Nützt ja nichts!

Foto: pm -Yared Dibaba: 90 Minuten plattdeutsche Schlagfertigkeit

Nützt ja nichts!.

Yared Dibaba auf Tuchfühlung mit Fans.

Einen Bistro-Tisch, ein Handy, ein Glas Wasser, sein jüngst erschienenes Buch und natürlich ein Mikrofon – mehr benötigte Yared Dibaba nicht, um sein Publikum bei Laune zu halten. Am Sonntag war er nach mehrfach pandemiebedingter Verschiebung auf Einladung des Kulturkreises nach Finkenwerder gekommen, um in der Aula mit seinen Fans zu talken – ohne ein von der Regie vorgegebenes Korsett. Es war ergo ein zweistündiges Programm, das von der Spontanität des Gastes lebte, der schon mal auf Zuruf das eine oder andere Stichwort aufnahm und daraus mit breitem Grinsen eine Pointe strickte – die, zur Erheiterung des Publikums in der nicht ganz ausverkauften Aula, schon mal auf den nichtsahnenden Zwischenrufer zurück fiel. Aber es sollte ja auch ein heiterer Abend werden, und dafür war Yared Dibaba, der Mann, der in Äthiopien geboren wurde und in Norddeutschland als versierter Plattschnacker in Fernseh- und Rundfunksendungen seinen nicht mehr wegzudenkenden Platz gefunden hat, prädestiniert.
Dibaba, im äthiopischen Omo-Tal geboren, schlug wortreich den Bogen aus dieser georgraphischen Landschaft zum Waschmittel gleichen Namens in den Regalen der deutschen Supermärkte, um sich im nächsten Atemzug weiteren Überlegungen zu den Vorzügen des Plattdeutschen zu widmen, das weltweit gesprochen werde… Beispiel: Ein kurzes „Moin“ gelte überall schon als ganzer Satz, gefolgt von einem resignativen „Nützt ja nichts“, ein Satz, der in und zu jeder Situation passt.
Dabei flirtete er mit seinem Publikum, kokettierte mit seiner dunklen Hautfarbe (Vorteil: „Ich kann nicht rot werden!) und begab sich auch schon mal in die Niederungen des Parketts, um mit den Talk-Besuchern auf Tuchfühlung zu gehen. Er bezieht sie in seine ulkigen Überlegungen zu Gott und die Welt mit ein, verwickelt sie in Gespräche… Die Plattschnacker im Saal lachen Tränen, während der Gast auf der Bühne schon bei der nächste Pointe ist.
An das eingangs mit einem breiten Lachen gegebene Versprechen „Ich will ja gar nicht so lange sabbeln!“ hielt sich Yared Dibaba – natürlich – keinen Augenblick. In bester Conferencier-Manier „pendelte“ der Mann, der sich als „Entwicklungshelfer für Plattdeutsch“ definiert, 90 Minuten lang zwischen seinem Anker-Platz (Bistro-Tisch) und dem Bühnenrand, wie Heinz Erhardt seine Brille zurechtrückend, um dann abschließend zu der Erkenntnis zu kommen: „Wir Plattschnacker sind alle Klugscheißer.“ Gerade deshalb mache Plattschnacken doppelt Spaß. „Nützt ja nichts!“