Umfassende Beratung und Hilfe ist notwendig

Umfassende Beratung und Hilfe ist notwendig.

Thema Häusliche Sicherheit für Frauen und Kinder.

Die Frauen im Gemeinderat Neu Wulmstorf befassten sich in ihrem turnusmäßigen, fraktionsübergreifenden Treffen am 23. Mai mit Fragen der häuslichen Sicherheit für Frauen und Kinder. So berichtete das Bundeskriminalamt für 2020 (bereits unter Corona-Bedingungen) über 148.031 Opfer körperlicher und/oder psychischer Misshandlung im Familienkontext, 61 Prozent davon als vorsätzliche Körperverletzung, 22 Prozent als Bedrohung, Stalking und Nötigung und 0,3 Prozent Totschlag und Mord, konkret 444 Todesfälle. In 80 Prozent aller Fälle sind Männer die Täter. Das basiert meist auf einem veralteten Verfügungsanspruch gegenüber Frau und Kindern.
Die Corona-Zeit brachte erschwerte Bedingungen mit sich. 2021 sollen die durchschnittlichen Zahlen sogar noch um knapp fünf Prozent gestiegen sein. „Die Notwendigkeit, wegen Corona-Beschränkungen das Berufsleben, die Schule, die Angehörigen-Sorge sowie Freizeitaktivitäten im eigenen Haushalt stattfinden zu lassen, hat erhebliche Auswirkungen hinterlassen“, stellte Ulrike Glüer, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde, dar. So kann die Überforderung der Familienmütter und -väter auch dazu führen, dass Kinder oder pflegebedürftige Angehörige in sozial prekäre Situationen gerieten. Die Dunkelziffer mache sich beispielsweise in der Schulsozialarbeit bemerkbar, was nur selten zum Aufsuchen eines Frauenhauses führt und nur vielleicht zum Jugendamt. Die Corona-Bedingungen haben zur Häufung und Intensivierung aller Problemlagen geführt, wird berichtet, bis hin zu Fällen häuslicher Gewalt, der die Kinder, oft die ganze Familie ausgesetzt sind, manche täglich. „Spricht man mit Fachfrauen aus dem Frauenhaus oder der Schulsozialarbeit, so werden die Auswirkungen auch vor Ort deutlich“, erläutert Glüer in ihrem Bericht. Das gehe von Verhaltensauffälligkeiten über zu viel Medienkonsum bis hin zu Albträumen. Auch Rückzugsmöglichkeiten fehlten. Verantwortlich dafür seien beispielsweise auch beengte Wohnverhältnisse, soziale und finanzielle Engpass-Situationen. Auch die Kinder mit mehreren Sprachen sind gefährdeter. Aus dem Kreis der Ratsfrauen wird zudem über Fälle berichtet, wo pflegende Angehörige wegen Ausfall von ambulanten Diensten, Gemeinschafts- und Tagespflegeangeboten unter Überforderung leiden, was auch mit einem Gewaltpotenzial einhergehen kann.
Nötig sei in all diesen Fällen umfassende Beratung und Hilfe, die bei der ganzen Familie ansetzen müsste. Sehr wichtig wäre, so sagen Fachfrauen beispielsweise im Landkreis Harburg, das Thema häusliche Gewalt und Überforderung durch Bearbeitung zu enttabuisieren. Grundsätzlich fehlten Familienhilfen vor Ort sowie eine aufsuchende Sozialarbeit. Frauenhäuser und Schulsozialarbeit können in manchen Fällen helfen. Aber beide Angebote seien nicht ausreichend. So sind wegen uneinheitlicher und befristeter Finanzierung nur wenige Frauenhausplätze verfügbar. Mancherorts ist die Schulsozialarbeit nur als Tropfen auf den heißen Stein vorhanden. Ambulante Pflegedienste, Pflegeheimplätze und Tagespflegeinrichtungen sind schon zu Normalzeiten Mangelware. Und in Fällen häuslicher Gewalt fehlen Täterberatungsstellen, angemessene Ersatz-Wohnungen sowie eine ganzheitliche Betreuung. Die Ratsfrauen wollen das Thema weiterverfolgen.