„Das Haus ist mehr als nur eine Übungsstätte!“

Überall in der Oolen Wach wird fleißig gewerkelt: Ende 2025 Anfang 2026 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein

„Das Haus ist mehr als nur eine Übungsstätte!“.

Bauarbeiten an „Oole Wach“ gehen voran.

Dr. Anna Joss, Leiterin des Denkmalschutzes Hamburg, ist die Freude mehr als deutlich anzusehen. Sie steht mitten auf der Baustelle der Oolen Wach, Finkenwerders ehemaliger Polizeiwache, die seit Anfang 2024 umfangreich saniert wird. „Es ist immer wieder eine große Überraschung, was man hier noch alles so findet“, so die Denkmalpflegerin. Was sie so begeistert? Bei den Arbeiten ist ein kleines Stück Geschichte des altehrwürdigen Gebäudes unter Putz und Tapete wieder aufgetaucht: eine Wandmalerei in Form von Weinkrügen, grünen und blauen Trauben und Ranken. Nicht nur sie zeigte sich angetan von diesem kleinen, aber feinen Detail, auch Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH und Jana Schultze und Christine Nothdurft von der Finkwarder Speeldeel e.V. freuten sich. Sie alle informierten gemeinsam bei einem Vor-Ort-Termin über den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten.
So befänden sich die umfassenden, baulichen und technischen Instandhaltungsmaßnahmen in den Untergeschossen sowie im Erdgeschoss, die von der städtischen Sprinkenhof GmbH in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt durchgeführt werden, in vollen Zügen, heißt es in einer Mitteilung. Individuelle denkmalschutzrechtliche Anforderungen träfen hierbei auf die zu berücksichtigenden statischen und brandschutztechnischen Notwendigkeiten zur Ertüchtigung des Gebäudes. Auch die energetische Gebäudeoptimierung erfordere individuelle, fachgerechte Lösungen. Die Kosten des Projektes sind mit rund 4,1 Mio. Euro veranschlagt. Bereitgestellt wurden beziehungsweise werden die Mittel durch den Bund, das Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm (HWSP), reguläre Haushaltsmittel der Finanzbehörde sowie durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte.
„Die Oole Wach gehört zu Finkenwerder wie der Michel zu Hamburg. Sie prägt seit über 120 Jahren das Bild des Ortskerns von Finkenwerder, ist seit über 40 Jahren die Heimat der Finkwarder Speeldeel – die dort Gemeinschaft und Tradition lebendig hält. Nach der erfolgreichen Sanierung soll es auch Raum für weitere Nutzerinnen und Nutzer geben. Dank der gemeinsamen Anstrengungen von Bund, Senat und Bezirk bleibt die Oole Wach damit auch in Zukunft ein zentraler Treffpunkt für Finkenwerder“, so Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte.
Zum Jahreswechsel 2025/26 soll das Gebäude fertiggestellt werden, stellen Andreas Dressel und Jan Zunke in Aussicht. Diesem Termin sehen Jana Schultze und Christine Nothdurft sehnsüchtig entgegen. „Es fehlt uns ganz schrecklich. Das Haus ist mehr als nur eine Übungsstätte. Wir sind gerade ohne Heimat und wollen die Oole Wach so schnell wie möglich wieder als Begegnungsstätte nutzen“, so die beiden.
Nach seiner Errichtung im Jahr 1903 war das ursprünglich als Gaststätte geplante Gebäude ab 1934 als Polizeiwache in Finkenwerder bekannt, wo es den plattdeutschen Namen „De Oole Wach“ erhielt. Im Jahr 2013 wurde das Gebäude in die Liste der Kulturdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg aufgenommen und dient seit 1982 dem norddeutschen Folkloreverein Finkwarder Speeldeel e.V. Dank des engagierten Einsatzes der Finkenwerder Ortsgemeinschaft konnte das Gebäude erhalten werden. Nach zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden an Wochenenden und während des sogenannten „Wachendienstags“ wurde das Haus im April 1983 feierlich eröffnet. Seitdem ist die Finkwarder Speeldeel die Hauptnutzerin des Gebäudes und profitiert aufgrund ihres Engagements von Mietfreiheit. In letzter Zeit wurden Teile des Gebäudes auch von weiteren ortsansässigen Vereinen genutzt und an ein Abgeordnetenbüro vermietet.
„Die Revitalisierung der ,Oole Wach‘ ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie wir durch gezielte Investitionen in unsere kulturellen Denkmäler nicht nur die Geschichte bewahren, sondern auch die Zukunft gestalten. Wir setzen hier mit einer Investition von rund 4,1 Mio. Euro ein starkes Zeichen für den Erhalt norddeutscher Traditionen und schaffen gleichzeitig einen lebendigen Ort der Begegnung für die Gemeinschaft. Dieses Projekt zeigt, wie Denkmalschutz und moderne Anforderungen Hand in Hand gehen können, um ein Stück unserer Identität für kommende Generationen zu sichern“, erklärt Dressel abschließend.