„Hätte die Vergitterung des Rohrs anders geplant und ausgeführt werden müssen?“

„Hätte die Vergitterung des Rohrs anders geplant und ausgeführt werden müssen?“.

Fischbeker Heidbrook: Tierhalterin kritisiert Entwässerungskonzept.

Sind im Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook Abwasserrohre installiert worden, die für Haustiere und wild lebende Kleintiere zur Todesfalle werden können? Allem Anschein nach ist das der Fall, wenn man den folgenden Fall betrachtet: Anwohnerin Tanja Zahrou vermisste seit dem 16. März ihren Kater „Leo“. Nach Aussage von Zahrou ist das Tier oft in der Umgebung unterwegs, er bleibt also nicht in den eigenen vier Wänden oder im Gartenbereich. Als „Leo“ aber nach Stunden immer noch nicht von seinem Ausflug zurück war, wurde seine Besitzerin unruhig. Denn „Leo“ verfüge über einen gesunden Hunger, was ihn immer wieder nach Hause zurück triebe, betont Zahrou. Diese machte sich auf die Suche.
Als sie dabei drei Frauen mit Hund an einem Regenwasser-Entwässerungsgraben circa 100 Meter von ihrem Zuhause entfernt traf, sprach sie sie an.
„Sie erklärten, dass sie eine Katze im Rohr miauen hören. Tatsächlich! Mein Leo hockte da unten. Da ging ein Fallrohr mit rund 35 Zentimeter Durchmesser, ungefähr 2,50 Meter Länge schräg nach unten. Mein Kater kam einfach nicht mehr selbstständig heraus“, erläutert Zahrou. Das Fallrohr sei zwar vergittert, jedoch habe das Gitter einen Abstand von rund 11 Zentimetern zum Boden. Vermutlich ist „Leo“ dort auf Mäusejagd gewesen und hat dann im Rohr neugierigerweise gesucht und den Halt verloren, erklärt Zahrou.
Alleine konnte sich der Kater nicht aus seiner misslichen Lage befreien. Auch die Tierhalterin konnte ihm nicht alleine helfen, weshalb sie die Feuerwehr verständigte.
„Ich wurde darüber aufgeklärt, dass für eine Tierrettung Gebühren anfallen, die dem Besitzer in Rechnung gestellt werden. Über die Höhe könne man allerdings nichts sagen, diese würde sich nach dem Aufwand berechnen. Ich dachte natürlich, dass es eine schnellere Aktion werden würde: Gully auf, Katze raus und fertig“, so Zahrou. Aber die Rettung gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Die Geräusche, die beim Öffnen der Gullydeckel entstanden, verschreckten den Kater, der sich immer weiter ins Kanalsystem zurückzog.
„Die beiden jungen Feuerwehrmänner waren engagiert und gaben nicht auf, bis sie den Kater wieder geortet hatten. Leider ließ er sich nicht so weit nach vorne locken, dass man ihn hätte packen können. „Leo“ verschanzte sich ziemlich mittig in einen Kanal, der zwischen zwei Schächten verlief, die ungefähr 50-60 Meter auseinander liegen, und bewegte sich auch nicht mehr vor oder zurück“, erinnert sich Zahrou.
Als nächstes wurde die Stadtentwässerung alarmiert – was eine Stunde Anfahrt benötigte. Einer der beiden Feuerwehrmänner saß so lange im Schacht, damit der Kater sich nicht noch weiter im Kanalsystem verirrte. Die Mitarbeiter der Stadtentwässerung hatten allerdings andere Vorstellungen von der Rettung, als die Feuerwehrmänner. Leider wäre ihnen auch nicht mitgeteilt worden, zum Orten des Tieres einen kleinen fahrbaren Roboter und eine Kabelkamera mitzubringen, sagt Zahrou.
Nachdem die freundlichen wie engagierten Mitarbeiter der Stadtentwässerung auch nicht helfen konnten, wurde weitere Verstärkung von der FF Fischbek hinzugezogen. Pläne wurden diskutiert und wieder verworfen, bis ein Feuerwehrmann meinte, dass das alles viel zu umständlich sei. Er kroch beherzt selbst durch das meterlange Rohr und „schnappte“ sich „Leo“. Nach vier Stunden Rettungsaktion konnte Zahrou ihren Kater wieder in ihre Arme schließen.
Trotz der geglückten Rettungsaktion bleiben Fragen: „Ich konnte herausfinden, dass mein Kater kein Einzelfall hier im Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook ist. Es ging einer Katze ähnlich, diese konnte sich allerdings selber nach einem Tag befreien, weil das Rohr nicht abschüssig verlegt ist. Dafür ist dieses Rohr bis heute nicht vergittert, und im schlimmsten Fall könnte ein Kleinkind da rein krabbeln“, kritisiert Zahrou.
Eine weitere Katze konnte nur verendet geborgen werden – allerdings sei der Fall nicht ganz vergleichbar, da es sich um ein anderes Abwasserrohr handelte, das mittlerweile komplett vergittert wäre, so die Anwohnerin.
Das Entwässerungskonzept beruhe wohl auf einem neuartigen Konzept für das Neubaugebiet Fischbeker Heidbrook. „Es darf aber nicht zur Todesfalle für Tiere werden, denn wenn sich eine Katze nicht befreien kann, können es andere Kleintiere erst recht nicht. Und im Fall von starken Niederschlägen wäre der Kater ertrunken, denn er hätte keine Chance gehabt, aus der Kanalisation in nächster Nähe herauszufinden, bzw. wäre verhungert/verdurstet, wenn man ihn nicht gehört hätte“, gibt Zahrou zu bedenken.
Daran schließe sich für sie auch die Haftungsfrage an. „Nach mehreren Stunden Feuerwehreinsatz mache ich mir natürlich auch Sorgen über die Kosten, die für die Aktion auf mich zukommen werden, zumal das von dem Feuerwehrmann, der vor Ort war, georderte Gerät gar nicht mitgebracht wurde, was das Ganze dann auch wiederum abgekürzt und vereinfacht hätte. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass die Verantwortung für das Tier nicht an der Haustür aufhört. Deshalb die dringende Frage: Hätte die Vergitterung des Rohrs anders geplant und ausgeführt werden müssen (andere vergleichbare Rohre sind bis Bodennähe vergittert). Wie kann es sein, dass das andere Rohr gar nicht vergittert ist?“, fragt Zahrou. Diese möchte sie sich vor allem bei den „heldenhaften“ Feuerwehrmännern ganz herzlich bedanken. Der Neue RUF konfrontierte die zuständige IBA mit dem Fall. Bis Redaktionsschluss gab es aber keine Stellungnahme seitens der IBA.