Jahresempfang mit Grünkohlessen

Vorbild für das Harburger Handwerk? Der FC St. Pauli!
Jahresempfang mit Grünkohlessen

Es ist gute  Tradition, dass die Handwerkskammer – Bezirk Harburg – das Jahr mit dem  Grünkohlessen des Harburger Handwerks beschließt und dazu Partner aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung einlädt – auch um Dank zu sagen, wie Peter Henning, 1. Bezirkshandwerksmeister, beim Empfang am Mittwoch im großen HTB-Veranstaltungssaal am Vahrenwinkelweg betonte.

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Begrüßten über 150 Gäste beim traditionellen Grünkohlessen (v.l.): Peter Henning, Joachim Pawlik sowie Dirk Eisenschmidt und Rainer Kalbe, beide  stellvertretende Bezirkshandwerksmeister 
Fotos: pm

 

Als Gastreferenten begrüßte er Joachim Pawlik, Vorsitzender der Geschäftsführung Pawlik Consultants GmbH. Pawlik war seinerzeit Profi beim FC St. Pauli und ist seit 2014 auch Vizepräsident des FC St. Pauli und dort für Sponsoring und Marketing zuständig.
Zunächst die positive Nachricht: 38% der Handwerksbetriebe aus Harburg erwarten für das Winterhalbjahr eine positive Bilanz. Weniger erfreulich: Der Markt für Handwerker ist wie leer gefegt. Der Grund, wie Peter Henning mutmaßt: Handwerk ist nicht hipp.  Und das, obwohl das System der  dualen Ausbildung weltweit nicht nur einzigartig sei. „Viele Länder beneiden Deutschland darum.“  Deshalb sein Appell an die Politik: „Treten Sie für die duale Ausbildung ein, und verhindern Sie Schlimmeres! Die duale Ausbildung sei ein ausgemachter start up. Allerdings, und damit schnitt er ein Thema an, das Handwerk und Politik seit Jahren beschäftigt: Für erfolgreiche Betriebe sind entsprechende Flächen notwendig.

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Jens Kalkowski, Verlagsleiter „Der Neue RUF“ im angeregten Gespräch

 

Allerdings gebe es eine heftige Konkurrenz zwischen Flächen für Wohnraum und Gewerbe, und leider müsse festgestellt werden, dass das Gewerbe wegen des damit verbundenen Lärms zumeist den Kürzeren zieht. Auch die aktuelle Verkehrssituation im Bezirk sprach Henning an. Sie bedürfe in Zukunft einer besseren (Baustellen)Planung, „denn wir kommen nicht mehr zu unseren Kunden.“
Der Bezirksamtsleiter Thomas Völsch sah das Große Ganze etwas entspannter. „Wir erleben in Hamburg eine großartige Zeit,“stellte er fest und verwies auf eine wachsende Wirtschaft und stabile Finanzen.  Bedauerlich sei, dass heute viele unsicher seien, und der Optimismus  schwinde. Das aber alles besser werden müsse ohne dass sich etwas verändere, sei ein Ding der Unmöglichkeit.
Von der Politik erwartet er, dass sie einen klaren Kompass hat und ihre Marschrichtung auch vermittelt. Dazu gehöre  auch das beispielhafte Wohnungsbauprogramm des Senats, eine neue Niederlassung für das Fraunhofer-Institut im Binnenhafen und ebendort auch der geplante Innovation Port, beide Meilensteine in Harburg und Hamburg. Allerdings: „Zur Umsetzung der schlauen Ideen und Pläne benötigen wir das Handwerk.“ Auch müsse nicht die Mehrzahl der Schüler das Abitur anstreben – die duale Ausbildung sei in der Tat  eine hervorragende Alternative.
Gleichzeitig kündigte Völsch an, dass bei der Planung der Neubaugebiete „Vogelkamp“ und „Fischbeker Rethen“ auch Flächen für Handwerksbetriebe ausgewiesen werden.
Joachim Pawlik stellte Peter Henning mit den Worten vor: „Er verkauft keinen normalen Fußballverein sondern eine Wertegemeinschaft, kein Spiel sondern ein Lebensgefühl. Er wird über das Thema „Gelebtes Markenbild am Beispiel des FC St. Pauli sprechen.“
Die Gemeinsamkeiten zwischen dem Handwerk und FC St. Pauli? Auch das Handwerk feilt seit 2010 mit einer bundesweiten Kampagne an seinem Image, um ein zeitgemäßes und modernes Bild von sich zu vermitteln.
Der FC St. Pauli mit seiner ausgeprägt-heterogenen Fan-Szene (darunter ein sehr großer Frauenanteil) ist schon gut dabei. 84 % der Befragten gaben an, dass er europaweit der beliebteste Zweitligaverein sei. Bezogen auf den Wert der Marke findet sich der Verein nach großen Namen aus der 1. Bundesliga auf dem beachtlichen 4. Platz. Und das, obwohl der Verein derzeit am letzten Platz der 2. Bundeliga steht.
Natürlich habe es seit dem Aufstieg des FC St. Pauli in die 2. Bundesliga  mehrerer Jahre und Häutungen bedurft, bis der Verein seinen jetzigen  Status erreicht habe.  Für dessen Qualität speche auch, „dass heute 10.000 Personen auf der Warteliste für eine Dauerkarte stehen.“ Eine essentielle Bedeutung komme in der Vermarktung dem Totenkopf zu – „ein Glücksfall, ein absoluter Traum für uns,“ so Pawlik. Und anders als in der Vergangenheit lege man Wert darauf, dass der Verein auf St. Pauli zuhause ist, dass er ein kreativer und gleichzeitiger auch rebellischer Verein ist und dabei authentisch und selbstironisch bleibe.
Einen ganz besonderen Anspruch habe man darüber hinaus: „Egal was wir machen, wir wollen in allem top sein,“ auch wenn es manchmal, wie gerade aktuell, nicht rosig aussieht, fuhr Pawlik fort. Aber allein deswegen den Trainer Ewald Lienen zu entlassen komme aktuell nicht infrage. Am Anfang der Spielzeit habe man den Spielern das System St. Pauli eingebläut. Nur wer nicht mitziehe,, habe schlechte Karten, gab Pawlik zu verstehen. Das gelte genauso für den Vorstand. Erst vor wenigen Tagen habe es im Vorstand richtig Knatsch gegeben, weil eine Personalie in die  Öffentlichkeit durchgesickert war. Im Grunde, so Pawlik, sei der Verein ein Dienstleister für die Fans, und daran wolle man sich auch in Zukunft halten.
In einem ersten Schritt will sich das Harburger Handwerk beim Binnenhafenfest 2017 auf einer 100 Meter langen Sondermeile erstmals vorstellen.