Liebe auf den ersten Blick.
Gertrud und Manfred Keßler feiern Gnadenhochzeit.
Gertrud und Manfred Keßler haben sich zum ersten Mal beim Siedlerfest der Rhenania-Siedlung gesehen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Da war Gertrud, geborene Rosendahl, erst 15 Jahre alt. Es wurde ordentlich getanzt – anschließend brachte Manfred Keßler seine Freundin nach Hause. Das ging damals natürlich nur in Begleitung der Eltern. So entwickelte sich Ende der 1940er-Jahre die Beziehung zwischen Gertrud und Manfred, die auch nach Jahrzehnten noch hält. Nun stand für das Ehepaar am 6. April die Feier zur Gnadenhochzeit an.
Aber zurück zu den ersten zaghaften Beziehungsversuchen der Eheleute. Gertrud konnte ihren Manfred nach besagtem Siedlerfest nicht vergessen. Sie fragte in der Bäckerei nach, wo er arbeitete, um Kontakt mit ihrem Schwarm aufzunehmen. So entwickelte sich eine Liebelei, die aber sehr bald getrübt wurde. Gertrud machte sich auf in die USA. Dort half sie bei Verwandten im Haushalt aus und betreute als Au-pair-Mädchen überdies deren Kinder. Sie blieb für anderthalb Jahre in den USA. In dieser Zeit schrieben sich die jungen Verliebten eifrig Briefe – mehr war nicht drin.
Manfred lernte unterdessen das Bäcker- und Konditorhandwerk von der Pike auf, um den elterlichen Betrieb an der Cuxhavener Straße 298 zu übernehmen. Da es Gertrud in den USA so gut gefallen hatte , liebäugelte sie mit dem Gedanken, dorthin gerne wieder für längere Zeit zu reisen. Manfred machte sich ernsthaft Sorgen. Er wollte unbedingt seine geliebte Gertrud behalten. Es folgte die Verlobung, und dann wurde geheiratet.
Durch den frühen Tod von Manfreds Vater wurde er sehr intensiv in die Führung des elterlichen Betriebs eingespannt. Um ihren Mann zu unterstützen, lernte Gertrud den Beruf der Bäckereifachverkäuferin. Das Duo bewährte sich – es führte lange Jahre die Bäckerei. Diese beanspruchte beide dermaßen, dass sie lediglich sonntags – wenn die Bäckerei geschlossen war -, Zeit hatten, den Heiratstermin wahrzunehmen.
Man erwirkte, dass die kirchliche Trauung am Ostersonntag stattfand. Eine Hochzeitsreise fiel ebenfalls der vielen Arbeit zum Opfer. Trotz der vielen Arbeit kam das gesellschaftliche Leben jedoch nicht zu kurz. Manfred spielte Handball bei der HNT, später wurde erfolgreich gekegelt und gemeinsam viel gefeiert. Das Jubiläumspaar zählt zu den alteingesessenen Neugrabenern. Der ehemalige Bäckereibetrieb wurde umgebaut und ist nach wie vor das Zuhause.
Aus der Ehe gingen drei Söhne, drei Enkelkinder und zwei Urenkel hervor. Der jüngste Sohn lebt mittlerweile mit seiner Familie in Australien und wurde jedes Jahr für sechs Wochen besucht. Zur Eisernen Hochzeit vor fünf Jahren war man wegen Corona in Australien hängen geblieben und wurde just an diesem Jubiläumstag mit Hilfe der Bundesregierung ausgeflogen. Wegen des Ehrentages und weil die beiden die ältesten Passagiere an Bord waren, gab es ein kostenloses Upgrade in die Businessklasse, einen Champagner sowie eine Verabschiedung von Australien durch den Deutschen Botschafter.
Das Jubiläumspaar lebt nach wie vor in der eigenen Wohnung und möchte noch die Kronjuwelenhochzeit (75 Jahre) gemeinsam feiern. Dazu wünschen sie sich vor allem Gesundheit, Toleranz und Frieden auf der Welt.