Für über 30.000 Seeleute an 365 Tagen sechsmal um die Erde

Riedel

Für über 30.000 Seeleute an
365 Tagen sechsmal um die Erde.

Bilanz 2018 des international seamen’s club Duckdalben.

Die Mehrzahl der Seeleute, die 2018 den international seamen’s club Duckdalben der Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V. in der Zellmannstraße besuchten, nutzten den hier angebotenen Shuttle-Service: Ehrenamtliche Mitarbeiter und Bundesfreiwilligendienst-Leistende holen die Seeleute am Terminal ab und bringen sie nach dem Aufenthalt im Club zurück an das Schiff. 2018 legten sie dabei knapp 250.000 Kilometer mit den clubeigenen Kleinbussen zurück. Das ist eine Fahrleistung, die sechs Touren um die Erde entspricht. Seit Gründung des Clubs fuhren die Fahrzeuge namens Bibo, Ducky, Kermit und Elmo bei 252.438 Fahrten im Hafen über 4.6 Millionen Kilometer: das heißt, sechs Mal zum Mond und zurück. Seeleute aus aller Welt sind mit den Namen aus der Sesamstraße vertraut. Im Frühjahr kam Ernie dazu. Auch er ist erdgasbetrieben – also gegen Dieselfahrverbote gefeit.
Im Jahr 2018 zählte der Club insgesamt 34.620 Besucher, 2017 waren es noch 36.759. Davon waren 30.827 Seeleute (2017: 33.226). Im September 2018 begrüßten Anke Wibel und Jan Oltmanns von der Clubleitung den Ein-Millionsten Gast im Duckdalben. Der indische Seemann Chandrakant Rakshe freute sich über eine Magnum-Flasche Dithmarscher und eine Sonnenblume im Topf. Für Seeleute sind Schnittblumen an Bord ein schlechtes Omen, weil sie für Tod und Schmuck bei einer Seebestattung stehen.
Die Seeleute kamen 2018 aus 103 Ländern. Die größte Gruppe stammt mit 16.344 Besuchern von den Philippinen (2017: 17.388). Die weiteren stärksten Seefahrernationen sind Indien (4.711 Clubgäste), Ukraine (1.907), China (1.459), Russland (1.233). Aus Deutschland besuchten 173 (2017:196) Seeleute den Club mit der Ente als Leitfigur. Durchschnittlich stand der Club täglich 95 Gästen an 365 Tagen offen. Seit Gründung 1986 sind es 1.010.005 Besucher. (Stand 31.12.2018).
Jan Oltmanns erläutert, warum 2018 die Zahl der Seeleute im Club leicht gesunken ist: „Die Schiffe werden größer. Die Crews bleiben in ihrer Größe etwa gleich oder werden sogar kleiner. Die Liegezeiten werden zudem so bemessen, dass die Kosten so gering wie möglich sind. Immer weniger Seeleute pro Besatzung finden Zeit und Gelegenheit für den Landgang. Da macht es mich froh, dass die Philippiner immerhin durchschnittlich über 3 Stunden bei uns geblieben sind. Das ist ganz knapp unter der durchschnittlichen Verweildauer von 200 Minuten.“
„Das Leben der Seeleute ist hart. Sie leben an ihrem Arbeitsplatz. So dauert etwa eine Tour eines Container-Schiffes auf der Route Nordeuropa-Fernost 77 Tage: Dann ist die Welt der Männer und Frauen an Bord bis zu 400 Meter lang und 61 Meter breit. Dabei arbeiten sie nicht nur für sich, sondern für jeden von uns: Ob PC oder Flip-Flops. 90 Prozent dessen, was konsumiert wird, kommt über den Seeweg Und auch in den Häfen lockt keine Seefahrerromantik. Oft liegen die Schiffe nur Stunden am Kai. Damit steht das Zeitfenster für eine Auszeit nur einen Spalt offen, um im Club zu telefonieren, zu skypen, einen Rat einzuholen oder Besorgungen zu machen. Milka und Ritter Sport sind die Renner“, berichtet Anke Wibel, Leiterin des Clubs.