Zweiundzwanzig Jahre Schollenfest

Foto: pm -Liedertafel Harmonie (Bildausschnitt): Richtig gute musikalische Unterhaltung

Zweiundzwanzig Jahre Schollenfest.

Einmal im Jahr dreht sich alles um den Plattfisch.

Keinen anderen (Platt)Fisch bring man so sehr mit Finkenwerder in Verbindung wie die Scholle. Schon im umfangreichen Werk des Heimatdichters Gorch Fock hat sie ihren angestammten Platz gefunden – und natürlich auf den Tellern der Finkenwerder, selbst wenn es im Ort, einstmals der Inbegriff des Fischerdorfs, schon längst kein einziges Fischgeschäft mehr gibt. Immerhin: Die Scholle hat es geschafft, Teil des Finkenwerder Wappens zu werden. Als Aufkleber ziert sie auch manch einen PKW, der auf Finkenwerder zuhause ist. Es lag folglich auf der Hand, dass es auf Finkenwerder früher oder später eine Veranstaltung oder ein Fest geben würde, in dessen Mittelpunkt dieser Fisch steht. Vor genau 22 Jahren war es dann tatsächlich soweit.
Uwe Fock (der leider, leider schon einige Jahre nicht mehr unter uns weilt) hatte – sein Vater war Fischer – ein besonderes Hobby: dreugt Fisch, vulgo, getrocknete Schollen. Sie hingen, im Ort nicht zu übersehen, unweit der Esso-Tankstelle, Jahr für Jahr und paarweise an der Schwanzflosse zusammengeklammert, zum Trocknen auf der Leine und waren, zumal für die alteingesessenen Finkenwerder, ein Leckerbissen oder wahlweise Ersatz für die Chips aus dem Supermarkt. Uwe Fock und und die Betreiber des Kulturschiffes MS Altenwerder, eine ehemalige Hafenfähre und heute Lieger, kamen vor über zwei Jahrzehnten überein, ein Schollenfest ins Leben zu rufen. Seither findet es jahrein jahraus im Mai statt.
Die getrockneten Schollen – es hat sich mittlerweile ein Nachfolger für Uwe Fock gefunden – finden stets reißend Absatz. Das Schollenfest hat am vergangenen Sonnabend nach zweijähriger pandemiebedingter Pause wieder stattgefunden. Beginn 12 Uhr. Um 14 Uhr war keine einzige getrocknete Scholle mehr zu haben. Nicht minder reißenden Absatz fanden die in Speck gebratenen Finkenwerder Schollen. Kurz nach 14 Uhr konnten die Fischbrater – das Team des schwimmenden und fahrtüchtigen Oldies „Landrath Küster“ – ihr Arbeitswerkzeug aus der Hand legen. Wer zu spät kam, musste mit Fischbrötchen vorlieb nehmen, oder dem beeindruckend großen Kuchenbuffet des von der MS Altenwerder gestellten Teams zusprechen. Den Bierausschank hatten die Lions Finkenwerder übernommen. Für zusätzlich gute Stimmung sorgte, wie auch in den vielen Jahren zuvor, der Männerchor „Liedertafel Harmonie“, der diesmal nicht Stücke aus seinem breit gefächerten Repertoire zum Besten gab, sondern mit Shanties, die von „Seemann, lass das Träumen“ bis zu „Wir lieben die Stürme…“ reichten, die Festbesucher unterhielt, wobei sich letztere als sehr textsicher erwiesen und eifrig mitsingen konnten. Die Stimmung am Ort des Geschehens – im Kutterhafen am Stack – hätte nach zwei Jahren Pandemie nicht besser sein können. Es war nach dem langen Winter die erste Open-Air-Veranstaltung dieses Jahres auf Finkenwerder, und die wollten sich viele nicht entgehen lassen. Entsprechend lange dauerte es, bis auch der letzte Gast gegangen war.