Linke: Digitalisierung ist ein Trümmerfeld

priv. -Regina Marek: „Lernen mit Kopf Herz Hand und Tablet.Ò

Linke: Digitalisierung ist ein Trümmefeld.

Opposition: Harrsche Kritik an Digtalisierungs-Stand in Schulen.

„Wir wollen, dass Hamburgs Schülerinnen und Schüler in Zukunft in allen Schulfächern genauso selbstverständlich den Computer einsetzen wie Schulbücher und Arbeitshefte. Deshalb haben wir in der Corona-Zeit unsere Anstrengungen zum Ausbau der Digitalisierung in den 371 staatlichen Schulen dramatisch verstärkt. Der Ausbau gestaltet sich nicht leicht, weil die Digitalisierung alle Bereiche betrifft und viele Fachfirmen deshalb stark ausgelastet sind. Zusätzlich waren die Schulen gerade in den letzten Monaten mit der Sicherstellung des Unterrichts unter den mehrfach geänderten Bedingungen der Pandemie sehr beansprucht. Dennoch sind wir sehr große Schritte vorangekommen. Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir haben erhebliche Fortschritte gemacht“ – das berichtete am Dienstag der Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Im Anschluss an des Statement des Schulsenators, demzufolge Hamburg noch nicht bei 100 Prozent sind, („Wir haben Gas gegeben und eine Menge erreicht haben“, so Rabe, und statt 61 staatlichen Schulen jetzt 266 mit WLAN ausgestattet seien – immerhin 72 Prozent, hat die Grüne Fraktion in der Bezirksversammlung einen Fragenkatalog an die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) formuliert. Dem schickt sie folgende Bemerkung voraus: „Das Bildungssystem ist gespalten. Während der einen Schule der Fernunterricht über das Internet gelingt, scheitert die andere daran. Homeschooling funktioniert vor allem in jenen Schulen, die bereits vor Corona digital unterrichtet haben, wo Schüler*innen Tablets besitzen, zu Hause unterstützt werden und über eine Breitbandverbindung verfügen. Schüler*innen müssen hoffen, dass Lehrer*innen mit der Technik umgehen können und das Lehrkonzept auf die jeweiligen Voraussetzungen abgestimmt wird. Deutschland hinkt bei der digitalen Bildung hinterher. Wir brauchen aber kluge Köpfe, die mit Laptops und Tablets umgehen können.“
Die Grüne Bezirksfraktion will mit ihrer Anfrage – Im Kern geht es darum, den Stand der Dinge und geplante Verbesserungen in Sachen Ausstattung und Schulung in Erfahrung zu bringen verbunden mit der Zielsetzung, den Schulen so schnell wie möglich zu helfen, beispielsweise mithilfe von mehr multimedialen Angeboten – auch anregen, sich an Positivbeispielen zu orientieren. Zudem wird ein Blick auf die Stellen geworfen, an denen weitere Maßnahmen förderlich sind: Digitale Konzepte, Ausstattung und flächendeckend gut geschultes Personal. Vor allem mache die derzeitige Situation deutlich, was wir schon lange wissen: Das Bildungssystem ist gespalten. Distanzunterricht funktioniert vor allem in jenen Schulen gut, die schon vor Corona digital unterrichtet haben, wo Schüler*innen Tablets besitzen, zu Hause unterstützt werden und über eine Breitbandverbindung verfügen, so so Regina Marek, Initiatorin der Anfrage. Die Grünen unterstützen deshalb die schnelle Umsetzung des Digitalpakts und freuen sich, „dass Hamburg die Mittel zügig in Verwendung bringt.“ Dann heiße es künftig: „Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Tablet,“ so Marek weiter. Sie betont: „Wandel der Lernmethoden und Medienkompetenz müssten eigentlich schon längst weit oben auf den Lehrplänen stehen.“
Reaktionen und Kritik aus der Opposition ließen nicht lange auf sich warten. Postwendend meldete sich die Harburger Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion zu Wort: Wörtlich: „Schulsenator hat Digitalisierung von Schule und Unterricht verschlafen. Sie erklärte weiter: „Es ist reine Glückssache, ob das eigene Kind eine Schule besucht, die digital gut aufgestellt ist oder eben nicht. Rabes Maßnahmen zur Digitalisierung von Schule und Unterricht kommen reichlich spät. Erst gab es zu wenig technische Geräte an den Schulen, jetzt fehlen die Fachkräfte, um diese zu installieren und auch zu warten. Noch immer sind viele Geräte an Hamburgs Schulen nicht einsatzbereit.“ Insgesamt habe Rabe den nötigen digitalen Kraftakt nicht auf die Reihe bekommen und schlichtweg verschlafen.
Das Lernmanagementsystem (LMS) „Lernen Hamburg“ sei noch immer nicht an allen Hamburger Schulen ausgerollt, stellte sie fest und„ eine flächendeckende und an die örtlichen Bedingungen (zum Beispiel Raumgröße, Wandbeschaffenheit) angepasste WLAN-Ausstattung fehlt und die Serverkapazitäten reichen bei weitem nicht aus. Bereits am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien waren vielerorts die Server überlastet, so dass kein sinnvoller Unterricht möglich war.“
Die CDU-Fraktion hatte bereits im letzten Jahr in der Bürgerschaft beantragt, digitale Technik an Hamburgs Schulen nun schnell nutzbar zu machen. Spätestens jetzt zeige sich, „dass die Ablehnung von Rot-Grün ein Fehler war.“ Um ihre Forderung zu erneuern, bringt die CDU-Fraktion in die nächste Bürgerschaftssitzung daher erneut einen Antrag ein, um die Digitalisierung von Schule und Unterricht in Hamburg „systematisch voranzubringen.“ Stöver: „Damit es zukünftig keine Glückssache ist, ob das eigene Kind eine Schule besucht, die digital gut aufgestellt ist oder eben nicht.“
Sabine Boeddinghaus, (ebenfalls Harburg), bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke. in der Bürgerschaft spricht gar von „Fiasko an Hamburgs Schulen“ und fordert: „Beim digitalen Ausbau muss endlich geklotzt werden
Boeddinghaus stellt fest: „Es liegt auf der Hand, dass die Maßnahmen des Schulsenators nicht ausreichen und vor allem nicht effektiv sind. Die gesamte Digitalstrategie lag schon vor Corona am Boden, jetzt ist es ein Trümmerfeld. Lehrkräfte müssen weiterhin mit ihren privaten Geräten arbeiten, viele Endgeräte für die Schüler:innen werden von Lehrkräften erstmal eingerichtet – und das ehrenamtlich. Und die Bandbreiten sind immer noch zu gering.“ Die Harburgerin kritisiert auch das Auftreten des Senators: „Das arme Bundesland Bremen hat im Vergleich zu Hamburg die zehnfache Summe aufgewendet, um jedem Kind ein Tablet zu geben. Hamburg hinkt bei der digitalen Infrastruktur weit hinterher und redet sich das dann auch noch schön. Hier sind Selbstkritik und die Freigabe von Ressourcen angesagt, nicht eine Schuldzuweisung an die Schulen. Ich fordere mindestens eine zusätzliche Stelle für jede Schule, um diese Aufgaben übernehmen zu können. Und gegen den miserablen digitalen Standard an unseren Schulen helfen eben auch keine warmen Worte des Senators – da hilft nur ein entschiedenes Klotzen beim Ausbau der Digitalisierung!“
Die Grünen in der Bezirksversammlung machen sich jedoch auch Gedanken über die Gesunheit der Nutzer von digitalen Medien. Sie stellen fest: „Es dient der Gesundheitsvorsorge, wenn sich Smartphones in der Schule im Flugmodus ins WLAN einwählen würden. Bei WLAN sind bei der Einhaltung der empfohlenen Höchstwerte nach derzeitiger Kenntnis keine gesundheitlich nachteiligen Wirkungen nachgewiesen. Wenn die Router im Flur stehen, wo sich Personen nicht ständig aufhalten, können unnötige Strahlen vermieden werden. Es sollte technisch aber möglich sein, private Smartphones oder Laptops in den Unterricht einzubeziehen.“ „Bring your own device“ (bring dein eigenes Gerät mit) werde zum Beispiel in Dänemark erfolgreich praktiziert.