„Das Bezirksamt bedauert es, dass der Nachbarschaftsgarten umziehen muss“

„Das Bezirksamt bedauert es, dass der Nachbarschaftsgarten umziehen muss“.

Projekt des Stadtteilvereins soll DB Netz AG-Anlage weichen.

Groß war die Freude bei den Mitgliedern des Stadtteilvereins Neuwiedenthal, als im Oktober 2018 die offizielle Einweihung des „Nachbarschaftsgartens“ im Striepenweg (neben dem P+R-Parkhaus) über die Bühne ging. In der Folgezeit verwandelten die Aktiven die verwaiste Fläche mit viel Engagement und Kreativität in ein wahres grünes Kleinod. Hochbeete und mehrere Beeteinfassungen aus Holz entstanden in kurzer Zeit. Daneben pflanzten die engagierten Hobbygärtner noch Obstbäume und mehrere Beerensträucher. So ist auf der vormals wilden Wiese Stück für Stück der Nachbarschaftsgarten, der von einem hölzernen Staketenzaun begrenzt wird, entstanden. https://youtu.be/Ltc2_G8Ew-A
Aber schon damals warnte die SPD-Bezirksabgeordnete Beate Pohlmann die Mitglieder des Stadtteilvereins Neuwiedenthal, dass das Areal zwar in städtischem Besitz sei, aber als Gewerbefläche ausgewiesen wäre. Es könnte der Fall eintreten, dass der Bezirk Harburg bei einem potenziellen Interessenten für das Grundstück seine Erlaubnis für den Nachbarschaftsgarten zurückziehe. Genau dieser Fall scheint nun eingetreten zu sein. Vor Kurzem hatte der Stadtteilverein Neuwiedenthal von der Deutschen Bahn Netz AG die Mitteilung erhalten, auf der Fläche des Nachbarschaftsgartens Bodenuntersuchungen durchzuführen. Hintergrund ist die Realisierung einer weiteren S-Bahnlinie für den Hamburger Süden. Am 25. April hatte im Ausschuss für Mobilität ein Vertreter der Deutschen Bahn Netz AG den Mitgliedern mitgeteilt, dass die dritte S-Bahnlinie S32 mit allen dazugehörigen Anlagen bis 2027 umgesetzt werden soll.
Der Neue RUF fragte beim Bezirk Harburg nach. Pressesprecher Dennis Imhäuser bestätigte das Aus für den Nachbarschaftsgarten am Standort Striepenweg. „Das Bezirksamt bedauert es, dass der Nachbarschaftsgarten mit Auslaufen des Pachtvertrages Ende 2022 umziehen muss“, sagte der Pressesprecher. Auf Nachfrage erklärte er, dass auf dem Grundstück die Deutsche Bahn Netz AG voraussichtlich 2024 technische Anlagen errichten wolle. Schon auf besagter Sitzung des Mobilitätsausschusses hatte der Referent der Deutschen Bahn Netz AG Kartenmaterial hinsichtlich der räumlichen Bedarfe für die Modernisierung der S-Bahnstrecke im Bezirk Harburg vorgestellt. Unter anderem wird auf eine Fläche 3 im Striepenweg hingewiesen, auf der ein „Gleichrichterwerk“ gebaut werden soll. In einem „Gleichrichterwerk“ wird für den Bahnbetrieb Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt. Das Areal ist das Grundstück, auf dem sich der Nachbarschaftsgarten befindet. Angesichts dieser weitgediehenen Pläne stellt sich die Frage für den zukünftigen Standort des Nachbarschaftsgartens. Laut Pressesprecher Imhäuser wird bereits daran gearbeitet. „Das Bezirksamt ist sehr an der Fortführung des Stadtteilprojekts Nachbarschaftsgarten in Neuwiedenthal interessiert und wird dem Nachbarschaftsgärtner:innen deshalb eine Ersatzfläche anbieten. Der Garten ist ein Projekt aus der Integrierten Stadtteilentwicklung (RISE) in Neuwiedenthal und steht für eine lebendige Nachbarschaft und ehrenamtliches Engagement. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Garten ein Symbol für ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt der Bewohner:innen von Neuwiedenthal geworden ist. Derzeit werden Gespräche aufgenommen, um die Situation mit dem Verein zu besprechen. Es gibt bereits mögliche Standorte, die gemeinsam mit dem Verein ergebnisoffen betrachtet werden sollen. Auch bleibt offen, wann der Garten letzten Endes umziehen muss. Dies wird ebenfalls mit allen Beteiligten besprochen werden.“
CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer forderte in diesem Zusammenhang einen vernünftigen Ersatz für die Hobbygärtner in Neuwiedenthal – und nicht irgendwo in Fischbek oder Sandbek. Die Bürger müssten auf kurzen Wegen zum Nachbarschaftsgarten gelangen, so Fischer.