„Man glaubt es nicht“

Foto: pm -Jens Brauer (Leiter der Abteilung Harburger Stadtgeschicht des Arch. Museums Hamburg) Rocko Schamoni und Rainer-Maria Weiss (v.l.) stellten die Heino-Jaeger-Festspiele und Ausstellung vor

„Man glaubt es nicht“.

Heino Jaeger-Ausstellung und Festspiele.

Das Archäologische Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg feiert Heino Jaeger: Der 1938 in Harburg geborene Künstler wurde in den 70er-Jahren mit skurrilen Sketchen und Monologen in Rundfunk und Fernsehen als Dr. Jaeger zur Kultfigur. Vielen seiner Zunft gilt er als „Meister von uns allen, ein Genie und bis heute unerreicht“ (Olli Dittrich). Die wahre Vielfalt von Jaegers Werk blieb der breiten Öffentlichkeit jedoch verborgen. Das Archäologische Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg hat eine besondere Verbindung zu ihm, denn Jaeger, der nur wenige Schritte entfernt vom heutigen Museum am Museumsplatz 2 aufgewachsen ist, war viele Jahre im Hause als Scherbenzeichner tätig. Das Museum ehrt den Maler, Grafiker, Sprachkünstler und Auftrittsaktivisten aus Anlass seines 25. Todestages nun gleich doppelt: mit einem dreitägigen Heino-Jaeger-Festival vom 7. bis 9. Juli und einer Ausstellung vom 7. Juli bis 21. August.
Bis heute hat er eine eingeschworene Fangemeinde, und jüngst wurde ein von seinem Leben inspirierter Roman von Rocko Schamoni veröffentlicht: „Der Jaeger und sein Meister“. Unter Komiker-Kollegen und -Kolleginnen wird Heino Jaeger verehrt, zu seinen Bewunderern zählen Loriot und Olli Dittrich. Heino Jaeger wurde u.a. durch satirische Sendungen im Radio bekannt, in denen er brillant Klischeetypen parodierte und imitierte. Als Maler und Grafiker ist er jedoch nur Kennern bekannt. Die Leistungen des Künstlers, der 1997 im Alter von nur 59 Jahren nach zehn Jahren in einer Nervenheilanstalt verstarb, „gelten vielen aber als unbestritten und verdienen es, nicht vergessen zu werden“, so Rocko Schamoni.
Hier – im ehemaligen „Helms-Museum“ – war Jaeger seit 1967 als Zeichner von archäologischem Fundmaterial tätig, „eine dröge Tätigkeit“, wie Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss einräumte. Doch sie besserte sein Einkommen auf. Er entwarf das ab 1973 im Museum ausgestellte „Panorama der Jahrtausende“, mit dem ganze Generationen von Harburgern aufgewachsen sind. Schon 1988 widmete das Haus mit dem damaligen Direktor Ralf Busch, der für das Museum einen nicht unerheblichen Teil des Jaeger-Oevres erworben hatte, seinen zeichnerischen Werken eine Ausstellung, denn es besitzt über 50 Zeichnungen, Gemälde und Grafiken Jaegers. Viele seiner Arbeiten sind verloren gegangen, denn er hat damit oft seine Getränke (und es waren nicht wenige) in der Großen Freiheit bezahlt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige Werke sich noch heute im Besitz der Familie Durand befinden, die damals das „Salambo“ auf der Vergnügungsmeile betrieb.
Zu seinem 25. Todestag wollen sich nun Weggefährten, Bewunderer und Fans im Rahmen von Festspielen und einer Ausstellung noch einmal vor dem Künstler verbeugen.
Das Programm der Heino-Jaeger-Festspiele 2022 spielt mit den zahlreichen Facetten der Kunst Heino Jaegers. In Lesungen und Konzerten kommen Künstlerinnen und Künstler zu Wort, die ihm in ihrer Gesellschaftsferne, Komik und Non-Konformität nahestehen und als Jaegers Schwestern und Brüdern im Geiste bezeichnet werden können. Mit dabei sind u. a. Rocko Schamoni, Heinz Strunk, Friederike „Fritzi“ Ernst und „Frau Kraushaar“. Für die künstlerische Leitung der „Heino-Jaeger-Festspiele 2022“ konnte das Museum den Hamburger Musiker und Erfolgsautor Rocko Schamoni gewinnen, der durch seinen jüngst veröffentlichten Roman „Der Jaeger und sein Meister“ ein intimer Kenner des Werkes von Jaeger ist.
Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am 7. Juli um 19 Uhr im Rahmen des ersten Festspieltages, einschließlich Filmvorführung „Heino Jaeger – look before you kuck“ (D 2012, Regie: Gerd Kroske), der Ausstellungsbesuch ist schon ab 15 Uhr möglich und mit einem Festspiel-Ticket für den 7. Juli kostenlos.
Das Ticket für die Heino-Jaeger-Festspiele kostet am 7. Juli 10 Euro, am 8./9. Juli 19 Euro bis 39 Euro. Am 9. Juli steht auch eine Lesung mit dem Erfolgsautor Heinz Strunk auf dem Programm. Tickets sind ab 3. Mai online unter amh.de erhältlich. Die begleitende Ausstellung „Man glaubt es nicht“ zeigt eine Auswahl von Jaegers Bildern und Zeichnungen aus der Sammlung des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg sowie ausgewählte Leihgaben. Eintritt Ausstellung: Erwachsene 6 Euro; ermäßigt 4 Euro.