Neue Schule und Aula für Finkenwerder

Foto: pm -Die alte Aula (re.) und der Eingang der Stadtteilschulen gehören bald der Vergangenheit an.

Neue Schule und Aula für Finkenwerder.

Kulturkreis verleiht „Hölzernen Apfel“ – Gospel Train-Konzert.

Das alljährliche Auftaktkonzert des Kulturkreises Finkenwerder ist nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch eine bewährte Nachrichtenbörse. Was steht im neuen Jahr an, welche (politischen) Entscheidungen kündigen sich an, gibt es neue Personalien zu vermelden oder gar Bauvorhaben? Dazu gab es von Adolf Fick, 1. Vorsitzender des Kulturkreises, am letzten Sonnabend die entsprechenden Mitteilungen, die anschließend für Gesprächsstoff sorgten. Diesmal besonders die Ankündigung: „Finkenwerder bekommt eine neue Aula.“ Mehr noch: „Wir kriegen eine komplett neue Schule, denn die Aula der Stadtteilschule und 80 Prozent der aktuellen Schulgebäude werden abgerissen“, so Adolf Fick weiter.
Mit einer neuen Aula würde ein langjähriger Wunsch der Finkenwerder in Erfüllung gehen, denn im Stadtteil fehlt ein adäquater Saal, in dem Konzerte und Theateraufführungen (natürlich auch schulische) stattfinden können. Die neue Aula könnte gerne größer sein als die alte, wünscht man sich, ebenso wie eine zeitgemäße Bühnentechnik und nicht zuletzt einen behindertengerechten Zugang, denn aktuell ist der nicht gegeben. Thorben Gust, Direktor der Stadtteilschule (StS) Finkenwerder, erläuterte den Hintergrund. Am ersten Tag der Sommerferien 2022 ereignete sich in der StS in den frühen Morgenstunden eine gewaltige Gasexplosion, die den Großteil der Verwaltungsgebäude zerstörte und weitere Räume in Mitleidenschaft zog. Nach weniger als einem halben Jahr hatte die Schulbehörde beschlossen, dieses Unglück, bei dem glücklicherweise keine Personen zu Schaden gekommen waren, zum Anlass zu nehmen, eine weitestgehend neue Schule zu bauen. Gust: „Im April beginnt die Planungsphase, die so genannte ‚Phase null’“. Dann muss sich die Schule äußern, welche Lernflächen sie wo und wie benötigt, um die Bedarfe einer modernen Schule, einschließlich Aula, zu benennen. Anschließend folgen der Architektenwettbewerb und die europaweite Ausschreibung.“ Baubeginn ist deshalb weder heute noch morgen.
Dermaßen mit Neuigkeiten versorgt, konnten sich die 320 Finkenwerder in der ausverkauften Aula dem eigentlichen Zweck ihres Kommens widmen: Dem Konzert von Gospel Train, ursprünglich als Mittelstufenchor von Peter Schuldt, Mulsikpädagoge aus Finkenwerder, an der vormaligen Gesamtschule Harburg (heute Goethe-Stadtteilschule Harburg) gegründet. Der Chor, den Peter Schuldt bis heute unverändert leitet, schlug wie eine Bombe ein und entwickelte sich über die Jahre zu einem musikalischen Botschafter Hamburgs. Eine Reihe von Schülergenerationen haben ihn nachhaltig geprägt und ihn zu dem gemacht, was er heute ist: Ein Chor, der sich der Nachfragen für Auftritte, zumeist Benefizkonzerte, kaum erwehren kann – in Hamburg und weit darüber hinaus, selbst im Ausland. Nun also auch wieder auf Finkenwerder – für Peter Schuldt ein Heimspiel. Er führte selbst – zumeist op Platt – durch das Programm, das unter dem Motto „Jetzt erst recht“ stand, eine musikalische (Trotz)Reaktion auf die Jahre der Pandemie, in denen man sich in Verzicht üben musste. So war es auch Gospel Train vorbehalten, das erste Konzert des Kulturkreises nach 2020 zu gestalten. Ausgesucht hatte der Chor bekannte und weniger bekannte Titel von Rock- und Pop-Größen, wie zum Beispiel Udo Lindenberg. Als ihm Hamburg im vergangenen Sommer die Ehrenbürgerschaft verlieh, durfte Gospel Train gemeinsam mit Johannes Oerding und Jan Delay den musikalische Rahmen gestalten – ein ganz besonderes Erlebnis. Allein darüber hätte Peter Schuldt gut und gerne noch stundenlang erzählen können, doch es ging weiter mit einem Rock ’n‘ Roll- und Twist-Medley, bei dem das durchweg ältere Publikum, in Erinnerungen schwelgend, begeistert mitging, nicht zuletzt weil die ausgezeichneten Chorsolisten die bereits sehr gute Stimmung im Saal weiter anheizten. Die größten Hits von Queen quittierten die Konzertbesucher mit lang anhaltendem Applaus und Getrampel, sodass man um die Standfestigkeit dieser alten Aula fürchten musste. Spätestens jetzt stand fest: Eine neue muss her. Mit den Dance-Hits der 90er-Jahre verabschiedete sich Gospel Train von seinem dankbaren Publikum, das mit Standing Ovations nicht sparte – und der Chor nicht mit Zugaben.
Traditionell werden in diesem Auftaktkonzert durch den Kulturkreis Personen geehrt, die sich als Ehrenamtliche um das Vereinsleben auf Finkenwerder verdient gemacht haben. Diesmal war die Wahl auf Jan-Hennig Körner und Thomas Kielhorn gefallen. Der Kulturkreis zeichnete sie, wie auch die zahlreichen Vorgänger, traditionell mit dem „Hölzernen Apfel“ und der dazugehörigen Urkunde aus. Hier alle Verdienste aufzuzählen, würden den Rahmen sprengen. So viel aber: Jan-Hennig Körner war bereits 1976 in der Jugendarbeit der Gemeinde unterwgs (Kellerdisco, Kirche unterwegs), ist seit 1979 in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, war 1. und 2. Vorsitzender der Liedertafel Harmonie, 16 Jahre Obermeister der Bäckerinnung Hamburg, im Vorstand des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks und nicht zuletzt im Landesbeirat und Verwaltungsrat der IKK Classik. Sein Motto: „Einfach anfassen, wenn Not am Mann ist.“ Dazu gehört auch, dass er an diesem Tag Gospel Train selbstverständlich mit Butterkuchen aus der eigenen Backstube verköstigte.
Thomas Kielhorn hat sich seinerseits um den TuS Finkenwerder verdient gemacht. Mit vier Jahren Unterbrechung war er seit 1992 dessen 1. Vorsitzender (insgesamt 27 Jahre). Er war maßgeblich an der Gründung der Box- und Tanzabteilung beteiligt, ebenso wie an der Einführung des Gesundheitssports. Auch die 550-Jahr-Feier von Finkenwerder, der Inselfestumzug 2003, die 775-Jahr-Feier Finkenwerders 2011, die 100- bzw. 125-Jahr-Feier des TuS und auch die Einführung einer Vereinsseite im Neuen RUF gehen nebst zahlreichen weiteren Aktivitäten – zum Beispiel Verlagerung der Tennisabteilung – auf sein Konto. Heute ist Thomas Kielhorn Ehrenmitglied des TuS und blickt auf über 40 Jahre Vereinsarbeit zurück. In seinem curriculum vitae heißt es unter anderem: „Geboren 1961 in Hamburg … schon immer auf Finkenwerder.“ Das muss als Erklärung für seinen langjährigen Einsatz genügen.
Zum Abschluss gab es für den Chor statt der üblichen Blumen reichlich Äpfel vom Obsthof Fick – eine Vitaminbombe.