Hamburgs jüdische Polizeibeamte – verdrängt, verfolgt, vergessen

Die Hamburger Polizei im täglichen Dienst um 1947: Die Ausstellung zeigt wie die Polizei in der Weimarer Republik während des Nationalsozialismus und in den Anfangsjahren der Bundesrepublik mit Mitarbeitern umgegangen ist Foto: rPolizeimuseum HH

Hamburgs jüdische Polizeibeamte – verdrängt, verfolgt, vergessen.

Ausstellung im Polizeimuseum Hamburg.

Sie wurden entlassen, gedemütigt, bedroht, verfolgt, deportiert, ermordet. Auch die Polizei Hamburg duldete zur Zeit des Nationalsozialismus keine Juden in ihren Reihen. Erstmals erinnert eine Ausstellung im Polizeimuseum, Carl-Cohn-Straße 39, an Hamburgs jüdische Polizeibeamte.
Die Lebenswege von mehr als 46 jüdischen oder mit Jüdinnen verheiratete Polizisten und Polizeimitarbeiter hat Martin Bähr, Kriminaldirektor a.D., drei Jahre lang erforscht. Sein Fazit: „Fast alle wurden nach der Machtergreifung aus der Polizei entlassen. Diejenigen, die nicht nach Südamerika oder Palästina emigrierten oder vor Kriegsbeginn ausreisen durften, wurden deportiert und ermordet, mussten Zwangsarbeit leisten oder fielen der Euthanasie zum Opfer“. Anlässlich des Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zeigt das Polizeimuseum Hamburg vom 24. Oktober bis 21. November 34 dieser Biografien, um dieses dunkle Kapitel Hamburger Polizeigeschichte ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Die Ausstellung im Polizeimuseum Hamburg beschränkt sich nicht allein auf die Darstellung der Biografien. Sie zeigt auch, wie die Polizei in der Weimarer Republik, während des Nationalsozialismus und in den Anfangsjahren der Bundesrepublik mit Mitarbeitern umgegangen ist. Ebenso gewährt sie Einblicke in den Polizeiapparat, den Arbeitsalltag und zeigt auf, welchen Einfluss die jeweilige Staatsform auf die Polizei Hamburg hatte. Mit dem Ausruf „Juden brauchen wir hier nicht“ – dem Titel der Ausstellung – wurde der Hamburger Polizeihauptwachmeister Rudolf Cracauer nachweislich gedemütigt. „Mit dieser Ausstellung hat die Polizei Hamburg den Finger in die eigene Wunde gelegt: Sie bekennt sich deutlich zu ihrer unrühmlichen Geschichte zurzeit des Nationalsozialismus und in den Folgejahren der jungen Bundesrepublik. Geschichte ist nicht vergangen, sondern wirkt fort. Der Antisemitismus war und ist in Deutschland wieder allgegenwärtig. Mit dieser Ausstellung im Polizeimuseum Hamburg wollen wir dazu beitragen, dass wir nicht vergessen, sondern hinschauen und deutlich machen, dass Antisemitismus uns alle angeht und wir gemeinschaftlich dafür einstehen, dass Antisemitismus nirgendwo geduldet wird“, erklärt Museumsleiter Joachim Schulz anlässlich der bevorstehenden Ausstellungs-Eröffnung.