„Die Fähre Cranz – Blankenese muss weiterfahren“

mk -Der Sprecher der Bürgervertretung Neuenfelde-Cranz-Francop Manfred Hoffmann kündigte an dass man den Vorstand der HADAG bitten würde nach Cranz zu einem öffentlichen Gespräch mit den Bürgern zu kommen

„Die Fähre Cranz – Blankenese muss weiterfahren“.

Demonstration in Cranz für den Erhalt der Fährlinie.

Die engagierte grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gudrun Schittek macht Front gegen eine mögliche Einstellung der Fährverbindung Blankenese – Cranz durch die HADAG. Am 20. März organisierte sie mit Helfern eine Demonstration am Anleger der Fähre Cranz – Blankenese, Estedeich 94, um ihre Kritik am vermeintlichen Aus der historischen Fährverbindung deutlich zu machen.
Die HADAG habe Probleme – sie habe zu wenige Schiffsführer und zu viele kaputte Fähren. Sogar im Fahrplan der wichtigsten Verbindung, der Linie 62 von Finkenwerder zu den St. Pauli Landungsbrücken, fallen seit Monaten Fahrten aus. Das sei ein Desaster für die Fahrgäste im Hamburger Süden, die sich bisher immer auf den Fährverkehr verlassen konnten, wenn der Elbtunnel mal wieder dicht war. Wer nicht mit dem Pkw oder Bus durch den Elbtunnel fahren wollte, konnte sicher sein – vom Anleger Finkenwerder fuhr alle 15 Minuten eine Fähre auf die andere Elbseite, rief die grüne Politikerin in Erinnerung.
Die Fähre Cranz – Blankenese, die auch an diesem Tag nicht verkehrte, könnte eine vielgenutzte Verbindung über die Elbe sein – wenn sie zuverlässig fahren würde. Schittek nannte aus ihrer Sicht Gründe für die Unzuverlässigkeit der Fährverbindung.
„In Folge der Elbvertiefung sind das Mühlenberger Loch und die Este inzwischen so verschlickt, dass die Fährschiffe bei Niedrigwasser nicht mehr zum Anleger nach Cranz und oder Neuenfelde fahren können. Verantwortlich für die Tiefenhaltung der Fahrrinne ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Das Amt kommt jedoch seiner gesetzlichen Verpflichtung, die Fahrrinne für einen Schiffsverkehr ausreichend freizuhalten, nicht nach. Eine Fähre, die nicht nach Fahrplan fahren kann, bietet kein zuverlässiges Angebot im ÖPNV. Zuverlässigkeit lässt sich daher nur gewährleisten, wenn ein Schiff eingesetzt wird, das weniger Tiefgang hat und das bei Niedrigwasser jederzeit nach Fahrplan fahren kann. In den letzten Jahren ist die Fähre Cranz – Blankenese immer unzuverlässiger geworden, die Linie fuhr ersatzweise oft nach Finkenwerder. Das hat zur Folge, dass die Zahl der Fahrgäste immer weiter zurückgegangen ist“, erklärte Schittek. Aber sich nur in Kritik zu ergehen, ist nicht die Sache der grünen Politikerin. Sie schlägt auch Lösungsansätze vor.
„Die Lösung ist, unbedingt ein Schiff mit weniger Tiefgang einzusetzen! Solche Schiffe fahren im Wattenmeer und in skandinavischen Ländern. Die Fähre Cranz – Blankenese könnte wieder eine viel genutzte Verbindung im ÖPNV über die Elbe sein. Sie verbindet als einzige Fähre ganz im Westen das nördliche und südliche Hamburger Elbufer. Die Fähre Cranz – Blankenese könnte wieder eine hervorragende Alltagsroute für Pendler, besonders für den Radverkehr, und ein touristisches Highlight sein!“, gibt sie zu bedenken.
Anstatt die Linie einzustellen, so Schittek, sollte sich Hamburg ein Beispiel an Stockholm und Paris nehmen. In Paris würde der Fährverkehr auf der Seine als Alternative zum Straßenverkehr massiv ausgebaut. Stockholm setze auf schnelle Elektrofähren für Verbindungen in die City. Auch Hamburg habe die Chance, innovativ zu sein und mehr auf den Fährverkehr zu setzen – auf dem Wasser gibt es keinen Stau! Die Fähre Cranz – Blankenese muss weiterfahren und zuverlässig werden, betonte sie unter dem Beifall der Demo-Teilnehmer.
Der Neue RUF fragte bei der HADAG an, wie der Stand der Dinge sei. HADAG-Pressesprecherin Constanze Salgues erklärte, es gebe aktuell keine Entscheidung zur Einstellung der Linie HBEL. Grundsätzlich würden Entscheidungen zur Art und Weise des ÖPNV-Fährbetriebes auf politischer Ebene getroffen. Aus Sicht der HADAG sei es allerdings erforderlich, die Verbindung HBEL mit Blick auf Bedarf und Betriebsaufwand kritisch zu betrachten. Das passiere gerade.
„Der Fährbetrieb auf der Linie HBEL gestaltet sich u.a. aufgrund der Tidebedingungen und der Verschlickung des Flussbettes als problematisch. So konnten zuletzt nur 35 Prozent der Fahrten überhaupt auf dem ursprünglichen Linienweg umgesetzt werden. Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass die HBEL zu Hochzeiten besonders für Werft-Pendler*innen (J.J. Sietas bis 2012) relevant war. Seit dem Ende der serienmäßigen Produktion von großen Schiffen vor Ort ist das Fahrgastaufkommen auf der Linie eingebrochen“, betont Salgues.
Aktuell seien je Fahrt im Schnitt weniger als fünf Fahrgäste pro Fahrt an Bord der HBEL, selbst in den Spitzen wird gerade einmal so der zweistellige Bereich an Fahrgästen pro Fahrt erreicht. Demgegenüber stehe die Notwendigkeit des Einsatzes von zwei Schiffsführern je Fahrt aufgrund der Anlegerbeschaffenheit in Neuenfelde und Cranz. Dies schlägt sich extrem in der Wirtschaftlichkeit des Angebotes nieder. „Zum Vergleich: Im Fährbetrieb der HADAG kostet ein Fahrgast den Betrieb je nach Linie zwischen 1,40 Euro bis 8 Euro. Auf der HBEL kostet ein Fahrgast rund 40 Euro, die das Defizit maßgeblich beeinflussen. Gleichzeitig besteht bereits heute eine attraktive und verlässliche alternative ÖPNV-Verbindung über die Busline 150 und die Fährlinie 64“, führt Salgues an.
Vor diesem Hintergrund müsse sich die HADAG damit beschäftigen, inwiefern die Linie auch langfristig noch betrieben werden kann bzw. ob Alternativen sinnvoller seien, so Salgues abschließend. Zum Thema äußerte sich auch die Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz. Deren Sprecher Manfred Hoffmann erklärte, dass es wunderbar wäre, wenn die Fährlinie Cranz – Blankenese niemals eingestellt werden würde. „Sie symbolisiert Tradition, Bürgertreue, Bürgermobilität und Ortsgeschichte. Dem Hamburger Alten Land würde ein Charakteristikum fehlen. Also, bemühen wir uns, alles zu tun, sie zu erhalten. Ich glaube, dafür ist es sehr wichtig, dass wir einen stabilen Kontakt zur HADAG bekommen. Sie ist ja bereit, über eine Langfristigkeit der Linie professionell nachzudenken“, sagte Hoffmann. Der Einstieg für eine Partnerarbeit sollte eine öffentliche Zusammenkunft zwischen Cranzer Bürgern und dem HADAG-Vorstand in Cranz sein. Parallel dazu müsste man jedoch den direkten Kontakt zur Bürgerschaft in Hamburg erreichen. Allerdings müsse man sich ebenfalls eingestehen, dass die Linie wirtschaftlich gesehen sehr defizitär sei. Die Bürgervertretung wird den Vorstand der HADAG bitten, nach Cranz zu einem öffentlichen Gespräch mit den Cranzer Bürgern zu kommen, so Hoffmann.