweg beim Titel des Programm des Abends, „Kecke Utsichten – Prinzessin in de Wechseljohren!“ zu landen – ein Chansonabend mit Sandra Keck & Friends. Der wäre beinahe ausgefallen, denn ein Brand der von der benachbarten Sporthalle der Schule vor einigen Wochen lediglich ein Trümmerfeld übrig gelassen hat, hatte aus Sicherheitsgründen auch die vorübergehende Schließung der Aula notwendig gemacht. Aber dann stand er, der Nachholtermin und Sandra Keck, die bis 2020 Mitglied des Ohnsorg-Ensembles war, brauchte nicht lange, um in medias res zu gehen. Schnell war sie bei den Prinzessinnen und Prinzen in den von den Brüdern Grimm gesammelten Märchen und machte sich über das Personaltableau so ihre Gedanken. Was wäre gewesen wenn, fragte sie sich ein ums andere Mal – die Antworten hatte sie natürlich mitgebracht. Dass die Märchenfiguren nicht ewig jung bleiben können, das ist jedem klar, aber was aus ihnen geworden ist, das musste uns Sandra Keck „verkloren“.
Demnach lebte Schneewittchen über Jahre in einer Siebener-WG (Das muss man sich illustriert vorstellen), die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ hat nach einer Schönheits-OP weder Warzen im außerdem schlicht eine Apfelallergie (!!) und die namenlose Prinzessin (sie heißt an diesem Abend Uschi) die sich in einen Frosch verknallte (der sich als ein um 25 Jahre zu alter Liebhaber entpuppt), sei wohl auch nicht die allerhellste gewesen….So geht es Märchen für Märchen weiter, bis wir schließlich auch erfahren, dass Aschenputtels böse Schwiegermutter zuletzt als Strafe ihre Schuhe bei Görtz oder Deichmann (!!) kaufen muss (statt bei Zalando). Und man höre und staune: die Prinzessin auf der Erbse is mittlerweile verarmt. Ihre wenigen Krankenkassenbeiträge reichen gerade noch für eine Kur in Bad….Fallingbostel!
Bei diesen Exkursionen in die aktualisierte Märchenwelt lässt sich Sandra Keck von ihren drei „Prinzen“ Stefan Hiller (Piano), Heiko Quistorf (Trompete, Akkordeon) und nicht zuletzt von ihrem eigenen, auch privaten Prinzen, dem Gatten Stephan Grün begleiten. Dem fällt u.a. die Aufgabe zu – die Regie will es so – das Märchen „Dornröschen“ zu steppen, was er mit Bravour tut und dafür viel Applaus bekommt. Ausflüge in die Welt des Chansons und der deutschen Schlager enthüllen weitere pikante Details aus dem Leben der dann doch wenig gealterten Prinzessinnen, die ganz up to date mit dem E-Roller unterwegs sind und sich als Höhepunkt eines opulente Mals nichts anderes als einen Öko-Kürbis wünschen. Na dann: Prost Mahlzeit! Schlimmer hat es Rapunzel erwischt: Sie leidet unter Haarausfall. Die Folge: Männerbesuch ist nicht mehr möglich! Sie fügt sich in ihr Schicksal und stimmt ergeben „What’s Another Year?“an, oder meinte sie doch eher (Eine zarte Hoffnung?) nachwachsendes „hair“?
Wie auch immer diese alten/neuen Märchen ausgehen mögen: Der Heimatvereinigung ist mit dieser Show der perfekte Glücksgriff gelungen, den sie so ähnlich gerne wiederholen darf. Der begeisterte Applaus war der Künstlerin des Abend gewiss.