Seniorenheim statt Bolero Neue Pläne für attraktiveren Sand

Ein Seniorenheim statt Freifläche und Bolreo, Klinker-Belag für die Marktfläche und Neugestaltung der Treppe neben dem Ärztehaus: Von diesen Plänen verspricht sich der Bezirk neue Impulse für den SandFotos: pm

Seniorenheim statt Bolero
Neue Pläne für attraktiveren Sand

(pm) Harburg. Bei Facebook machte sich Isabel Wiest, Abgeordnete der Neuen Liberalen im Stadtplanungsausschuss, gehörig Luft: „Kleinkariert“ seien die Planungen und „kackbraun“ der Platz. Sie meinte damit das, was sie wenige Stunden zuvor in der Sitzung des Ausschusses im Harburger Rathaus gehört und schon vor Ort mit massivem Kopfschütteln und daraus folgender Ablehnung quittiert hatte.

Isabel Wiest: Brauner Klinker für den Sand kommt nicht in Frage
Isabel Wiest: Brauner Klinker für den Sand kommt nicht in Frage

 

Isabel Wiest: Brauner Klinker für den Sand kommt nicht in Frage

 

Ihren Unmut hatte der Umstand erregt, dass die Fläche des Sandes, wo der tägliche Wochenmarkt stattfindet, mit eben diesen „k…braunen Steinen“ ausgelegt werden soll,   wie Günter Greis, Geschäftsführer von Arbos-Freiraumplanung erläutert hatte.
Seine Begründung: Klinker sei unempfindlich gegen Schmutz(flecken) und könne leicht geepflegt werden. Auch seien andere Städe diesen (Klinker)Weg bereits erfolgreich gegangen, er sei mithin „in“. Nicht zuletzt könne  durch verschiedenfarbige (braune) Klinker ein attraktives Schattenspiel  geschaffen werden.  Außerdem, und das saß dann, stellte Greis fest, dass Harburg eben nicht der Neue Wall sei und Marmor deshalb ausgeschlossen (sprich: zu teuer).  Eine Granitfläche käme nicht infrage, weil zu unattrraktiv, bliebe als Alternative grauer Beton. Und ob den jemand wolle? Auch die CDU-Abgeordnete Helga Stöver reihte sich in Klinker-Kritik ein.  Zumindest einige weiße Kontrastprunkte müssten her, meinte sie.
Und um den Marktplatz noch attraktiver zu  machen, ist wieder einmal geplant, die Anordnung der Verkaufswagen zu ändern. Das aber ist nur ein Teil der jüngsten Pläne für den Sand. Sollte es so kommen wie am Dienstag im Rathaus vorgestellt, dürften die Tage des „Bolero“ am Sand gezählt sein, denn auf der gesamten Fläche zwischen Ärztehaus und Neuer Straße soll ein achtstöckiger Neubau entstehen: ein Seniorenwohnheim.
Das wäre insofern verwunderlich, als Harburg sich – a.) seiner sehr erfolgreichen Technischen Universität (TUHH) rühmt,  – b.) deren Studenten durch möglichst attraktive Freizeitangebote in Harburg gehalten werden sollen (wie die Politik regelmäßig betont) und – c.) ausgerechnet das beliebte und von diesen Studenten stark frequentierte „Bolero“ auf der (zugegebenermaßen maroden) Fläche über dem Sand preisgegeben werden soll.
Wie AVW-Vorstand Edward Martens erläuterte, sei der Markt für Studentenwohnungen weitestgehend gesättigt, der Bedarf an Seniorenwohnungen hingegen hoch. Gefragt, ob im Erdgeschoss des Neubaus eventuell Platz für ein neues „Bolero“ wäre, beantwortete  Martens mit dem Hinweis, dass man eher an ein ruhiges Café denke. Lediglich Carsten Schuster (FDP) formulierte den Hinweis, dass ohne Bolero am Sand zumindest für junge Menschen dort dann absolut tote Hose sei.  Der Wettbewerb für die Architekten soll 2017 ausgeschrieben werden.
Weitere Pläne sehen vor, 12 Parkplätze und die Hochbeete in der Stichstraße am Ostrand des Sandes  zu entfernen, um breitere Fußwege und Platz für die Außengastronomie zu schaffen. Ob letztere zum Zug kommt bleibt fraglich, weil die Gebühren für die Erlaubnis zur Bewirtung unter freiem Himmel voraussichtlich die Einnahmen auffressen. Möglich geworden ist diese Maßnahme, weil, wie der Stadtplanungsdezernent Jörg-Heinrich Penner erläuterte, die Polizei davon Abstand genommen hat, dass diese Straße für den Autoverkehr genutzt werden muss.
Auf den neu gewonnenen Flächen könnten auch farbige Sitzgelegenheiten ihren Platz finden, der Durchmesser des Wendehammers würde bedeutend verkleinert werden, und auch die Bauminsel im Ausgangsbereich Hölertwiete/Tunnel zum Sand könnte neu gestaltet werden. Eigentlich müsste sie ganz weg, befand der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer, doch leuchte ihm ein, dass dieser eine Baum nicht gefällt werden dürfte. Für den Neubau des Seniorenheims sollen allerdings fünf bis sechs Bäume daran glauben müssen….
Schließlich und nicht zuletzt: Wo sich heute (unter dem Bolero) leer stehende baufällige Räume befinden sowie eine Videothek wird ein Vollsortimenter, eventuell Edeka Niemerszein, einziehen.  Über die Wege der Anlieferung muss noch nachgedacht werden.
Neu und attraktiv gestaltet werden soll auch die Treppe, die die Neue Straße mit dem Sand verbindet. Von der großzügigen Freitreppe, die noch bis vor nicht allzulanger Zeit im Gespräch war, scheint man sich indessen verabschiedet zu haben.