Hilferuf nicht erhört

Foto: ein -Gudrun Schittek: Ein befremdlicher Umgang

Hilferuf nicht erhört.

Keine Hilfe von Bund und Hamburg für Pella Sietas-Werft.

Seitens der Stadt wird es wohl keinerlei unterstützende Hilfskredite für die in Schieflage geratene Werft Pella Sietas GmbH geben. Sie hatte am 29. Juli Insolvenzantrag gestellt. Das geht aus der Antworten auf die Schriftliche Kleine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Dr. Gudrun Schittek (Grüne) hervor.
Die von dem seit Jahren politisch ungelösten Schlickproblem bedrängte Werft konnte laut Senatsantworten demnach auf keinerlei Corona-Hilfen hoffen, weder aus Hamburg und auch nicht vom Bund. „Dabei kamen die Ausführungen der Sietas-Geschäftsführung zu den Belastungen der Werft durch die Corona- und Schlickproblematik … einem lautstarken Hilferuf an die Hamburger- und Bundesbehörden gleich, so Schittek. Sie erläutert: „Die Corona-Krise hat die Pella Sietas schwer belastet. Die Gesellschaft war ab Mitte März bis Ende April 2020, sowie im vierten Quartal 2020 gezwungen, den Betrieb vorübergehend nahezu vollständig einzustellen, um Vorkehrungen zur Eindämmung der Pandemie zu treffen. In der Zeit danach standen Schlüssel-Lieferanten und Leiharbeitnehmer nicht oder nicht ständig terminplanverträglich zur Verfügung, da Reiseverbote, Quarantäneverordnungen oder COVID-19-Erkrankungen der Mitarbeiter es ihnen unmöglich machte, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Das coronabedingte Fernbleiben einzelner Lieferanten hatte wiederum zur Folge, dass Folgegewerke zu spät durchgeführt oder nur noch mit stark reduziertem Personal abgearbeitet werden konnten.“ Zwar habe Pella Sietas dieser Entwicklung entgegengewirkt (z.B. durch Arbeiten im Dreischichtsystem, Wochenendarbeit und einer erhöhten Anzahl von Leiharbeitskräften), aber hieraus ergaben sich bei nahezu allen Bauprojekten erhebliche Terminverzögerungen und damit zusammenhängend Mehraufwendungen für die Werft. Zudem habe die „behördenseitigen“ grundsätzlichen Untersagung der Beseitigung der Verschlickung des Hafenbeckens mit dem Wasserinjektionsverfahren zu weiterem Verzug bei nahezu allen Projekten beigetragen. Grund für diese Ablehnung: Aus dem Sediment-Wassergemisch im Bereich des Sperrwerkes angefallener Sand habe zu einem Totalausfall beider „Sperrwerkslinien…“ geführt“, das heißt, der Hochwasserschutz sei inmitten der Sturmflutsaison nicht mehr gegeben gewesen.
Die Werft konnte und wollte diesen Zustand nicht akzeptieren und drängte auf eine kurzfristige Entscheidung. Es folgten Gespräche, aber erst Ende des 3. Quartals 2020 konnte gemeinsam mit der Hamburger Wirtschaftsbehörde eine aufwendige Lösung „zu Lasten von Pella Sietas“ – wie Schittek sagt – für die einmalige Beseitigung des Schlicks im Werfthafen und der Binneneste gefunden werden. Diese wurde dann kurzfristig im 4. Quartal 2020 umgesetzt.
Dieser Hilferuf, der auch die rund 300 Beschäftigten, Leiharbeitnehmer und zahlreiche in der Region ansässige Dienstleister der Werft mit einschloss – insgesamt ca. 600 Mitarbeiter – verhallte ungehört im Hamburger Rathaus, bedauert die Abgeordnete und stellt fest: „Ein befremdlicher Umgang der wirtschaftspolitisch Verantwortlichen in der drittgrößten Hafenstadt Europas, die regelmäßig ein Bekenntnis zur Verantwortung für den Maritimen Standort Hamburg sowie das Maritime Erbe Deutschlands abgibt. Die Sietas-Werft als älteste Werft Deutschlands scheint jedenfalls nicht dazu zu gehören. Das ist bitter, traurig und eine riesengroße Enttäuschung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien.“