Miniermotte und Pseudomonas

Miniermotte und Pseudomonas

Umgestürzte Kastanie: SPD will Vorfall aufklären

Ende April stürzte aus bislang ungeklärten Gründen in der Bremer Straße eine mehr als 100 Jahre alte Rosskastanie um. Nur durch Zufall kam es zu keinen Sach- oder gar Personenschäden, die über den Verlust des Baumes hinausgingen. Trotz des glimpflichen Ausgangs hat der Vorfall ein Nachspiel. Laut der Pressesprecherin des Bezirksamtes war eine Erkrankung des Baumes dem Bezirksamt zuvor nicht bekannt. Deshalb sei eine nachträgliche Untersuchung beauftragt worden. Inzwischen drohe das Verschwinden der Rosskastanien aus dem Stadtbild. Gleich zwei Gründe seien dafür bekannt. Zum einen die Miniermotte, ein Insekt, welches vorwiegend die weißblütigen Rosskastanien befällt und durch die Fresstätigkeit der Larven die Blätter zerstört – ohne allerdings zu lebensbedrohlichen Konsequenzen für den Baum zu führen. Zum anderen ein Befall durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi (bakterielles Rosskastanien-Sterben), weiß die SPD zu berichten. „Beim Rosskastanien-Sterben handelt es sich um eine Komplexkrankheit. Das Bakterium an sich richtet keinen großen Schaden an. Gefährlich sind die Pilze, welche die entstehenden Eintrittspforten nutzen. Sie zerstören den stabilen Holzkörper, durchtrennen Leitbahnen und lassen das Holz aufreißen. Letztlich stirbt der Baum ab – manchmal innerhalb weniger Wochen“, heißt es aus der SPD, die den Vorfall geklärt wissen will.
Die ersten Funde der Krankheit wären 2007 in Hamburg aufgetreten. Von da habe sich das Bakterium im Nord-Westen Deutschlands ausgebreitet. Mittlerweile gehen Wissenschaftler von einer Besiedlung in ganz Deutschland und Teilen Mitteleuropas aus. Warum sich die Krankheit plötzlich so stark ausbreiten konnte, sei nicht bekannt. Eine Möglichkeit wäre das vermehrte Vorkommen der Rosskastanien-Miniermotte in den letzten Jahren. Sie schwäche die Bäume über Jahre hinweg und mache sie anfällig für neue Krankheitserreger. Dadurch erkläre sich jedoch nur der Befall von weißblühenden Kastanien. Pseudomonas befällt aber beide, rot- und weißblühende Kastanien, so die SPD-Politikerin Eftichia Olowson-Saviolaki. Ein wirksames Mittel gegen bakterielles Rosskastanien-Sterben wäre lange nicht verfügbar gewesen. 2011 hätten Forscher der Universität Wageningen (NL) ein Verfahren entwickelt, bei dem mit mehrtägiger Erwärmung auf rund 40 Grad mittels eines Wärmemantels das Bakterium vernichtet werden kann, ohne dem Baum zu schaden. Inzwischen werden bei Nachpflanzungen vermehrt andere Baumarten eingesetzt, so die SPD. Deren Antrag fordert die Verwaltung auf, „einen Referenten in den Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz zu entsenden, um über die Ursachen für das Umfallen des Baumes in der Bremer Straße zu berichten. Zudem ist über den Bestand an Bäumen im Bezirk und deren Zustand sowie dem Verfahren des Zustandsmonitorings zu berichten. Insbesondere sind die Standorte weiterer durch bakterielles Rosskastanien-Sterben möglicherweise gefährdeter Bäume sowie den vorwiegend verwendeten Baumarten bei Nach- und Neupflanzungen zu berichten.“