Rückt Famila an der B73 nun in greifbare Nähe?

Auf dem ehemaligen Areal von Möbel-Meyn soll Famila an der B73 entstehen.

„Vom Kunden her zu denken“

Rückt Famila an der B73 nun in greifbare Nähe?

War das der entscheidende Schritt zur Realisierung von Famila an der B73 in Neu Wulmstorf? Am 1. Februar stimmte der Bauausschuss geschlossen für die erneute öffentliche Auslegung des Famila-Projektes. Geradezu als dramatisch kann man die Reduzierung der Verkaufsfläche bezeichnen. Gingen die Verantwortlichen des Vollsortimenters vor rund fünf Jahren von einer Verkaufsfläche von circa 3500 Quadratmetern aus, so ist man aktuell bei rund 2550 Quadratmetern gelandet. Die langwierige Diskussion um Famila an der B73 entzündete sich vor allem an der Frage, ob der Vollsortimenter den bereits schwächelnden Einzelhandel in der Bahnhofstraße den Todesstoß versetzen würde. Vor diesem Szenario hatte das CDU-Ratsmitglied Gerhard Peters, der überdies Sprecher der Initiative Ortszentrum Neu Wulmstorf ist, stets gewarnt. Peters hatte nichts gegen eine Famila-Ansiedlung in der Bahnhofstraße – sozusagen als Kunden-Magnet für den darum herum gruppierten Einzelhandel. Aber nicht außerhalb des Ortskerns an der B73. Diesen Protest wollte die Gemeinde mit einer aktualisierten Fassung des Zentrenkonzeptes den Wind aus den Segeln nehmen. Der Vollsortimenter Famila an der B73 sei vor dem Hintergrund von Neubaugebieten notwendig. Diese Auffassung wurde von der Raumbehörde des Landkreises Harburg aber nicht geteilt. Ihr Argument: An der B73 sei Famila nicht in den Ortskern integriert. Aber durch die Hintertür glaubte die Gemeinde, das Projekt an der B73 doch noch zu realisieren: Wenn es keine ausreichend große Fläche in der Bahnhofstraße gebe, könnte Famila doch an der B73 eröffnen. Die Gutachter der Firma Lademann und Partner bestätigten nach gründlichen Analysen die Auffassung der Gemeinde.
Trotzdem musste Famila eine Kröte schlucken: Das Angebots-Sortiment muss 90 Prozent Lebensmittel und nur 10 Prozent Non-Food-Artikel umfassen. Kritiker Peters ließ aber nicht locker. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass die Famila-Verkaufsfläche um die Bereiche Windfang, Eingangsbereich und Vorkassenzone bereinigt werden solle, um mehrere hundert Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche zu erhalten. Peters informierte die Kommunalaufsicht des Landkreises und bekam von ihr Recht – jedenfalls teilweise. In einem neuen Verträglichkeitsgutachten wurden nun Vorkassenzone und Windfang zur Gesamtverkaufsfläche von circa 2550 Quadratmetern hinzugerechnet. Die Gemeinde begründete die erneute öffentliche Auslegung der Planungsunterlagen mit der Klärung der Verkaufsflächendefinition. Man wolle auf der sicheren Seite sein, so Fachbereichsleiter Thomas Saunus. Peters sah sich in seiner Kritik bestätigt. Ansonsten gab es in der SPD und CDU Zustimmung.
„Nach viel Gegenwind und Ablehnung von Interessenvertretern und Teilen aus der Politik sind wir heute nicht mehr da, wo wir einmal gestartet sind, aber es wird ein Markt, der mehr Vielfalt für die Bürger bedeutet“, erklärte Tobias Handtke, SPD-Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Bauausschuss. „Heute bleibt festzustellen, dass entgegen allen Befürchtungen, EDEKA, REWE und Lidl ihre Erweiterungen beantragt, zum Teil bereits genehmigt, aber zum Teil bisher nicht einmal umgesetzt haben. Besonders vor dem Hintergrund der gestrigen Ankündigung, auch die Firma ALDI möchte ihre zwei Filialen um jeweils 450 qm Verkaufsfläche vergrößern, macht das für uns nur eines deutlich“, so Handtke und sein SPD-Kollege Thomas Grambow. Was es zu tun gilt, auch da seien sich die Genossen einig, wäre zu klären, wie es mit der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Kernortes weitergehen könne. Doch das dürfte vermutlich wohl nur in Hannover und über das Landesraumordnungsprogramm (LROP) zu klären sein. Auch dieses dicke Brett anzupacken und durchbohren zu wollen, müsse jetzt eine nächste Aufgabe der Gemeindepolitik werden. Im Mittelpunkt des Engagements der SPD-Fraktion stehen weiterhin die Bedürfnisse der Bürger als Verbraucher, so Handtke. „Vom Kunden her zu denken ist nicht nur in der Wirtschaft eine wichtige Eigenschaft, sondern ist auch die Voraussetzung für gute Kommunalpolitik“, meint Handtke abschließend.