„Konzept zum Nachahmen, aber ohne erhobenen Zeigefinger“

SPD -Tobias Handtke (l.) sprach mit dem Chef des neuen Landhofs in Neu Wulmstorf über Möglichkeiten und Praxis das nachhaltige Konzept von Hauschilds Lebensmittel- und Restaurantbetrieb „Zum DorfkrugÒ landwirtschaftlich zu vervollständigen.

„Konzept zum Nachahmen, aber ohne erhobenen Zeigefinger“.

Tobias Handtke im Gespräch mit Landhof-Chef Thomas Hauschild.

Der qualitative Umgang mit regionalen Produkten ist Thomas Hauschilds Geschäftsgrundsatz. PD Bürgermeisterkandidat Tobias Handtke sprach mit dem Chef des Landhofs in Neu Wulmstorf über Möglichkeiten und Praxis, das nachhaltige Konzept von Hauschilds Lebensmittel- und Restaurantbetrieb „Zum Dorfkrug“ landwirtschaftlich zu vervollständigen.
Hauschild ist stolz auf seine „Landwirtschaft zum Angucken“, die er seit Kurzem auf seinem Landhof auch für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Der Hofladen, wo Landhof- und Sylter-Salatfrische-Produkte nun freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr angeboten werden, ist jetzt eröffnet. Ein langer Weg war es bis hierhin, berichtet Hauschild, von der Übernahme des Restaurants am Grenzweg, über die Küchenproduktion der ersten Haus-Salatsaucen, dann die Gründung der Produktionsstätte der Sylter Salatfrische, bis nun zur eigenen Herstellung von Milch für die Pudding- und Dessertsaucen-Herstellung und der tiergerechten Fleischproduktion für das Restaurant und die Direktvermarktung. Mit der Öffnung des Landhofs für die Öffentlichkeit verfolgt Hauschild auch die Idee, andere für ähnlich nachhaltige Herstellungsmethoden und regionale Vermarktung zu gewinnen. Bei seiner Tochter Lea ist das bereits gelungen. Sie hat erst kürzlich das Studium der ökologischen Landwirtschaft mit dem Bachelor (Notendurchschnitt 1,3!) abgeschlossen und leitet heute den Landhof. Handtke zeigt sich beeindruckt: „Der Landhof ist ein Konzept zum Nachahmen, aber ohne erhobenen Zeigefinger.“
Auf dem Vorzeigehof kann man die Kühe in einem sehr geräumigen Stall beobachten, der „größer ist, als von der Bioverordnung vorgegeben“, erklärt Hauschild. Selbstverständlich haben die Tiere jederzeit den für Kühe naturgemäßen Zugang zu einer frischen Weide. Weniger naturgemäß, dafür aber technisch ausgefeilt, ist das automatische Melksystem, wo jede Kuh mittels Transponder selbst bestimmt, wann sie in den automatischen Melkstand geht. Bei Bedarf kann sie sich in der Wartezeit das Fell elektrisch bürsten lassen. Die Kühe werden hier nicht zum Selbstzweck gehalten, sondern liefern qualitativ hochwertige Milch für die Produktion. Die großzügige Tierhaltung müsse man sich aber auch erlauben können, stellt Hauschild zur Wirtschaftlichkeit fest: „Hier haben wir den Vorteil, dass der regionale Absatz durch die eigene Manufaktur, das Restaurant und gute Kontakte zu örtlichen Händlern gewährleistet ist, nun ergänzt auch durch den Hofladen.“ Der Landhof hält zudem die bunten Bentheimer Schweine, die ebenfalls mit viel Grün aufwachsen, um regional vermarktet zu werden.
Als gelernter Koch sieht Hauschild das so: „Nur wenn man was Gutes hineintut, kann auch etwas Nachhaltiges dabei herauskommen.“
Der Weg zu diesen Möglichkeiten war für die Familie Hauschild nicht einfach. Nach dem Erfolg der hauseigenen Salatsauce im Dorfkrug-Restaurant kam die Idee zur Sylter-Salatfrische-Manufaktur. „Ohne Bernd Enge, der leider im vergangenen Jahr verstorben ist, hätten wir das 2003 gar nicht geschafft“, erzählt er. Der HSV-Fan und Manager betrieb damals einen Spar-Laden in der Osterstraße und nahm die ersten zweitausend Sylter-Salatfrische-Flaschen ab, die noch in der Hauschildschen Küche mit Hilfe eines etwas größeren Haushaltsmixers hergestellt wurden. Schmunzelnd erzählt Hauschild, dass er von den 12.500 Flaschen, die er damals abnehmen musste, um die Herstellung zu beginnen, ohne Enges Unterstützung sicher jetzt noch zehntausend davon in der Scheune stehen hätte. Mit Enges Hilfe wurden im Anschluss weitere Lebensmittelgeschäfte zu Hauschilds Kunden. „Heute lässt die technische Produktion eine Menge von 12.500 Flaschen in weniger als einer Stunde befüllen“, ergänzt er nur mal so zum Vergleich.
Die Familie Hauschild ist heimatverbunden. Hauschild war als Koch zwar auch anderweitig unterwegs, unter anderem auf Sylt, aber es hat ihn und seine Familie in Neu Wulmstorf gehalten, zum einen natürlich wegen der Familie und Freunde. Zum anderen ist ein „gut motivierter Kern“ der Mitarbeiter im Betrieb das Wichtige. Es sind die Menschen, die den Betrieb ausmachen, sagt er. Und so wurden auch Angebote zur Übernahme von Betrieben in anderen Regionen in Deutschland abgelehnt, denn das solle erhalten bleiben. Auf Handtkes Nachfrage, welche Rolle Neu Wulmstorf dabei gespielt habe, ist Hauschild ein wenig zurückhaltend. Es sei mit dem Gewerbe im Ort nicht immer einfach gewesen, sagt er. Aber davon dürfe man sich nicht abhalten lassen. „Politik ist ja ein Gestaltungsvorgang“, sinniert Handtke. Hauschild und Handtke haben dazu eine vergleichbare Idee: Sie wollen junge Menschen auch weiterhin in der Richtung motivieren, heimatverbunden zu bleiben und einen qualitativ hochwertigen Umgang mit dem, was wir hier haben, zu pflegen. Hauschilds Landhof soll ein Anreiz in dieser Richtung sein. Er selbst sei dazu auch jederzeit bei Interesse auskunftswillig, fügt er hinzu, denn der Landhof ist zwar „meine Romantik, aber eben nicht nur das“. Es gehört auch immer das Wirtschaftliche dazu, sonst könne man weder als Landwirt noch als Koch bestehen. Das Gespräch ist verfügbar unter https://tobias-handtke.de/meldun-gen/tobias-handtke-zu-gast-bei-thomas-hauschild