Kulturpalast darf „Riekhof“-Marke nicht verwenden

Jörn Hansen: Den Rieckhof besenrein übergeben

Kulturpalast darf „Riekhof“-Marke nicht verwenden.

Schlüsselübergabe am 1. Juli – Abschiedskonzert mit Wegbegleitern.

Nach
• 38 Jahren
• 6800 Veranstaltungen
• 30.000 Künstlern
• 4 Millionen Besuchern
• 36.000 Treffen in Gruppenräumen
• und 1 Abschlusskonzert mit Lotto King Karl (das letzte von nicht weniger als 19)
hat der Rieckhof am Freitag seinen Betrieb, wie ihn Harburg über knapp vier Jahrzehnte gekannt hat und wie ihn viele Harburger gleichermaßen geschätzt haben, ein für allemal eingestellt. Zurückzuführen ist das alles auf einen einmaligen Vorgang in der Harburger Verwaltung und Politik, den der Noch – Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen bis heute nicht nachzuvollziehen vermag, zumal es sich um „eine hamburgweit noch nie dagewesene Vorgehensweise handelt“, für die man in Harburg, wenn man in den unterschiedlichsten Kreisen um sich hört, kaum jemand Verständnis hat. Doch die Schlacht ist geschlagen: „Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e.V.“, Träger des Rieckhofs, muss (und wird) am 30. Juni den Rieckhof, wie gefordert, besenrein übergeben. Die Schlüssel nehmen nicht die Akteure aus dem Rathaus entgegen, die das Aus des Rieckhofs betrieben haben, sondern Amtsinhaber in der Harburger Gebäudeverwaltung. Die Schlüssel werden dann an den Kulturpalast Billstedt weiter geleitet. Er hatte in einem umstrittenen Interessenbekundungsverfahren den Zuschlag für den weiteren Betrieb dieser Einrichtung erhalten (Der Neue RUF berichtete).
Der Rieckhof selbst hat sich am Sonnabend mit einer großen Party und viel Musik von seinen Freunden verabschiedet. „Gospel Train“ wollte in seiner größten Zusammensetzung erscheinen, musste aber kurzfristig absagen, weil der Dirigent positiv getestet wurde, ebenso wie der Harburger „Hafenbarde“ Werner Pfeifer. Auch die Gruppe „Smile & Shine“ musste coronabedingt passen. Die Absagen haben der guten – wenngleich traurigen – Stimmung keinen Abbruch getan, freute sich Jörn Hansen . Er konnte zahlreiche Mitstreiter aus den vergangenen Jahrzehnten begrüßen – viele von ihnen auch schon längst ergraut oder mit schütterer Haarpracht. „Es war ein total toller Tag“, so Hansens Bilanz. Die „Working Advocates“ sorgten ebenso für gute Stimmung wie das „Irish Gathering Duo“, Larry Mathews und nicht zuletzt eine Band, die sich für diesen Tag zusammengetan hatte, bestehend aus Wolf Kemper, Wolgang Jensen, Jens Begeest und Ronja als Solistin. Mit alten und neuen Songs erinnerten sie an die guten alten Tage und bedauerten die unausweichliche Rieckhof-Schließung. Die „Delta Doppelkorn Bluesband“ setzte den Schlusspunkt unter diesen denkwürdigen Tag.
Jörn Hansen selbst könnte seit dem 1. März eigentlich schon Rentner sein, arbeitet als Angestellter des Trägervereins aber weiter, weil sein Arbeitsvertrag noch über ein Jahr geht. Weil dem Trägerverein mit Datum 1. Juli durch den Bezirk alle finanziellen Mittel entzogen wurden, kann „Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e.V.“ ihn jedoch nicht mehr bezahlen. Theoretisch müsste Hansen noch ein Jahr lang vom neuen Träger „Stiftung Kulturpalast Billstedt“ beschäftigt werden. Auf diese Vertragslage habe er, Hansen, bereits 2018 hingewiesen. Deshalb hat der Anwalt des bisherigen Trägervereins, Harald Muras aus Harburg, jetzt in einem Schreiben bei der Stiftung nachgefragt, ob Hansen am 1. Juli (s)einen Arbeitsplatz bei der Stiftung antreten soll. Das ist für Hansen natürlich nicht vorstellbar und er geht davon aus, dass der Kulturpalast das genauso sieht.
Jörn Hansen weist auch darauf hin, dass der neue Trägerverein den Rieckhof nicht so übernehmen kann, „wie er ist“, wovon der Kulturpalast auch ausgegangen sei, weil ihm das Bezirksamt das so suggeriert habe. Allerdings, erläutert Hansen, „gehört beispielsweise die Ton- und Lichtanlage im Wert von 200.000 Euro uns“ (also dem alten Trägerverein). Sie wird bis zum 1. Juli nebst weiteren Einrichtungsgegenständen abgebaut und eingemottet, bis sie wieder einer Verwendung zugeführt werden kann. Das habe den neuen Träger dann doch überrascht. Dessen Überlegung (wie am 31. Mai in Harburg vorgetragen), den Namen „Rieckhof“ unter Umständen weiter verwenden zu können, hat Hansen eine kategorische Absage erteilt. Er erläutert: „Der Rieckhof ist eine beim Deutschen Patentamt eingetragene Wort- und Bildmarke“, und die gehört niemand anderem als Jörn Hansens selbst. Bei ihm liegt das Urheberrecht. Das heißt: Niemand anders darf diesen Namen verwendet. Deshalb hat die „Stiftung Kulturpalast“ auch Post von Hansens Anwalt bekommen. Sie hatte auf mehreren Folien bei der öffentlichen Vorstellung des Kulturpalastes auch das Rieckhof-Logo verwendet, „unerlaubterweise“, wie Hansen betonte. Bei wiederholter missbräuchlicher Verwendung – was eine Verletzung des Urheberrechts wäre – drohte der Hansen-Anwalt mit einer saftigen Geldbuße. Hansen betonte ausdrücklich: „Der Kulturpalast bekommt von mir keine Rechte für die Verwendung der Marke ‚Rieckhof ‚“.
Der Kulturpalast beabsichtigte nach eigenem Bekunden, bereits ab 1. Juli erste kleinere Veranstaltungen anzubieten. Wie das möglich sein soll, fragt sich allerdings Jörn Hansen, und auch beim Kulturpalast ist man sich noch nicht ganz sicher. Denn wie jetzt bekannt wurde, soll der notwendige Austausch der Rieckhof-Fenster mindestens ein ganzes Jahr dauern. Wie er dann (unter neuem Namen) bespielt werden soll, fragt man sich. Die Lokalpolitiker haben jedenfalls wenig Verständnis für diese lange Zeitspanne.
Auch wenn der Rieckhof seine „Spielstätte“ verliert: „Der ‚Trägerverein Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e.V.‘ löst sich nicht auf und will als Veranstalter weiterhin in der Harburger Stadtteilkultur aktiv bleiben“, kündigte Hansen an.