„Die Wertschätzung bekommen wir wieder!“.
Projekt „Herzhaft“ hilft bedürftigen Menschen.
Wohnungslose, Obdachlose, einsame Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Menschen, die in ihren Autos wohnen oder wo der Aufenthaltsstatus ungeklärt ist – es gibt viele von ihnen in Wilhelmsburg, und dennoch laufen sie quasi unter dem Radar, sind kaum bis gar nicht sichtbar in der Gesellschaft und hatten bis vor Kurzem noch nicht einmal eine Anlaufstelle auf der Elbinsel. Vor nun fast zwei Jahren hat sich das geändert: Im März 2023 startete das Projekt „Herzhaft“ in der Emmaus-Gemeinde. In der Eckermannstraße 1 gibt es seitdem immer montags zwischen 12 und 13.30 Uhr ein warmes Mittagessen, ab 11 Uhr kann man die Duschcontainer nutzen oder sich Kleidung aussuchen. Mittlerweile ist ein zweiter Tag dazugekommen: Immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr (Duschen ab 14 Uhr) gibt es Kaffee und Kuchen. Außerdem bieten Straßensozialarbeiter der Sozialen Beratungsstelle Harburg/Wilhelmsburg der Diakonie Hamburg den Menschen ihre Hilfe an und beraten sie.
Was aber noch wichtiger ist: Hier wird den Menschen mit Respekt begegnet, nicht (vor-)verurteilt, werden die Gäste so angenommen, wie sie sind. „Diese Wertschätzung, die wir den Menschen geben, bekommen wir auch zurück“, weiß Projektkoordinatorin Teite Böhmann. Seit Dezember 2023 ist sie engagiert dabei. „Mir macht der Job sehr viel Spaß. Und wenn ich Erfolge der Klienten sehen, ist das ein weiterer Ansporn“, so die 27-Jährige, die vorher lange in der Seemannsmission Duckdalben tätig war. So finden hier Einsame zusammen oder Obdach- und Wohnungslose wieder eine Unterkunft.
Wie nötig ein solcher Treffpunkt ist, weiß Richard Luther von der Sozialen Beratungsstelle Harburg/Wilhelmsburg. „Die Emmaus-Gemeinde ist damals auf uns zugekommen und wollte Obdachlosen helfen. Und so eine Anlaufstelle fehlte in Wilhelmsburg dringend“, erinnert er sich. Angefangen mit sechs Gästen, kommen mittlerweile durchschnittlich 40 Menschen regelmäßig in das Gemeindehaus. Allein im Jahr 2024 wurden rund 1.900 Mahlzeiten ausgegeben. Wichtig: Anders als in anderen Einrichtungen muss man hier seine Bedürftigkeit nicht nachweisen und – jeder kann so viel essen, wie er möchte. „Das hat sich hier super entwickelt“, zieht Luther ein vorläufiges Fazit des Projekts.
Ohne ehrenamtliche Helfer, die zum Beispiel das Essen kochen und verteilen, wäre die Suppenküche allerdings gar nicht zu realisieren. Zwei davon sind Meggi und Hertha. „Wir beide sind seit Anfang an dabei. Ich mache die Arbeit gerne, rede gerne mit den Menschen, die sind alle nett und freundlich“, weiß die 76-jährige Meggi zu berichten. Und während die 76-Jährige munter plaudert, wuselt die 83-jährige Hertha im Hintergrund fleißig umher. Denn nur mit dem Essen austeilen ist die Arbeit nicht getan. Die Tische müssen verrückt und eingedeckt, die Verteilung vorbereitet und auch der Abwasch organisiert werden, sodass die beiden bereits zwei Stunden vor Öffnung der Suppenküche vor Ort sind.
Das spendenfinanzierte Projekt ist immer auf der Suche nach Hilfe, sei es finanziell oder mit tatkräftiger Unterstützung. Informationen zum Spenden gibt es entweder unter www.rkg.hamburg/unterstuetzung oder über den QR-Code. Wer direkt vor Ort als Ehrenamtlicher helfen möchte, wendet sich per E-Mail an Teite Böhmann unter herzhaft@kirche-wilhelmsburg.de.