
Schimmel in der Wohnung und keiner hilft?.
Linke kritisiert SAGA.
Allein schon beim Anblick der Bilder läuft einem ein Schauer über den Rücken: Die Ecke eines Zimmers ist übersät mit kleinen und größeren schwarzen Punkten, dazwischen gelbliche, graue und hellblaue Flecken, die aussehen wie kleine, unordentliche Wolken. Diese und ähnliche Bilder haben Miriam Craß und Kay Jäger in den vergangenen Monaten oft gesehen. Seit November haben die beiden Politiker der Partei Die Linke in Wilhelmsburg an mehr als 3.500 Wohnungen geklingelt und gefragt, wo den Menschen der Schuh drückt. „Dabei wurde uns immer wieder berichtet, dass es massive Schimmelprobleme in Wohnungen der SAGA gibt und den Mieter*innen nicht geholfen wird. Manchmal passiert Monate lang nichts oder es wird nur übergestrichen. Auffällig ist, dass es bestimmte Straßen und meistens die ersten beiden Stockwerke betrifft“, erzählt Miriam Craß.
Das haben die beiden zum Anlass genommen, eine Mieterversammlung zu organisieren mit einer Schimmelexpertin und einem Anwalt für Mietrecht. „Die Versammlung hatte sehr großen Zuspruch und hat nochmal die Notlage vieler Mieter*innen deutlich gemacht. Das sind so viele, das finde ich unglaublich“, berichtet Kay Jäger. Und: Für viele Mieter ist das Thema schambehaftet, sie rücken damit nicht sofort raus. Was beide Lokalpolitiker besonders betroffen macht: „Da wachsen Kinder auf!“
Laut Craß und Jäger reagiere die SAGA aber nicht entsprechend. „Den Mietern wird gesagt, sie sind selber schuld, weil sie nicht richtig lüften!“ Auch mit Chlorreiniger dem Schimmel an den Kragen zu wollen oder den Schimmel einfach überzustreichen, wie Mietern oft empfohlen werde, sei keine gute Idee, wie die Schimmelexpertin auf der Versammlung betonte. Wovon der Schimmelbefall herrührt, ist meist nicht einfach zu sagen. „Oft leben viele Menschen in den Zimmern oder die Häuser sind schlecht gedämmt“, so Kay Jäger.
Für die SAGA ist das Thema kein unbekanntes. Sie widerspricht der Darstellung, den Mietern würde nicht enstprechend geholfen. „Die SAGA nimmt das Thema Schimmel in Wohnungen ihrer Mieterinnen und Mieter sehr ernst und hat einen klaren Prozess zur Hilfestellung und Abarbeitung entsprechender Vorgänge etabliert. Neben der Ursachenergründung stehen die Beseitigung des Schimmels sowie die Aufklärung der Mieterinnen und Mieter im Fokus des Arbeitsprozesses. Auffälligkeiten in Wilhelmsburg oder auf der Veddel in Bezug auf die genannte Schimmelthematik sind nicht bekannt. Uns bekannte Einzelfälle werden entsprechend zügig abgearbeitet. Ursachen für Schimmelbefall sind vielfältig und können einerseits auf individuellem Mieterverhalten beruhen, andererseits aber auch baulich begründet sein. Gerne ist die zuständige Geschäftsstelle jederzeit für einen Austausch und Prüfung individueller Sachverhalte bereit. Dazu ist es wichtig, dass Mieterinnen und Mieter dies zeitnah nach dem ersten Auftreten von Schimmel über die bekannten Kontaktmöglichkeiten melden, damit Schäden frühzeitig behoben werden können. In diesem Zusammenhang bieten die zuständigen Kolleginnen und Kollegen betroffenen Haushalten Beratungsgespräche zum Thema Heizen und Lüften an. Zudem veranlassen wir anlassbezogen Prüfungen, um bauliche Hintergründe für das Auftreten von Schimmel auszuschließen bzw. wo nötig zu beheben“, so SAGA-Pressesprecher Gunnar Gläser.
Neben der Mieterversammlung haben die Linken im Januar einen Antrag in den Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel eingebracht, der sich mit dem Thema beschäftigt. „Die SAGA als zuständiges Unternehmen wird um die Entsendung eines*r Referent*in in den Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel gebeten, um zu dem oben genannten Sachverhalt Stellung zu nehmen und einen Zeitplan für die Beseitigung der Schimmelbildung in den betroffenen Häusern bekannt zu geben“, heißt es dort. Zudem bietet Die Linke die Struktur, sich gemeinsam zu organisieren. Wer betroffen ist, kann sich immer dienstag von 17 bis 18 Uhr in der offenen Sprechstunde der Linken in der Georg-Wilhem-Straße 7a melden.