Shimon Peres Preis 2023 geht nach Wilhelmsburg

Hédi Bouden (links) mit einer Delegation des Helmut-Schmidt-Gymnasiums bei der Preisverleihung des Shimon Peres Preises 2023 Foto: Khali

Shimon Peres Preis 2023 geht nach Wilhelmsburg.

Helmut-Schmidt-Gymnasium erneut ausgezeichnet.

„Woher kommt der Hass?“ – Dieser Frage haben sich Theaterlehrer Hédi Bouden und seine Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder gewidmet und gemeinsam nach Lösungen zur Überwindung von Hass und Vorurteilen gesucht. Nun haben das Auswärtige Amt und die Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum das Helmut-Schmidt-Gymnasium mit dem renommierten „Shimon Peres Preis 2023“ für ihre Arbeit ausgezeichnet. Das gemeinsame Projekt der Initiative „VTUU – Viel Theater um uns!“ des Helmut-Schmidt-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Sha’ar HaNegev High School in Sderot, dem Jaffa Theatre in Tel Aviv, dem Almehabash Theatre in Rahat sowie weiteren Institutionen und Bildungseinrichtungen in beiden Ländern, setzt sich durch Theater und Kunst für Toleranz, Frieden und Völkerverständigung ein.
Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in Berlin wurden vergangene Wochen die Urkunden überreicht. Im Beisein der Jurymitglieder und der Familie Peres überreichten Staatsminister Dr. Tobias Lindner, die Leiterin des Zukunftsforums Dr. Tamara Or und der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, die Preise.
Jahrzehnte lang hat sich der ehemalige israelische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres (1923-2016) für die Stärkung der deutsch-israelischen Beziehungen eingesetzt. 2010 betonte er vor dem Deutschen Bundestag die einzigartige Freundschaft zwischen Deutschland und Israel. Wie von Bundespräsident Steinmeier in seiner Jerusalemer Rede im Mai 2017 angekündigt, hat das Auswärtige Amt einen Preis im Andenken an Shimon Peres und sein Wirken gestiftet.
Relativierung der Shoah, Verschwörungserzählungen, Antisemitismus und Islamophobie. Woher kommt der Hass, der solchen demokratieschwächenden Phänomenen zugrunde liegt? Wie kann man diesen gemeinsam entgegentreten? – Aufbauend auf einem Vorläuferprojekt und um diesen Fragen weiter nachzugehen, brachte das bilaterale Kunst- und Theaterprojekt Schüler und Jugendliche aus Wilhelmsburg – überwiegend mit Migrationsgeschichte – mit gleichaltrigen jüdischen und arabischen Israelis aus Sderot und Rahat im Süden Israels zusammen. In gemeinsamen Workshops in Deutschland und Israel beschäftigten sich die Jugendlichen unter der Anleitung von professionellen Künstlern und Pädagogen mit Identität, Zugehörigkeit, Rassismus, Antisemitismus, Erinnerungskultur und mit den historischen und sozialen Kontexten beider Länder. Die Auseinandersetzung mit den Lebenswelten der jeweils „Anderen“ war hierbei sehr wichtig.
Gemeinsam wurden Theateraufführungen entwickelt, die in Hamburg und Jaffa mehrfach öffentlich aufgeführt wurden. Des Weiteren gab es eine begleitende Ausstellung in Tel Aviv, einen Flashmob in Jerusalem sowie Performances in beiden Ländern. Damit die Botschaft der Zusammenarbeit möglichst viele Menschen erreicht, wurde das Projekt filmisch begleitet.
Durch die spielerische Herangehensweise in diesem pädagogisch-künstlerischen Theaterprojekt wurde ein Raum für Begegnung, Austausch und Empathie geschaffen, in dem die Jugendlichen gemeinsam an positiven Zukunftsvisionen arbeiten konnten. Die gemeinsame Arbeit an den Theaterstücken trug nachhaltig zum Empowerment der Teilnehmenden bei und förderte deren demokratische Teilhabe.
„Danke für die Auszeichnung! Dieses Projekt ist derzeit eine große Ausnahme in diesen finsteren Zeiten. Denn wir müssen wieder Brücken bauen, damit wir in der Lage sind, unser Gegenüber – „die andere“ oder „die anderen Seiten“ zu sehen, wieder fähig sind, Empathie zu haben und für das Menschsein einzustehen! Wir werden in der Zukunft weiter versuchen, christliche, muslimische und jüdische, beduinische, drusische, palästinensische und israelische Jugendliche in Deutschland, Israel und Palästina zusammenzubringen, um die Hass- und Gewaltspiralen zu durchbrechen“, bedankt sich Hédi Bouden auf instagram für die Auszeichnung.
Das Projekt wurde von den Filmemachern Leonie Palm und Martin Steimann begleitet. Am 25. April feiert der Dokumentarfilm „Where does the Hate come from?“ um 19.30 Uhr Premiere im Abaton-Kino.