Deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt erfolgreich

Foto FLMK -Sie freuen sich über den Erfolg des Pilotprojekts und planen die weitere Zusammenarbeit:rDas Orga-Team der Museumsklasse v.l. Steffen Otte Julia Daum vom Freilichtmuseum am Kiekeberg Ute Döpke (Jugendhilfeträger Gangway und AWO) Astrid Römmel (Regionales Bildungs- und Beratungszentrum Harburg) im Freilichtmuseum am Kiekeberg ±

Deutschlandweit einmaliges Pilotprojekt erfolgreich.

Schulbildung für Kinder in schwierigen Lernsituationen.

Es sind belastende Lebenssituationen, die Kinder im Grundschulalter auffällig werden lassen: Vernachlässigung, schwere Krankheiten, Flucht- oder Gewalterfahrungen, die die jungen Kinder traumatisieren. Im regulären Schulsystem haben sie keine Chance – in einem Pilotprojekt am Kiekeberg erprobten jetzt erfahrene Pädagoginnen jetzt den Unterricht in einer Kleingruppe. Das Projekt ist in Deutschland einzigartig, sein Vorbild sind die „Klassenzimmer in Museen“ in Großbritannien, wo es die Arbeit seit 2017 gibt. Das Resümee: Die „Museumsklasse“ hat den Kindern einen stabilen Bezugspunkt gegeben und die Unterrichtssituation verbessert. Im kommenden Schuljahr setzen der Jugendhilfeträger Gangway, die Arbeiterwohlfahrt und das Regionale Bildungs- und Beratungszentrum Harburg die Kooperation mit dem Freilichtmuseum am Kiekeberg fort.
Von Herbst 2020 bis zum Ende des Hamburger Schuljahres wurden vier Kinder der Klassen eins bis drei am Kiekeberg betreut: Lehrkräfte unterrichteten die Kinder in den Hauptfächern aus dem Lehrplan, ein Schwerpunkt lag jedoch auf der Verschränkung von Bildung und Kultur. „Die Kinder waren täglich bei uns. Sie haben das ‚Leben von früher‘ praktisch kennen gelernt: Sie legten einen eigenen Gemüsegarten an, kümmerten sich um die Hühner, arbeiteten mit Holz… Dabei wurden sie durch unsere Museumspädagogen angeleitet. Ein ganzheitliches Lernen mit Kopf, Hand und Herz“, sagt Dr. Julia Daum vom Freilichtmuseum am Kiekeberg. Das Museum ist als Standort für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) anerkannt. Steffen Otte vom Freilichtmuseum am Kiekeberg ergänzt: „Die Inklusion von Kindern in schwierigen Lebenssituationen ist unser Ziel. Sie sollen langfristig ein reguläres Schulleben, aber auch ein normales Kinderleben führen können. Wir sind besonders stolz darauf, dass die Kooperation mit unseren erfahrenen Partnern vollkommen erfolgreich war.“
Die Planungen für das kommende Schuljahr stehen bereits, die Vorfreude darauf ist bei Schülern und Pädagogen groß.
„Die Kinder, mit denen wir am Kiekeberg arbeiten, sind von schwerwiegenden emotionalen und sozialen Belastungen betroffen und verhalten sich im Schulbetrieb komplex auffällig“, berichtet Julia Daum, und fährt fort: „Unser Anliegen ist, dass sie hier ihre sozialen Fähigkeiten weiterentwickeln, Zutrauen in die eigene Lern- und Arbeitsfähigkeit aufbauen und fehlende Entwicklungsschritte nachholen. Was für uns oft einfach klingt: Beziehungs- und Bindungsfähigkeiten sind Grundvoraussetzungen für das schulische Lernen.“ Die sind bei den Kindern grundlegend gestört, immer wieder üben sie daher Arbeitstugenden und erfahren ihre Selbstwirksamkeit.
„Bisher ist oft nur der Einzelunterricht mit den Kindern möglich gewesen. Unser Ziel ist jedoch, jedem Kind eine schulische Teilhabe zu ermöglichen. Dazu ist es aber wichtig, den Teufelskreis aus auffälligem Verhalten, Ablehnung und Ausgrenzung zu unterbrechen“, erläutert Steffen Otte. „Letztlich geht es auch immer um gesellschaftliche Teilhabe.“ Diese innovative Form der Inklusion soll langfristig Bestand haben. Zurzeit begleiten zwei Studentinnen der Universität Hamburg das Projekt wissenschaftlich und werten es in einer Masterarbeit aus.