Neue Räume dringend gesucht

Das Harburg-Huus in dem obdachlose Menschen mit ihren Hunden ein warmes Bett finden muss umziehen Foto: DRK

Neue Räume dringend gesucht.

Das Harburg-Huus muss umziehen.

Noch ist die Lage einigermaßen entspannt, aber nicht mehr lange. Das Harburg-Huus, die in Hamburg einzigartige Herberge für obdachlose Menschen, in der auch Hunde willkommen sind, muss zum 31. Dezember 2024 umziehen. Der Grund: Die erst 2018 aufwendig renovierte und umgebaute ehemalige Maschinenfabrik am Außenmühlenweg muss einem Neubau weichen. Eine Entscheidung des Vermieters, die auch die Mitarbeiter des Roten Kreuzes überrascht hat und in eine größere Bredouille bringt.
Das neue Gebäude sollte mindestens 400 Quadratmeter groß sein. Perfekt wäre ein barrierefreier Standort in der Nähe des Harburger Bahnhofes. Aber, so ergänzt der Bereichsleiter Migration und Existenzsicherung des DRK Hamburg-Harburg, Nicolai Panke: „Wir gehen auch durchaus größere Umbauten an, etwa für Schlafräume, Bäder, Duschen. Das muss nicht zwingend schon alles vorhanden sein. Wir wissen, dass solche Objekte kaum vorhanden sind. Aber wir sind natürlich bemüht, größere Räumlichkeiten als bisher zu finden, um das Angebot für obdachlose Menschen und ihre Hunde auszubauen, mehr Gästen eine Unterkunft zu bieten.“
Zurzeit hat das Harburg-Huus vier Schlafzimmer mit insgesamt zwölf Betten. Dazu gibt es Duschräume, Waschmaschinen, Postfächer – und einen gemütlichen Tagesaufenthaltsraum, in dem gespielt, gegessen, Kaffee getrunken und geklönt wird. Ein Team aus ehrenamtlichen Helfern und Rotkreuz-Mitarbeitern ist Tag und Nacht vor Ort und ansprechbar. „Das Harburg-Huus ist für Obdachlose ein Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Wir fragen nicht viel, wir hören einfach zu“, berichtet Leiterin Rosa Borgmann. „Und wir unterstützen unsere Gäste dabei, auf längere Sicht ihr Leben neu zu ordnen. Wir erinnern sie daran, dass sie mehr sind als nur obdachlos: Sie sind auch Musikliebhaber oder Fußballfans, Gartenfreund oder Vielleserin, Sohn oder Tochter, vielleicht auch Vater oder Mutter.“
Die zwölf Schlafplätze sind fast jede Nacht ausgebucht. Gerade im Winter ist der Bedarf deutlich größer und die Gäste müssen an andere Häuser verwiesen werden, sagt DRK-Pressesprecher Stefan Glowa. Darüber hinaus kommen täglich zwischen 20 und 45 Menschen, um die Waschmaschinen, Duschen, Speisen-Angebote, aber auch, um die Sozialberatung in Anspruch zu nehmen. Wer im Harburg-Huus übernachtet, muss am nächsten Tag ein Beratungsangebot annehmen. „Insgesamt waren es im letzten halben Jahr rund 650, davon knapp 170 Gespräche mit Frauen“, berichtet Stefan Glowa weiter. Bei den Gesprächen geht es um Wohnungslosigkeit, Sucht, Verschuldung, Gewalt gegen Frauen, Altersarmut und Einsamkeit. In den Anfängen konnten die Mitarbeiter stolz vermelden, dass im ersten Jahr schon 150 Gäste in eine fest Bleibe umziehen konnten. Diese Erfolge gehören angesichts des generell angespannten Wohnungsmarktes aber eher in die Vergangenheit.
„Die Aufgabe des Standortes an der Außenmühle ist schon sehr schade“, bedauert Nikolai Pahnke. „Die Lage ist aufgrund der Nähe zum Bahnhof optimal. Gäste des Harburg-Huus können die Einrichtung leicht erreichen. Und der Bedarf für diese Einrichtung ist definitiv da. Daher tun wir alles dafür, dieses Angebot auch über 2024 hinaus aufrecht zu erhalten.“