Naturschutzverbände lehnen Bau der A26-Ost weiterhin ab

Der Bau der sogenannten Hafenquerspange ist seit Jahrzehnten höchst umstritten. Gegner der Autobahn protestieren immer wieder gegen den Bau. Foto: au

Naturschutzverbände lehnen Bau der A26-Ost weiterhin ab.

BUND und NABU reichen Stellungnahmen ein.

Während in Deutschland und ganz Europa das Leben aufgrund des Coronavirus weitestgehend still steht, müssen trotzdem rechtliche Fristen eingehalten werden. So haben der Umweltschutzverband BUND Hamburg und der Naturschutzbund NABU Hamburg vergangene Wochen ihre Stellungnahmen bezüglich des zweiten Bauabschnitts 6b der A26-Ost fristgerecht eingereicht. So lehnen beide den Bau der A26-Ost – auch als Hafenquerspange bekannt – weiterhin kategorisch ab. Der NABU schreibt, dass das Vorhaben artenschutzrechtlich besonders problematisch sei und nach Einschätzung der Kanzlei Mohr Partner weder mit der Klimaschutzgesetzgebung des Bundes, noch mit der der Freien und Hansestadt Hamburg, vereinbar.
Zudem kritisiert der NABU den mangelnden Bedarf: Der Autobahnbau werde auch mit Wachstumserwartungen für den Hamburger Hafen gerechtfertigt, die sich laut NABU als völlig verfehlt erwiesen hätten. Denn statt 25 Millionen Containern (TEU), die für das Jahr 2025 prognostiziert waren, sei der Umschlag auch acht Jahre nach dem Hafenentwicklungsplan konstant unter 10 Millionen TEU geblieben.
Inwieweit die Corona-Pandemie zusätzlich das Hafenwachstum nachhaltig einschränken und globale Produktion und Transporte weiter verändern werde, sei noch völlig offen. „Die Welt steht still und niemand weiß, wie sie nach der Krise aussehen wird. Das Vorhaben der A26-Ost ist von Vorgestern und keine zukunftsweisende Idee für Morgen. Verantwortungsvolle Politik bedeutet jetzt noch mehr, den Sinn und Zweck zu überprüfen. Die horrenden Mittel könnten für wirtschaftlich sinnvollere, ökologisch weniger schädliche und infrastrukturell zielführendere Vorhaben eingesetzt werden“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.
Der BUND Hamburg argumentiert in seiner Stellungnahme, dass der „Bau der sogenannten „Hafenpassage“am Bedarf vorbeigehe, zu mehr Autoverkehr führe und dem Klima schade. „Ein Autobahnneubauprojekt in dieser Größenordnung und zu diesen Kosten ist nicht zeitgemäß. Statt autogerechter Angebotsplanung bedarf es eines Verkehrskonzeptes, das einen besseren Öffentlichen Personennahverkehr zum Gegenstand und die Klimafolgen im Blick hat“, erklärt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
Der BUND fordert deshalb auch von der Behörde für Umwelt und Energie eine Stellungnahme zu den Planungen und den Auswirkungen des Projektes auf die Hamburger Klimaschutzziele. Zudem gebe es für diesen extrem teuren Autobahn-Neubau keine Rechtfertigungsgrundlage. Die Planunterlagen nehmen Bezug auf den veralteten Hafenentwicklungsplan 2012. Dort seien aus heutiger Sicht völlig überhöhte Umschlagsprognosen zugrunde gelegt worden. Die zwingend erforderliche neue Köhlbrandquerung ab 2030 mache die A26-Ost zudem weitgehend überflüssig.
Weiterhin kritisiert der BUND, dass die A26-Ost wertvollen Naturraum zerstören würde. Die geplante Trassenführung verläuft unter anderem durch Flächen, die unter Landschaftsschutz stehen. In dem Gebiet fänden sich allein 53 Pflanzenarten, die auf der „Roten Liste“ stehen und mehr als 80 Brutvogelarten, von denen 12 gefährdet und vier sogar vom Aussterben bedroht sind.
Mit dem Bau der A26 wollen der Bund und die Stadt Hamburg eine Lücke im überregionalen Bundesfernstraßennetz schließen. Damit würden der Ost-West-Verkehr und die weiträumigen Hafenverkehre gebündelt und die Lärm- und Schadstoffbelastungen aus dem Straßenverkehr in den städtischen Wohnquartieren verringert, heißt es seitens der Behörde. Bereits seit Jahrzehnten wird der Bau der Hafenquerspange heftig kritisiert, unter anderem von zahlreichen Initiativen aus Wilhelmsburg.