Gemeinsame Maßnahmen zur Bewältigung des Fachkräftemangels im Klimahandwerk

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Gemeinsame Maßnahmen zur Bewältigung des Fachkräftemangels im Klimahandwerk.

Auf Initiative der Handwerkskammer wurde Runder Tisch gebildet.

(mk) Hamburg. Hamburg hat ehrgeizige Klimaziele: An tausenden Gebäuden sollen Solarzellen, Wärmepumpen oder moderne Heizungssysteme installiert werden. Bei der Wärmewende und der energetischen Sanierung alter Häuser gibt es Vorgaben, Förderung und einen großen Bedarf. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen fehlen – bundesweit und auch in Hamburg – die Nachwuchs- und Fachkräfte im Handwerk, gerade bei Klimaberufen in Bau- und Ausbaugewerken. Um dieses Problem gemeinsam anzugehen, bringen die Umweltbehörde und die Handwerkskammer Fachleute aus Verwaltung, Bildung und der Praxis zu einem Runden Tisch zusammen. Knapp 20 Personen trafen sich am 23. Februar erstmals. Drei weitere Treffen in diesem Kreis sind in diesem Jahr noch geplant.
Michael Pollmann, Staatsrat für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, eröffnete den Runden Tisch und erklärt: „Ohne das Handwerk funktioniert in unserer Gesellschaft nichts. Zum Beruf machen wollen es aber immer weniger. Dabei haben wir im Handwerk glänzende Perspektiven für junge Leute und hoch spannende Berufsfelder. Fakt ist: Uns fehlen die Fachkräfte und der Nachwuchs – in den Klimaberufen ganz besonders. Diesen Trend müssen wir stoppen. Um uns als Stadt und Gesellschaft auf den Klimawandel einzustellen und den CO2-Ausstoß Richtung Null zu senken, spielen die Gebäude eine zentrale Rolle. Allein die Solardachpflicht und die Pflicht zum Einbau erneuerbarer Energien beim Heizungstausch werden zu zehntausenden Aufträgen in Hamburg führen. Dafür brauchen wir motivierte und gut ausgebildete Dachdecker*innen, Solar- und Heizungsbauer*innen, Praktiker*innen für Gebäude-Elektrik, Solarbau, Holzbau oder energieeffiziente Häuser. Der Runde Tisch bringt Expertise aus vielen Bereichen zusammen – ich bin überzeugt, dass er auch gute Lösungsansätze vorschlagen wird.“
Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg: „Klimawende braucht Fachkräfte. Deswegen beraten heute auf Initiative der Handwerkskammer erstmals Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden, dem Handwerk, aus Schulen, Vorständen und Innungen, um gemeinsam Wege aus einer Schieflage zu finden, die keiner alleine bewältigen kann: In Hamburg steht ein riesiger, energetisch zu sanierender Gebäudebestand einer überschaubaren Zahl im Klimaschutzhandwerk spezialisierter Fachleute gegenüber. Viele wissen jetzt schon nicht mehr, wie sie die Menge an Aufträgen überhaupt bewältigen sollen. Ich erwarte aus unserer interdisziplinären Zusammenarbeit konkrete Maßnahmen und echte Anreize in den Bereichen Berufsorientierung, Weiterbildung und Qualifizierung für junge Leute, Quereinsteigende und Zugewanderte. Wir brauchen sie jetzt und für viele weitere Jahrzehnte als Macher der Klimawende sowie als Garanten für den weiteren Ausbau und Erhalt nachhaltiger Infrastrukturen. Damit hat unser Runder Tisch einen ganz klaren Auftrag. Packen wir es an.“
Das Hamburgische Klimaschutzgesetz sieht u. a. eine Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen ab 2023 auf Hamburgs Dächern im Neubau vor („Solardachpflicht“). Für Bestandsgebäude, bei denen die Dachhaut vollständig erneuert wird, greift die Pflicht ab 2025. Seit Mitte 2021 muss bei einem Heizungstausch ein Mindestanteil der Wärmeenergie aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Laut der Bundesagentur für Arbeit gibt es jedoch gerade in jenen Handwerksberufen, die für diese Arbeiten benötigt werden, die größten Engpässe. So liegen Berufe in der Leitungsinstallation und -wartung in der Engpassanalyse 2020 auf Platz zwei; an dritter Stelle folgen Berufe der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) von 2021: Die Bauelektrik- sowie die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche weisen die höchsten Engpässe auf. Auch Auszubildende werden dringend gesucht: Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hamburg verzeichnete im Januar dieses Jahres 138 freie Lehrstellen für Elektroniker*innen und 120 freie Ausbildungsplätze für Anlagenmechaniker*innen SHK.