Modernes Verkehrsdrehkreuz für die Elbinsel

So könnte der geplante Mobilitätshub auf der Veddel in Zukunft einmal aussehen. Die Gestaltung des gesamten Gebäudes ist aber noch nicht entschieden. Visualisierung: HOCHBAHN

Modernes Verkehrsdrehkreuz für die Elbinsel.

Baubeginn für 2025 geplant.

Lange wurde spekuliert, die Behörden hielten sich bis zuletzt bedeckt, doch nun steht fest: Direkt an die S-Bahn-Station Veddel angeschlossen soll auf einer 20.000 Quadratmeter großen Fläche ein sogenannter „Mobilitätshub“ der Hamburger Hochbahn entstehen, wie die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) vergangene Woche mitteilte. Unter Mobilitätshub versteht man ein Verkehrsdrehkreuz, das verschiedene Mobilitätsangebote miteinander verbindet. Kernstück des Hubs wird ein neuer, mehrstöckiger Busbetriebshof der Hochbahn mit einer Kapazität für 160 Busse und einer Wartungswerkstatt. Die an den Betriebshof angeschlossene Busumsteigeanlage mit sechs Haltebereichen soll dabei durch einen hvv switch-Punkt mit modernen Verkehrsangeboten wie Carsharing, MOIA oder StadtRAD ergänzt werden und so alle modernen Mobilitätsangebote unter ein Dach bringen. Es sollen zudem rund 600 Stellplätze für Bike+Ride geschaffen werden. Auf rund 8.000 Quadratmeter sind Gewerbeflächen zur Nahversorgung an den Mobilitätshub geplant. In der Tiefgarage möchte man Stellplätze für den Betriebshof und das Gewerbe sowie optional Stellplätze für Park+Ride schaffen. Mit dem Mobilitätshub entstehe eine moderne, neue Busumsteigeanlage und gehe eine deutliche städtebauliche und verkehrliche Aufwertung einher, so die Verkehrsbehörde. Der Mobilitätshub soll aber nicht nur wichtige operative Funktionen für die Hochbahn übernehmen, sondern auch die Alternativen zum privaten PKW für die Menschen im Süden der Stadt deutlich verbessern – und bündeln. Entsprechende Pläne hatten Vertreter der Verkehrsbehörde und der Hochbahn am vergangenen Montagabend im Ausschuss Elbbrücken des Bezirks Hamburg-Mitte vorgestellt.
Im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens will die Hochbahn auch die Anwohner und Interessierte beteiligen – wenn auch pandemiebedingt nur online und auch nur bis zu 14. Februar. Unter www.hochbahn.de/de/projekte/mobilitaetshub-elbinseln gibt es die Projektbeschreibung und die Möglichkeit, Ideen und Anregungen einzureichen. Die Gestaltung des gesamten Gebäudes sei noch nicht entschieden. Die vorgestellten Grafiken dienten bisher nur der Orientierung und bildeten nicht den Endzustand ab. Die Bewohner der Elbinseln hätten somit vorab die Möglichkeit, den Architekten ihre Anregungen und Ideen mitzugeben, was die Elbinseln und die Stadtteile Veddel und Wilhelmsburg so lebenswert und besonders machen. Zusätzlich sei die Nutzung der gewerblichen Fläche noch nicht entschieden. Parallel zu der Onlinebeteiligung wird das Projekt im Stadtteil den Menschen vor Ort vorgestellt werden. Noch im Frühjahr starten Stadt und Hochbahn einen Architekturwettbewerb, in den auch Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses einfließen. Der Baubeginn ist für 2025 geplant, die Inbetriebnahme für 2029. „Mit der städtebaulichen Entwicklung des Stadteingangs Elbbrücken wird in den kommenden Jahren insbesondere auch der Stadtteil Veddel von neuen Angeboten zu Stärkung seiner Infrastruktur – zum Beispiel in den Bereichen Einzelhandel oder medizinische Versorgung – profitieren. Aber auch die Ansiedlung von nachhaltigen Arbeitsplätzen, behutsamer Wohnungsbau oder neue Möglichkeiten für den Kultur- und Kreativsektor gehören zum Rahmenplan. Komplettiert wird dies durch die Implementierung von cleveren Mobilitätslösungen“, äußerte sich Ralf Neubauer, Leiter Bezirksamt Hamburg-Mitte, zum Projekt.
Bei den Politikern auf den Elbinseln fallen die Reaktionen auf die vorgestellten Pläne unterschiedlich aus. Judith Szillus und Lennart Grenda von der Veddeler SPD sehen darin eine Chance für die Veddel: „Der Mobility Hub bietet viele Chancen für die Veddel. 8.000 Qaudratmeter können mit den Ideen des Stadtteils gefüllt werden. Es entstehen dringend benötigte Flächen, um die unzureichende Nahversorgung des Stadtteils zu verbessern, Platz für ärztliche Versorgung oder Freizeitangebote zu schaffen.“ Lennart Grenda ergänzt: „Durch die Pandemie ist eine Beteiligung des Stadtteils nur digital möglich – und auch die Frist dafür ist kurz gesetzt. Uns ist wichtig, dass das Beteiligungsverfahren die Menschen im Stadtteil mitnimmt. Auch diejenigen, die zum Beispiel digital nicht erreichbar sind oder Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, müssen die Möglichkeit haben, ihre Vorstellungen einzubringen und gehört zu werden. So kann das Projekt bestenfalls die lange geäußerten Wünsche und Hoffnungen aufgreifen und die Akzeptanz im Stadtteil für den Mobility Hub erhöht werden. Wir hoffen, dass die Sorgen um eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch 160 abgestellte Busse im Rahmen des Verfahrens zerstreut werden können und die Veddel neue verkehrliche Anbindungen – auch zur Entlastung der S3 – erhält.“ Auch der Wilhelmsburger Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete und verkehrspolitischer Sprecher seiner Partei Gerrit Fuß, bgegrüßt die Pläne: „Mit dem Mobilitätshub im Süden der Veddel bekommen die wachsenden Elbinseln einen weiteren modernen Verkehrsknotenpunkt und ein neues Nahversorgungszentrum. Besonders freue ich mich, dass die Gewerbeflächen zur stadtteilbezogenen Nutzung endlich einen lang ersehnten Vollsortiment-Supermarkt auf die Veddel bringen. Weitere Ideen und Bedarfe können bis Mitte Februar im Online-Beteiligungsverfahren der Hochbahn eingebracht werden.“
Mit Erschütterung hingegen reagiert die CDU-Fraktion im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel auf die Pläne. „SPD und Grüne vergehen sich wieder einmal an den Elbinseln und präsentieren den Bürgerinnen und Bürgern ein faules Ei“, erklärt Jörn Frommann für die CDU. „Die Pläne sehen ein seelenloses, völlig aus der Umgebung gerissenes Bus-Parkhaus vor, das in keiner Weise diesem besonderen Ort und den Anliegen der Elbinsulaner gerecht wird“, so Frommann weiter. „Die städtebauliche Scharnierfunktion dieses Platzes zwischen der Veddel und Wilhelmsburg wird komplett ignoriert. Außerdem werden über 600 P&R-Parkplätze zerstört, die auch den Bewohnern der Elbinseln dienten, um aus den schlecht mit Bussen erschlossenen Gebieten auf die Bahn umsteigen zu können“, erklärt der CDU-Sprecher. „Statt aber tatsächlich die Betroffenen einzubinden, setzt die grüne Verkehrsbehörde auf die Hinterzimmertaktik und informiert nur scheibchenweise. Gleichzeitig will sie bereits zum Jahreswechsel den Bebauungsplan einleiten. Information und Mitsprache ist für SPD und Grüne wohl ein Fremdwort“, resümiert Frommann die Situation.