
„Wir machen, was wir können!“.
Wilhelmsburger hilft in der Türkei.
Es sind schockierende Bilder, die seit vergangenem Montag aus der Türkei über die Bildschirme in die Welt flackern. Am 6. Februar bebte erstmals um 4.17 Uhr die Erde im Süden der Türkei und im Norden Syriens und überraschte die Menschen im Schlaf. Häuser fielen wie Kartenhäuschen zusammen und begruben tausende von Menschen unter sich. Viele Nachbeben und ein weiteres schweres Beben gegen Mittag verschärften die Situation zusätzlich. Die Todeszahlen schnellten innerhalb kürzester Zeit in die Höhe, Stand 9. Februar sind es über 16.000 Menschen, die ihr Leben verloren, ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht. Hinzu kommen mehr als 66.000 Verletzte, Unzählige sind obdachlos.
Doch in all der Verzweiflung gibt es auch immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, noch Lebende in den Trümmern zu finden und zu bergen. Einer, der direkt vor Ort an diesen kleinen Wundern mitwirkt, ist Holger Grinnus aus Wilhelmsburg. Der 63-Jährige ist 1. Vorsitzender der BRH-Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg e.V., die ihr Trainingsgelände in Wilhelmsburg An der Alten Schleuse hat (der Neue RUF berichtete).
Grinnus gehört einem Such- und Rettungsteam mit 42 Mitgliedern und sieben Rettungshunden von I.S.A.R. Germany und der BRH Bundesverband Rettungshunde an, das bereits nach gut 24 Stunden die betroffene Region mit einem Sonderflug vom Flughafen Köln/Bonn erreichte. Vom Flughafen Gaziantep ging es für das Hilfsteam anschließend nach Kırıkhan, wo die Hilfsorganisation I.S.A.R. Turkey bereits Transportmöglichkeiten und notwendige Infrastrukturen für das deutsche Hilfsteam geschaffen hatte. „Alles andere haben wir dabei, vom Klopapapier über Stromgeneratoren bis zu medizinischem Material. Wir können zehn Tage komplett autark leben“, erklärt Grinnus kurz vor Abflug in die Krisenregion.
Kaum angekommen, ging es für die Retter auch gleich an die Arbeit. „Gestern konnten wir eine 43-Jährige retten. Heute Nacht einen Mann und einen 16-Jährigen. Derzeit arbeiten wir im Schichtbetrieb, 24 Stunden. Gerade sind wir bei der Rettung einer Frau, suchen zeitgleich an anderen Orten weiter“, berichtet Holger Grinnus am Mittwochvormittag.
Dass es dabei um Stunden geht, weiß der pensionierte Polizist aus Erfahrung, war in Indonesien und Haiti mit dabei. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, noch Lebende zu finden, in Hohlräumen, in Garagen!“ Dabei kommen die Rettungshunde und unterschiedlichste Techniken zum Einsatz, die sich gegenseitig ergänzen: Rettungshunde, die die Witterung aufnehmen, Horchgerät, Bioradar, Sucherkamera.
Dabei riskieren die Einsatzkräfte selber ihr Leben, denn die Einsatzstellen sind aufgrund der Einsturzgefahr brandgefährlich, können jederzeit einstürzen. „Die Angst fliegt mit“, weiß Holger Grinnus. Dennoch arbeiten die Retter rund um die Uhr. „Wir werden immer wieder angesprochen, dass wir bitte dort oder dort suchen sollen. Wir machen, was wir können!“. So geben die Retter dann auch nicht auf, auch wenn die Bergung wie bei der oben erwähnten Frau Stunden dauert: „Seit 29 Stunden arbeitet unser Team unermüdlich an der Rettung einer Frau aus den Trümmern eines Hauses in Kirikhan. Die Lage ist aufgrund der Trümmerstruktur gefährlich und kompliziert. Zentimeter für Zentimeter bahnt sich unser Bergungsteam einen Weg durch Beton und Steine. Inzwischen kann die Frau mit einem Schlauch mit Wasser versorgt werden. Noch ist es aber nicht möglich, sie zu befreien. Wir geben nicht auf!“, schreiben die Helfer in ihrem Einsatz-Blog auf https://isar-germany.de.
Wer helfen möchte, kann zum Beispiel entweder an eine der großen Bündnisse spenden oder aber auch zum Beispiel die BRH Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg e.V. finanziell unterstützen:
– BRH-Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg e.V., IBAN: DE55 2005 0550 1033 2136 51
– Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600, Stichwort: ZDF Erdbeben Türkei Syrien
„Bündnis Entwicklung Hilft“ und die „Aktion Deutschland Hilft“ rufen mit folgendem Konto gemeinsam zu Spenden auf:
BEH und ADH, IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600, Stichwort: ARD/Erdbeben Türkei und Syrien


